Jürg Randegger
Ein letzter Auftritt aus Nostalgie
Eigentlich geniesst er seinen Ruhestand mit der Familie. Zu einem speziellen Jubiläum macht die TV-Jass- und Cabaret-Rotstift-Legende aber eine Ausnahme und kehrt noch mal vors Publikum zurück.
Im kleinen Rahmen mit der Familie habe er am 21. März seinen 85. Geburtstag gefeiert, erzählt Jürg Randegger der GlücksPost. Zu einer ausgiebigen Sause hatte er keine Lust, die habe er veranstaltet, als er 80 wurde. «Es war eine Vorpremiere von ‹Rotstift Reloaded›, an die ich alle meine Freunde und Bekannten eingeladen habe. Schon da sagte ich: Das ist meine letzte grosse Feier. Auch bei meiner Beerdigung will ich nichts Pompöses.»
Mit 60 ging der Zürcher in Frühpension. Und die geniesst er in vollen Zügen. «Ich finde es wichtig, dass man den richtigen Zeitpunkt für den Rücktritt findet. Ich staune, wie schwer es gewissen Leuten fällt, einen Schlussstrich zu ziehen. Ich möchte keiner sein, der mehr Mitleid als Begeisterung bei den Zuschauern auslöst.» Er habe während 40 Jahren neben all seinen Aktivitäten an TV, Radio und auf der Bühne stets zu 100 Prozent als Lehrer gearbeitet, erzählt die «Samschtig-Jass»- und Cabaret-Rotstift-Legende. Ganz auf die Karte Kunst zu setzen, traute er sich aber nie: «Ich wusste, dass man zappeln und tun muss, um Profi zu werden. Für eine grosse Karriere hatte ich nicht genug starke Ellbogen.»
Randegger und seine Frau, die sich von ihrem Schädel-Hirn-Trauma nach einem Sturz im letzten Jahr gut erholt, wohnen seit einem Jahr wieder in Zürich. Im Herbst 2017 mussten sie die Grossstadt verlassen – das Haus, in dem sie wohnten, wurde saniert – und wohnten in ihrem Ferienhaus in Kandersteg BE. Lange war nicht klar, ob sie in das neue alte Zürcher Heim zurückziehen können.
Er mache nichts mehr für die Menschheit, meint Randegger lakonisch. «Jetzt konzentriert sich alles auf die Familie. Mein Sohn und meine Tochter wohnen im gleichen Haus, wir sehen uns fast täglich.» Das gefalle ihm so. «Es muss nicht immer was laufen.»
Doch nun läuft wieder etwas: Randegger hatte sich eigentlich schon offiziell vom Showbiz verabschiedet, «doch dann kam Christian Jott Jenny mit seiner Idee für ‹Rotstift Reloaded›. Ich wollte das anfangs nicht – allein, ohne meine verstorbenen Kollegen.» Doch Jennys Idee zur Umsetzung gefiel ihm, und er sagte zu. «Nie hätte ich gedacht, dass ich mit 80 Jahren noch auf der Bühne stehe!»
2017 klopfte Jenny wieder an. Diesmal ging es um eine Wiederaufnahme der legendären «Zürcher Ballade»: eine Revue, die Zürcher Showgrössen der 60er-Jahre wie Jörg Schneider (†80), Margrit Rainer (†86) oder Inigo Gallo (†68) in den damals veranstaltungsfreien Sommern an der Trittligasse im Zürcher Oberdorf aufführten. Mit dabei war auch ein junger, kulturinteressierter Primarlehrer namens Jürg Randegger. «Ich fand, die ‹Zürcher Ballade› – oder ‹Trittligass›, wie Christian seine Version nennt – sei ein würdiger Abschluss meiner Karriere.» Nachdem er 2017 und 2018 mitgespielt hatte, kündigte Randegger an, dies sei nun endgültig sein letzter Auftritt gewesen.
Heuer ist es 60 Jahre her, dass die «Zürcher Ballade» uraufgeführt wurde. Ein Muss also, dieses Jubiläum am Originalort zu feiern – mit einer neuen Geschichte, neuen Liedern und unbekannten, alten Stücken. Dazu liess sich sogar Jürg Randegger nochmals überreden. «Doch meine Rolle ist ganz meinem Namen entsprechend – am Rand.» Er wird ab 27.8. in der ersten Szene von «Trittligass – ein sommerliches Grippenspiel» als Gast zu sehen sein. «Und ich habe kein schlechtes Gewissen, dass ich diesmal Nein zu mehr als diesem Gastauftritt gesagt habe.» Er wolle sich den Druck nicht mehr auferlegen, ständig verfügbar sein zu müssen. «Wenn ich mal krank sein sollte, können sie das Stück auch ohne mich spielen.» Schade wär’s allemal.
Wieder da!
60 Jahre nach der Premiere der «Zürcher Ballade» droht, was damals üblich war, ein kulturarmer Sommer.
In Anspielung auf den Grund dafür heisst das Jubiläums-Stück «Trittligass – ein sommerliches Grippenspiel» mit u.a. Walter Andreas Müller, Christian Jott Jenny und Heidi Diggelmann. Gespielt wird im Zürcher Oberdorf unter freiem Himmel.
Infos/Tickets: www.trittligass-ballade.ch