Jadwiga Kuhn
Ihr Köbi soll nicht vergessen gehen
Eine Statue in Bronze zu Ehren der Fussball-Legende: Für ein solches Denkmal engagiert sich seine Witwe. Was aber mit seinem Familiengrab passiert, ist ihr offenbar egal.
Das Familiengrab der Kuhns erzählt eine traurige Geschichte: Rechts, auf der Seite von Köbi (†76), gedeihen farbige, frische Blumen. Nebenan, wo seine erste Frau Alice (†73) liegt, vertrocknen die Pflanzen des Vorjahres. Auch die kleine, unter den grossen Grabstein der Eltern verbannte Erinnerungsplatte an Tochter Viviane (†46) liegt im verdorrten Bereich.
Christian Maurer, ein enger Freund von Köbis einzigem Kind, begleitete Viviane zu ihren Lebzeiten jahrelang auf den Friedhof, um das Grab von Mutter Alice zu pflegen. Auch nach Vivianes Tod, die im Mai 2018 an Organversagen durch übermässigen Alkoholkonsum starb, besuchte er den Friedhof regelmässig. «Ich musste irgendwann aufhören damit, der Verlust schmerzt zu sehr», sagt Maurer zur GlücksPost.
Als er aus der Zeitung über den Zustand des von ihm mit Hingabe gepflegten Grabes erfährt – Engel und andere Dekorationsgegenstände von ihm stehen immer noch da –, muss Maurer mit eigenen Augen sehen, was da vor sich geht. «Ich weiss, dass Köbi schon bei Alices Tod für die Pflege des Grabes durch die Friedhofsgärtnerei auf Jahrzehnte hinaus vorbezahlt hatte.» Auch dass sein Antlitz – wie das von Alice – in Gips auf den Grabstein montiert wird, hatte Köbi Kuhn bereits organisiert. Doch heute, acht Monate nach seinem Tod im November 2019, klebt immer noch dasselbe Provisorium über der Inschrift: ein laminiertes Foto, das inzwischen sogar schräg hängt.
Auch ein ehemaliger FCZ-Junior, der unter Trainer Kuhn gespielt hatte, las von der verwitterten Gedenkstätte. Und krempelte die Ärmel hoch. «Ich traf ihn auf dem Friedhof Sihlfeld», erzählt Maurer. «Er karrte mit einem Coop-Wägeli Dutzende Blumenstöcke über die kiesigen Wege heran. Ein Riesenaufwand!» Ein fast Fremder muss sich um das Kuhn-Grab kümmern? Ja, denn Jadwiga drängt lieber darauf, dass Köbi, den sie als zweite Schweizer National-Legende neben Wilhelm Tell sieht, eine Bronzestatue in Lebensgrösse erhält. Auf der Fritschiwiese in Köbis Zürcher Heimatviertel Wiedikon. Hier tschutteten die Kinder zu Köbis Zeiten. Heute ist da nicht mehr viel, das an Fussball erinnert. Die Stadt hat Jadwiga vorerst eine Absage erteilt. Allerdings wird laut «NZZ» zurzeit eine «permanente Würdigung» für Köbi Kuhn in Form einer Skulptur oder «einer anderen Art der Wertschätzung» vom Zürcher Stadtparlament geprüft. Jadwiga will die Statue aber jetzt: Sie fürchtet, Köbi gehe sonst vergessen.