Susanne Kunz und Angélique Beldner
Abschied und Neubeginn – mit grossen Gefühlen
Aufregung, Freude, Angst: Die beiden Bernerinnen erleben intensive Zeiten. Weil für sie ein neuer Lebensabschnitt anfängt – für die eine als neue «1 gegen 100»-Moderatorin, für die andere ohne ihr «TV-Baby».
Zwei Damen beim ersten Date! Wir treffen Susanne Kunz (41) und Angélique Beldner (43) in der SRF-Kantine. Die beiden Bernerinnen sind sich bis heute nie begegnet – was erstaunlich ist! Beide arbeiten schon lange beim SRF, und vor allem: Angélique übernimmt Anfang Jahr von Susanne die Quiz-Sendung «1 gegen 100» (montags, 20.05 Uhr, SRF 1). «Wir haben es vorher irgendwie nicht geschafft», erzählen die beiden, für die in diesen Tagen Aufzeichnungen der Sendung anstehen. Für Susanne ein Abschied, für Angélique ein Neubeginn.
GlücksPost: Frau Kunz, für Sie sind es die letzten Aufzeichnungen. Herzschmerz?
Susanne Kunz: Äs isch scho truurig! Die Garderobe leeren, die letzte Redaktionssitzung, man nimmt alles sehr bewusst wahr. Ich gehe, ganz klassisch, mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Werden wohl tatsächlich noch Tränchen fliessen?
Kunz: Auä scho! Es muss von mir aus nicht unbedingt vor laufender Kamera sein. Aber wenn’s passiert, passiert’s.
Verständlich: Sie geben quasi Ihr Baby weiter.
Kunz: Genau, wobei das jetzt schon fast im Teenageralter ist. Da kann es gut mal zu einer neuen Mutter. Ich habe das Gefühl, es ist in guten Händen.
Angélique Beldner: Und ich bin sehr happy, dass ich es übernehmen darf.
Nervös?
Beldner: Vor allem ist es höchste Zeit, dass es losgeht. Es hat sich wahnsinnig viel abgespielt in den letzten Wochen – gedanklich, Gespräche, Planungen. Proben kann man aber nicht wirklich. Itz mues öppis gah!
Wann wird die Übergabe im TV zu sehen sein?
Kunz: Am 30. Dezember. Ein schönes Datum, wie ich finde. Neues Jahr, neues Glück mit Angélique.
Beldner: Für mich geht es mit einem Special los, dem «1 gegen 100 – Jahresrückblick» am 4. Januar. Das macht mich schon nervös. Zum Start gleich mal eine Samstagabend-Sendung!
Sie sind «Tagesschau»-Moderatorin. Dass Sie «1 gegen 100» übernehmen, kam überraschend.
Beldner: Stimmt, für mich eigentlich auch. Ich wurde angefragt, ob ich am Casting teilnehmen wolle. Allein das hat mich gefreut – dass man überhaupt auf die Idee kommt, dass eine Newsfrau auch in die Unterhaltung passen könnte. Anfangs war ich aber zurückhaltend, weil ich mich der «Tagesschau» und dem News-Geschehen verbunden fühle. Als jedoch klar war, dass ich beides machen kann, war ich überzeugt.
Haben Sie heimlich davon geträumt, in der Unterhaltung Fuss zu fassen?
Beldner: Nein, aber ich finde es toll. Ich bin Moderatorin, und als solche habe ich verschiedene Seiten. Es ist schön, dass ich das jetzt zeigen darf.
Susanne Kunz war elf Jahre das Gesicht der Sendung. Hatte das keine abschreckende Wirkung?
Beldner: Nein, aber ich habe natürlich Respekt, es sind grosse Fussstapfen, in die ich da trete. Ich glaube, viele Zuschauer schalten regelmässig ein, weil sie Susanne mögen. Wie wird es sein, wenn da plötzlich Angélique steht? Es wird Leute geben, die abschalten. Ich hoffe aber, dass die Mehrheit denkt: «Äs isch guet gsi mit der Susanne, und itz geit’s – hoffentlech immer no – guet, aber angers witter.»
Kunz: Wahrscheinlich kommen auch neue Zuschauer dazu. Die, die mich furchtbar und dich super finden. Es gibt vielleicht eine kleine Rochade, aber das Stammpublikum wird der Sendung sicher treu bleiben.
Worauf freuen Sie sich, Frau Beldner – und was macht Angst?
Beldner: Das Gleiche! Ich freue mich, in so einem grossen Studio zu stehen, mit Publikum und Kandidaten. Da ist – abgesehen vom fixen Spielablauf – extrem viel Spontanität verlangt. Das ist sehr anspruchsvoll und der grösste Unterschied zur «Tagesschau».
Sie werden wohl auch mehr von Ihrer eigenen Persönlichkeit zeigen müssen.
Beldner: Das ist so, und auch davor habe ich Respekt. Bisher konnte ich sagen, es geht immer um die Sache, nie um mich. Jetzt wird ein Stück weit von mir erwartet, dass ich etwas mehr preisgebe.
Das bietet auch mehr Angriffsfläche. Wie gehen Sie mit Kritik um?
Beldner: Schon bei der «Tagesschau» habe ich mir schnell abgewöhnt, Kommentare unter Online-Artikeln zu lesen. Denn über gute freut man sich zwei Stunden, über schlechte ärgert man sich zwei Wochen. Ich kann nicht jedem gefallen, das ist nun mal so.
Kunz: Ich find’s sehr beruhigend, wenn man nicht allen gefällt. Das heisst, dass man bei sich selber geblieben ist. Ansonsten ist man einfach nur noch ein Fernsehschätzchen, und das wäre der Untergang, finde ich.
Sie selbst sind schon seit Sommer vor allem Theater-Schauspielerin, derzeit in «Die Wunderübung» zu sehen. Fühlt sich die Entscheidung immer noch richtig an?
Kunz: Ja, auch wenn sie durchaus mit Ungewissheit und etwas Bammel verbunden ist. Die Agenda ist noch nicht sooo voll, aber es zeichnet sich auch Neues ab – Theaterproduktionen, Event-Moderationen, ich habe eine Schauspiel-Agentur in Berlin gefunden. Ich freue mich – auf diese Leere, zu sehen, womit sie sich füllt, zu beobachten, was diese Veränderung mit mir macht. Es ist schon ein Abschied, eine Zäsur.
Sie, Frau Beldner, haben ebenfalls eine Schauspielausbildung, wollten diese Unsicherheit aber gerade nicht.
Beldner: Genau. Ich habe immer davon geträumt, Schauspielerin zu werden, musste aber erst mal etwas «Richtiges» lernen. Ich machte eine Ausbildung zur Typografin, ging danach auf die Schauspielschule. Mein Geld verdiente ich damals beim Radio. Ich merkte schnell, dass ich mich einerseits im Journalismus pudelwohl fühle und anderseits, dass die Schauspielerei bei weitem nicht nur aus Bühnenauftritten besteht. Sich immer wieder überall anpreisen, sich verkaufen, networken, das habe ich als sehr zehrend empfunden.
Verraten Sie uns noch mehr von sich? Wie würden Ihre Freunde Sie beschreiben?
Beldner: Menschen, die mich noch nicht lange kennen, bezeichnen mich oft als ruhig. Das finde ich lustig, weil ich mich nie so beschreiben würde, und meine engen Freunde sehen das bestimmt auch nicht so. Aber ich bin eine gute Beobachterin und kann mich gut anpassen. Wenn in einer Gruppe niemand redet, kann es vorkommen, dass ich alle unterhalte. Und wenn schon alle anderen reden, dann schweige ich und höre sehr gerne einfach nur zu. Was sonst noch? Ich lache gerne, manchmal bis die Tränen fliessen und ich kaum mehr sprechen kann.
Und was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Beldner: Zeit mit der Familie verbringen. Mein Mann und ich haben zwei Söhne, die acht und elf Jahre alt sind. Auch meine Freundschaften sind mir enorm wichtig.
Freuen sich Ihre Söhne, dass ihr Mami jetzt Quiz-Moderatorin wird?
Beldner: Nur weil sie denken, dass sie jetzt mehr fernsehen dürfen (lacht). Das ist ihnen wichtiger, als mich im TV zu sehen.
Werden die zwei bei Ihrer ersten Sendung im Studio sein?
Beldner: Nei, nei, nei! Ich möchte wenn möglich niemanden im Studio haben, den ich kenne. Das würde mich nur noch nervöser machen.
Kommen Ihre Kinder zu Ihrer letzten Sendung, Frau Kunz? Elfen und Soane waren ja hin
und wieder gerne im Studio.
Kunz: Wegen der Schöggeli, die es hinter den Kulissen für sie gab. Aber mittlerweile haben sie’s gesehen. Den beiden reicht es, wenn sie nun hin und wieder ins Theater müssen.
Und werden Sie sich Angéliques Debüt anschauen?
Kunz: Sicher nicht im Studio, aber im Fernsehen natürlich schon. Ich könnte dann gemeine Kommentare im Internet schreiben (lacht). Nein, ich freue mich drauf und kann gut loslassen. Wobei ich natürlich jederzeit da bin, wenn du, Angélique, eine Frage hast und ich die richtige Ansprechperson bin. Aber keine Angst: Ich werde sicher nicht ungefragt irgendwelche Tipps verteilen!
Dann fragen wir mal: Was raten Sie Ihrer Nachfolgerin?
Kunz: Es fühlt sich anfangs sicher wie ein riesiger Berg an, den es zu besteigen gilt. Das ist auch so, aber da finde ich es wichtig zu vertrauen – seinem eigenen Talent, der Produktion, dem ganzen Team. Ich würde ihr raten, eine gewisse Lockerheit zu finden und mit Freude an die Sache heranzugehen. Das überträgt sich mit Sicherheit auch auf die Zuschauer.