«Wir lassen uns nicht aufhalten!»

Petrus sei Dank! Eben noch hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet, doch als Sarah-Jane (34) und Dani Sparn (33) auf dem Hirzel ZH ankommen, drückt bereits wieder die Sonne durch. Bereit zum Grillplausch! Die beiden Baselbieter sind bei ihrem Freund und Musik-Kollegen Christoph Steiner (48) und seiner Frau Silvia (39) eingeladen. Das erste Wiedersehen nach dem Lockdown!

Ein munteres Gespräch über Gott und die Welt entflammt – und vor allem über Musik. Christoph Steiner ist Sänger der Alpenraudis (www.alpenraudis.ch), Dani Produzent und Bandleader der sechsköpfigen Formation.

Sarah-Jane hat viele Lieder für sie geschrieben, den Namen erfunden – und die beiden Herren überhaupt erst «verkuppelt», nachdem ihr Mann 2014 die Idee zu einer Schlagerband hatte. «Ich war auf einer Kreuzfahrt engagiert, bei der auch Christoph mit seiner ehemaligen Band, den Säntisfegern, auftrat. Ich sprach ihn an, und er war sofort interessiert.»

2016 erschien schliesslich ihr Album «Wir sind die Alpenraudis». Und die Musik kam an. «Wir haben einen tollen Weg hinter uns», sagt Dani Sparn, «obwohl er manchmal auch steinig war. Als Band muss man sich finden, es gab Musiker-Wechsel, aber das gehört dazu.» Ein echter Felsbrocken im Weg ist jetzt aber Corona. Ein Unwort für alle, aber für Musiker ganz speziell. «Ich mag eigentlich schon gar nicht mehr darüber reden», sagt Christoph, der gebürtiger Österreicher ist. «Dieses Informationswirrwarr macht müde, und man ist so machtlos.»

Doch Not macht erfinderisch: So haben die Alpenraudis aus dem «Homeoffice» heraus die Single «Her mit den Hennen» eingespielt. Alle geplanten Auftritte musste die Band aber absagen, und Besserung erwarten sie nicht so schnell, denn sie sind auf grössere Anlässe wie Dorf-, Turn- oder Oktoberfeste spezialisiert. Während die Situation Christoph, der hauptberuflich im Aussendienst einer Parkettboden-Firma arbeitet, vor allem emotional trifft, geht es bei Dani Sparn mit seiner Management- und Event-Agentur ans Portemonnaie. «Es ist happig. Wenn der Herbst auch noch wegbricht, kann ich dieses Jahr eigentlich als Totalausfall verbuchen. Und bei meiner Frau sieht es nicht viel anders aus.»

Sarah-Jane arbeitet – wie schon immer – nebenbei in ihrem eigenen kleinen Coiffeur-Salon. Das sei allerdings ein Tropfen auf den heissen Stein, gibt sie zu. Dazu stehen Auftritte in Altersheimen an. Das breche ihr kein Zacken aus der Krone. Im Gegenteil: «Die Bewohnerinnen und Bewohner waren ja lange regelrecht weggesperrt. Ich freue mich sehr, wenn ich etwas Lebensfreude weitergeben kann. Mit meinen Liedern fühle ich mich geradezu prädestiniert dazu», sagt sie und lacht.

Ihre Fröhlichkeit lässt sie sich nicht nehmen – auch wenn sie wirklich harte Zeiten hinter sich hat. Zwei Fehlgeburten letztes Jahr, dazu der Tod ihrer Grossmutter und ihres geliebten Hündchens Alfy. «Es kann nur besser werden», meinte sie danach zur GlücksPost. Und dann kam Corona. Dennoch ist sie tapfer. Die schwierigen Situationen hätten sie und Dani als Ehepaar noch enger zusammengeschweisst. Und sie sagt: «Ich war wirklich sehr traurig, dass es mit den Kindern nicht geklappt hat. Aber im Nachhinein hat es auch sein Gutes. Ich bin sehr sensibel und emotional. Die Unsicherheit mit dem Virus und der finanziellen Lage hätte mich sehr belastet. Ich will meinem Kind etwas bieten können. Deshalb haben wir das Thema jetzt etwas nach hinten geschoben.»

Bereits Vater ist Christoph Steiner. Er hat aus früherer Beziehung die Kinder Ladina (18) und Raffael (15). Die Patchwork-Familie funktioniere extrem gut, schwärmt er. Und wie als Beweis stösst auch noch sein Sohn zum Grillfest dazu. Die Stimmung ist nach wie vor munter, und es werden eifrig Pläne geschmiedet. Sarah-Jane arbeitet an einer Single und erfindet sich gerade neu. Moderner soll es werden, aber immer noch Sarah-Jane, wie ihre Fans sie kennen. Die Alpenraudis haben die Veröffentlichung ihres geplanten Albums auf Eis gelegt. Erst mal! Christoph Steiner: «Wir mussten einen Gang zurückschalten. Wir lassen uns aber nicht aufhalten oder von unserem Weg abbringen!»