Liselotte Pulver
«Ich nehme jeden Tag so, wie er kommt»
Zu ihrem 90. Geburtstag liess sich die Berner Schauspielerin hochleben – nicht nur von ihrer Familie. Wohl ihr schönstes Geschenk: Dass sie die Feier, bei der die GlücksPost dabei war, bei guter Gesundheit erleben durfte.
So im Rampenlicht wie zum 90. Geburtstag stand Liselotte Pulver schon lange nicht mehr – sie gab viele Interviews, war in TV-Porträts zu sehen, ihr Erinnerungsbuch «Was vergeht, ist nicht vergessen» erschien und Wiederholungen ihrer grossen Filmerfolge wurden am Fernsehen gezeigt. Für die Schauspielerin, die in der Berner Seniorenresidenz Burgerspittel lebt, war so viel Betriebsamkeit früher ganz normal. Und heute?
GlücksPost: Nach dem ganzen Rummel rund um Ihren 90. Geburtstag dürfte es jetzt bei Ihnen wieder ruhiger werden. Sind Sie froh darüber?
Liselotte Pulver: Eigentlich schon. Nicht, dass es mir zu viel gewesen wäre, aber ich bin es schon nicht mehr so gewohnt. Ich habe halt gerne meinen geregelten Tagesablauf.
Sie haben im engen Kreis mit Ihrer Familie bei einem Essen gefeiert, zuvor noch im Burgerspittel mit Gästen. Gratulant war u. a. der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried. Was haben Sie von ihm bekommen?
Ich erhielt ein schönes Rosenbäumchen geschenkt, das jetzt vor dem Fenster meines Appartements im Garten eingepflanzt wurde und das ich jeden Tag sehen kann.
Wie fühlt es sich denn nun so an mit 90 Jahren?
Nicht anders als davor! Es ist schön, dass ich diesen speziellen Moment erreicht habe.
Was mögen Sie weniger in Ihrem Alter?
Ich kann nicht mehr so viel machen wie früher, da merke ich die 90 schon. Ich würde noch gerne reisen, aber das geht nicht mehr.
Und was sehen Sie als positiv, ja als ein Geschenk?
Dass ich fit und gesund bin. Ich kann jeden Tag geniessen, meinen täglichen Spaziergang am Nachmittag machen, brauche auch keine Tabletten, ausser manchmal Vitaminpillen.
Was ist Ihr Geheimnis, dass Sie noch bei so guter Gesundheit sind?
Das hat sicher mit den guten Genen zu tun, die ich vererbt bekommen habe. Meine Mutter wurde 96 Jahre alt, meine Schwester Corinne ist jetzt 92. Ich habe auch immer darauf geachtet, mich gesund zu ernähren und viel Sport zu machen.
Ihr Arzt wird zufrieden sein mit Ihnen!
Oh, da war ich schon lange nicht mehr, denn mir tut ja nichts weh.
Zu Ihrem Alltag gehört seit vielen Jahren das Tagebuchschreiben. Sie nennen es Ihre «Buchhaltung», richtig?
Ja, das stimmt. Etwa eine halbe Stunde pro Tag widme ich mich dem Tagebuch, schreibe auf, was geschehen ist. So kann ich auch nachschauen, wenn ich mich an etwas nicht mehr erinnern kann.
Wie lange machen Sie das schon?
Ich habe schon als Kind angefangen, notierte erst in einem Büchlein die Aufgaben, die ich hatte, schrieb dann auch mehr da hinein. Früher nicht täglich, seit langem aber schon.
Von den vielen Preisen, die Sie bekommen haben, welcher steht bei Ihnen in Bern?
Nur der «Bambi», den ich vor einem Jahr für mein Lebenswerk erhalten habe. Die anderen Auszeichnungen sind alle daheim im Haus am Genfersee, wo jetzt mein Sohn wohnt. Ich hätte hier keinen Platz dafür.
Wird es Ihnen auch mal langweilig?
Nein, überhaupt nicht. Es ist immer etwas zu tun, oder es kommt jemand vorbei. Ich lese auch regelmässig die Zeitung, um mich zu informieren, was in der Welt passiert.
Einmal im Jahr – jeweils am 9. 9., an Ihrem Hochzeitstag – unternehmen Sie einen Schiffsausflug. In Erinnerung an Ihren Mann Helmut Schmid, der 1992 verstarb.
Ja, da wir 1961 auf einem Schiff auf dem Genfersee gefeiert haben, begingen wir auch die Hochzeitstage immer irgendwo auf dem Wasser. Dieses Jahr leider ging es nicht.
Und was haben Sie in nächster Zeit vor?
Nichts Besonderes. Ich nehme jeden Tag so, wie er kommt.