Zwei Schutzengel finden sich
Sie verdanken einander ihre Leben! Janet rettete Findelkatze Kitty von der Strasse. Und diese ihr Frauchen vor dem Feuertod.
Diesen Tag hatte sich Janet Schafer wie gewohnt vorgestellt, mit Vorlesungen an der Universität. Sie stand kurz vor ihrem Abschluss als Tierärztin. Doch auf dem Weg dorthin rannte ihr ein Kätzchen vors Auto. Im letzten Moment konnte die 23-Jährige bremsen. Das graue Tierchen lief verirrt und verwirrt umher. Es sah aus, als hätte es schon lange alleine auf den Strasse von Ithaka im US-Staat New York überlebt: «Es sah erbärmlich aus, struppig und abgemagert», erzählt Janet, «es tat mir leid.»
Die Studentin überlegte nicht lange und fuhr statt in den Unterricht mit dem Tier zu sich nach Hause. Dort säuberte und fütterte sie das nur wenige Wochen alte Findelkind. «Zuerst wollte ich es in ein Heim bringen. Doch als ich seinen zutraulichen Blick sah, entschied ich, es zu behalten.» Sie pflegte das anhängliche Kätzchen gesund und taufte es auf den Namen Kitty.
Fünf Jahre später war es an Kitty, Janet zu retten: Um zwei Uhr nachts wachte die Katzenmutter auf, weil Pfoten aufgeregt auf ihrem Gesicht «herumtrommelten». «Sie war total aus dem Häuschen und hatte mich geweckt», erzählt Janet. «Ich realisierte schnell, warum: Irgendwo war Feuer, es roch stark nach Qualm.» In der Küche sah sie denn auch schon erste Flammen züngeln. Janet rannte sofort in den ersten Stock, um die Nachbarsfrau mit ihren zwei kleinen Kindern zu warnen. Diese schienen noch zu schlafen, als Janet die Tür aufriss, konnten sich aber rechtzeitig retten.
Bevor sie sich nun selbst in Sicherheit brachte, wollte Janet sichergehen, dass es auch ihrer Kitty gut ging. Sie suchte in ihrer Wohnung – und fand sie einfach nicht. Bevor die Flammen die junge Frau verschlangen, rannte sie nach draussen – und brach zusammen: «Ich weinte um Kitty, fühlte mich schuldig, weil ich sie zurück gelassen hatte.» Als die Feuerwehr eintraf, flehte Janet die Einsatzkräfte an, ihre Katze zu suchen. Die lapidare Antwort: «Da drinnen gibt es kein Leben mehr.»
Im Pyjama suchte Janet die ganze Umgebung ab, fragte jeden, ob er ihre Kitty gesehen habe – vergeblich. In ihrer Panik schlug sie das Fenster ihres Zimmers ein, wurde aber daran gehindert, einzusteigen. Als der Brand gelöscht war, flehte sie erneut einen Feuerwehrmann an, im Schutt nach ihrer Katze Ausschau zu halten. «Ich wollte, dass er mir Kitty bringt, selbst wenn sie nicht mehr leben sollte. Ich war sicher, ich hätte sie verloren.»
Doch dann das Wunder: Nach zehn Minuten kehrte der Feuerwehrmann zurück – mit Kitty in den Händen! Janet nahm an, dass sie tot war. Doch dann sah sie eine schwache Bewegung. Und das Kätzchen schaute sie vertrauensvoll wie immer an.
«Sie hatte sich, wie eine Kugel, unter die halb verkohlte Matratze verkrochen», berichtete der Retter. «Dass die Katze nicht erstickte, lag wohl daran, dass ihre Besitzerin das Fenster eingeschlagen hatte und so frische Luft hineinströmte.» Ausser ein paar Verbrennungen am Fell und vorübergehenden Reizungen der Lunge hatte sie keine Verletzungen, war bald genesen.
«Für uns gibt es keine Zweifel, dass Kitty ihrem Frauchen und der Mitbewohnerin mit ihren Kindern das Leben gerettet hat», sagte Feuer-Inspektor Charles Morgan.