«Mein Glaube hilft mir in schwierigen Situationen»

Acht Jahre lang lebte sie mit ihrem Mann in Florida. Jetzt läuft die Scheidung. Zwar kommt die Sängerin nicht ganz in die Schweiz zurück: Weil sie sich Sorgen um Papa Fritz und Mama Anny macht, ist sie aber wieder häufiger da.

Die Sonne glitzert auf dem idyllischen Laaxer See: Marianne Cathomen (53) geniesst in traumhafter Umgebung den Spaziergang mit ihrer Mischlingshündin Bonnie. Immer wieder wird die Bündnerin von Einheimischen und Ausflüglern freundlich gegrüsst oder spontan angesprochen. Man kennt die blonde Schlagersängerin hier noch immer und freut sich über das Wiedersehen.

GlücksPost: Viele Leute sind überrascht, Sie in Laax zu sehen. Seit wann sind Sie im Bündnerland?

Marianne Cathomen: Ich bin seit Mitte Juni da, und es ist so, dass mich in Laax tatsächlich noch viele Leute kennen. Ich habe während 14 Jahren mit meinem damaligen Mann Conradin hier gelebt. Wir haben zusammen eine Skischule betrieben, und unsere Kinder gingen hier in Laax zur Schule. Ich fühle mich mit diesem Ort nach wie vor sehr eng verbunden, und es ist immer wie ein Heimkommen. Ich habe bis Ende August eine kleine Ferienwohnung gemietet.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem Ex-Mann?

Durch Carina und Nico sind wir als Eltern ewig miteinander verbunden, wir sehen uns gelegentlich, wenn eines unserer Kinder ein besonderes Ereignis feiert. Ich verstehe mich auch mit Conradins Familie prima – ein grosser Teil lebt ja hier in Laax.

Und momentan geniessen Sie in Ihrem Herzensort also einfach Ferien?

Nicht unbedingt (lacht). Ich darf am 9. Juli nach vielen Jahren wieder einmal im Schweizer Fernsehen auftreten, und zwar live im «Donnschtig-Jass» aus dem Freilichtmuseum Ballenberg. Ich bin auch dabei, weitere neue Songs aufzunehmen und freue mich schon auf Konzerte im Herbst, so am 24. Oktober im «Luxury» in Grenchen mit Hansi Hinterseer.

2001 gewann Marianne Cathomen mit «Hey Baby, küss mich noch mal» den internationalen «Grand Prix der Volksmusik», feierte danach grosse Erfolge als Schlagersängerin. Vor acht Jahren wanderte sie mit ihrem zweiten Mann Markus Siegler (62) in den US-Bundesstaat Florida aus und beendete ihre musikalische Profikarriere.

Was hat Sie zum Comeback bewogen?

Ich hatte tatsächlich mit der professionellen Musik abgeschlossen. Durch eine Bekannte lernte ich in Amerika die Europa-Band kennen. Wie der Name schon sagt, kommen ursprünglich alle Musiker aus verschiedenen Ländern Europas. Wir verstanden uns auf Anhieb super, und so trete ich seit fünf Jahren regelmässig im Herbst an Oktoberfesten und grossen Festivals mit dieser Band auf. Unser Repertoire ist international, und es macht riesig Spass. Letzten Sommer feierte ich mein 20-jähriges Bühnenjubiläum in der Schweiz. Nachdem viele Fans fragten, ob ich wieder kommen würde, verspürte ich den Wunsch, in Zukunft vermehrt auch wieder in der Heimat aufzutreten. Musik war mir immer wichtig und hat mir auch in schwierigen Zeiten geholfen.

So wie jetzt. Sprechen Sie Ihre Trennung von Markus Siegler an?

Markus und ich haben in den letzten Jahren viel und hart gearbeitet und gemeinsam ein Immobilien-Vermietungsgeschäft in Fünfsterne-Qualität aufgebaut. Ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben. Aber es gibt Situationen, in denen man merkt, dass die Wege nicht mehr identisch nebeneinander laufen. Niemand beendet eine Ehe leichtfertig. Man kämpft, aber irgendwann ist das tägliche Zusammensein für beide nicht mehr vereinbar. Entweder man bleibt dann trotzdem zusammen, leidet und wird krank, oder man trifft die Entscheidung zu gehen, damit beide die Chance haben, wieder glücklich zu werden.

Sie waren elf Jahre verheiratet. Sind Sie bereits geschieden?

Nein, wegen der Corona-Pandemie verzögert sich unsere Scheidung. Aus dem operativen Geschäft bin ich bereits im letzten Oktober ausgestiegen. Markus führt es alleine weiter.

Wie geht es Ihnen, und wie verarbeiten Sie das Ganze?

Nichts geht spurlos an einem vorbei, aber ich blicke nach vorne. Ich bin jeden Morgen dankbar für das, was ich habe, und bete für die Gesundheit meiner Liebsten. Ich behalte meine positive Lebenseinstellung, egal was um mich herum abgeht. Ich musste schon oft schwierige Situationen meistern. Mir hilft dabei mein Glaube an Gott, und ich folge Joel Osteen. Er ist eine Mischung aus Motivator und Prediger. Er vermittelt den Menschen Hoffnung und zeigt die Veränderung zum Guten auf. Ich lese mit Interesse seine Bücher und verfolge seine Auftritte. Dank ihm weiss ich anders mit Alltagssituationen umzugehen und mich von Negativem zu distanzieren. Er bezieht sich immer wieder auf die Bibel und zieht Vergleiche. Man lernt, besser und glücklicher zu leben.

Wie wichtig sind Ihre Eltern für Sie?

Sie waren und sind in jeder Lebenslage für mich eine wichtige Stütze. Wir sind eine sehr kleine Familie – meine Eltern, meine beiden Kinder und ich als Einzelkind. Wir haben einen unglaublich starken Familiensinn und helfen uns gegenseitig in jeder Situation. Meine Gesangskarriere früher wäre nicht möglich gewesen ohne die grosse Unterstützung meiner Eltern. Sie haben so viel für mich gemacht, dafür bin ich den beiden immer dankbar. Ich bin glücklich, dass meine erwachsenen Kinder –Carina ist 24 und Nico 27 Jahre alt – heute ein so inniges Verhältnis zu ihren Grosseltern haben. Sie besuchen sie sehr oft und sind Teil ihres Lebens.

Wie aufs Stichwort kommt Tochter Carina ins Restaurant Ustria Lags, das Lieblingslokal ihrer Mutter. Sie ist übers Wochenende bei ihr zu Besuch und will auch das kleine Überraschungsfest für ihren Grossvater Fritz Pedrett nicht verpassen. Heimlich hat Marianne Cathomen aus Anlass des 75. Geburtstages ihres geliebten Papas seine engsten Freunde und die Familie zum Essen eingeladen.

Haben Sie in den letzten Jahren nie unter Heimweh gelitten?

Oh doch! Ich habe in Florida ziemlich schnell gemerkt, wie sehr ich meine Liebsten vermisse. Alles einfach hinzuwerfen, war für mich aber keine Option. Viele Menschen sagen jetzt, dass die Corona-Pandemie bei ihnen einen Sinneswandel im Leben bewirkt habe. Bei mir fand schon vor einem Jahr ein Umdenken statt.

Was ist passiert?

Letztes Jahr sind zwei Freunde in den USA überraschend gestorben. Und mein Vater war sehr krank. Er verschob extra meinetwegen einen Spitalaufenthalt, da er bei den Jubiläumskonzerten in der Schweiz unbedingt dabei sein wollte, wie früher. Er ist Diabetiker, hat Herzprobleme und Durchblutungsstörungen der Arterien. Die gesundheitlichen Probleme haben sich bei ihm das ganze Jahr durchgezogen. Mir wurde bewusst, dass ich etwas verändern muss, um meine Eltern mehr zu sehen. Sie haben es mehr als verdient.

Sie wirken gerade sehr emotional.

Oh ja, ich habe wirklich grosse Angst gehabt um meine Eltern. Ich war im Februar schon mal in der Schweiz, um einen Song aufzunehmen. Ich wollte eigentlich drei Wochen bleiben, buchte den Flug aber um, weil mein Vater erneut ins Spital musste. Aufgrund der Reisebeschränkungen durch Corona musste – oder besser durfte – ich dann zwei Monate bleiben. Leider war ein weiterer Spitalaufenthalt bei meinem Papa nötig. Nur wenige Tage, nachdem er wieder zu Hause in Chur war, erlitt meine Mama einen kleinen Schlaganfall. Während sie im Spital war, konnte ich mich um meinen Vater kümmern. Meiner Mama geht es inzwischen wieder gut. Die Eltern haben es so geschätzt, dass ich für sie da war. Für mich war es kein Zufall, genau in der richtigen Zeit hier zu sein. Das hat jemand wohl so gesteuert.

Werden Sie trotz allem weiterhin in Florida leben?

Ich habe erst im November die begehrte Greencard erhalten. Sie macht mich unabhängig. Ich werde mich beruflich neu orientieren. Ich strebe es nicht an, von der Musik zu leben. Sie ist für mich ein professionelles Hobby, und ich geniesse jeden Moment. Die Greencard ermöglicht mir, mich sechs Monate im Jahr ausserhalb der USA aufzuhalten. Ich plane, eine Wohnung in Laax zu kaufen, hier kommt die Familie gerne zusammen. So bin ich in der Nähe meiner Eltern und kann jederzeit für sie da sein.

 

Spontan drehen Mutter und Tochter mit dem Pedalo eine Runde.