Den Strand vom Müll befreien – jeden Tag
Hunderttausende Abfallstücke hat die Labradordame Molly im Laufe der Jahre schon gesammelt! Und die Hündin wird weiter aufräumen, bis der englische Strand, an dem sie mit ihrer Besitzerin Fliss Carter lebt, sauber ist.
Vor drei Jahren zog Fliss Carter an den Strand von Scarborough an der Nordseeküste von England. Dort eröffnete sie einen Laden, in dem sie handgemachte Bad- und Hautpflegeprodukte verkauft. Ein Traumleben am Strand? Mitnichten! «Als ich anfangs mit meinem Hund Molly am Meer spazieren ging, war ich total schockiert über die Menge an Müll, die ich da täglich vorfand – alles einfach völlig gleichgültig von Strandbesuchern weggeworfen.»
Die 35-Jährige versteht nicht, wie man am Strand leben kann und einen die Abfallmengen einfach kalt lassen. «Wenn du schon das Glück hast, an einem so schönen Ort zu wohnen, hast du auch eine gewisse Verantwortung. Besonders die Menschen, die wie ich hier ihr Geschäft haben, müssen doch interessiert daran sein, dass es rundherum schön aussieht.» Im Sommer sei es besonders schlimm: «Es ist unmöglich, dem Plunder zu entkommen. Er ist einfach überall!»
Zum Glück hat Fliss Carter einen eigenen, hoch motivierten Aufräumdienst: Ladrador Molly. Die bald dreijährige Hündin liebte es schon als Welpe, Plastikflaschen aufzuheben und mit ihnen zu spielen. «Aber auch mit anderen Dingen, die sie im Sand fand. Vieles brachte sie mit nach Hause.»
Eine perfekte Voraussetzung. Fliss Carter begann, Molly gezielt zu trainieren, den Strand zu säubern. Es war wichtig, das Ganze zu organisieren. «Ich hatte Angst, dass Molly sich verletzen könnte. Deshalb lehrte ich sie, bestimmte Dinge zu suchen und andere liegen zu lassen, wie etwa Nadeln oder Scherben.» Manchmal fänden sie auch völlig Unerwartetes. «Damit Molly nichts passiert, lasse ich sie während der Säuberungsaktionen nicht allein.»
Jeden Tag drehen die beiden ihre Runden und finden stets riesige Mengen von Überresten der Wohlstandsgesellschaft. «Ich musste schnell von normalen Säcken auf Abfalltonnen ausweichen, um nur schon für das, was wir an einem einzigen Tag gesammelt hatten, Platz zu haben.» Fliss, die mit ihrem Freund Richard (36) zusammenwohnt, lobt ihren Hund: «Sie liebt dieses ‹Spiel› so sehr, dass sie nicht einmal eine Belohnung dafür möchte. Ein ‹Gutes Mädchen!› reicht ihr völlig. Sie ist total glücklich mit ihrer Arbeit, die sie völlig ausfüllt.»
Inzwischen ist Molly eine kleine Berühmtheit. «Sie liebt die Aufmerksamkeit, die sie von den Menschen erhält.» Doch nur mit Anerkennung für ihr und Mollys Schaffen gibt sich Fliss nicht zufrieden. Sie hofft sehr, dass ihr Beispiel Schule macht und sich die Leute zweimal überlegen, bevor sie etwas einfach liegen lassen.
Fliss motiviert auch die Besucher ihres Ladens, dem Strand Sorge zu tragen: Wer zwei Eimer Müll sammelt und zu ihr bringt, darf sich eine Belohnung aus ihrem Sortiment aussuchen.
Fliss Carter verlässt ihr Haus nie ohne Plastiksäcke und Handschuhe: «Es gibt keinen Tag, an dem wir nicht Müll sammeln.» Sie glaubt nicht, dass ihre Aufgabe in naher Zukunft zu Ende sein wird. «Wir hören erst auf, wenn der Strand sauber ist.»