Katastrophale ­Diagnose

Kathrin durchlitt mehrere Chemotherapien, war dem Tod näher als dem Leben. Dann stellte sich heraus, dass sie gar keinen Krebs hatte.

Elf Monate Angst. Elf Monate am Rande des Todes. Fast ein Jahr lang hatte sich die Österreicherin Kathrin Schwarzenbacher (33) nichts sehnlicher gewünscht, als dass die Krebsdiagnose nur ein schrecklicher Irrtum wäre, wie sie der «Bild am Sonntag» erzählte. Oft träumte sie, dass die Ärzte in ihr Krankenzimmer kommen und ihr sagen, es sei kein Krebs. Tatsächlich war die junge Frau aus Salzburg niemals todkrank, und doch wäre sie fast gestorben.

Alles begann mit einem Knoten im Bauchraum. Im Oktober 2013 ging die damals 27-Jährige zum Radiologen. Der stellte eine Wucherung an der linken Niere fest und veranlasste eine Gewebeentnahme in der Pathologie der onkologischen Klinik. Die niederschmetternde Diagnose: T-Zell-Lymphom, ein aggressiver Krebs.

Kathrin Schwarzenbacher musste sofort mit einer Chemotherapie beginnen. Nach sechs Zyklen litt sie unter schweren Nebenwirkungen wie Haarausfall, Fieberschüben, entzündeten Mundschleimhäuten. Trotzdem gab es einen weiteren Rückschlag: Im Sommer 2014 war die Wucherung wieder da.

Die Ärzte setzten auf eine Hochdosistherapie, die manche Patienten nicht überleben. Schwarzenbachers Glück: In der onkologischen Reha lernte sie einen Arzt kennen, der an ihrer Diagnose zweifelte. Und gegen den ausdrücklichen Rat der behandelnden Ärzte liess Kathrin Schwarzenbacher den Knoten in einer anderen Klinik operativ entfernen und einen neuen pathologischen Befund am Universitätsklinikum erstellen, sicherheitshalber auch von der ursprünglichen, allerersten Probe.

Ergebnis: kein Krebs. Kathrin Schwarzenbacher litt an Morbus Castleman, einer äusserst seltenen Krankheit, die erst 1954 entdeckt wurde. Infolge einer Virusinfektion war ein einziger Lymphknoten vergrössert. Durch die operative Entfernung war Schwarzenbacher geheilt.

In einem zwei Jahre dauernden Prozess gegen die Klinik wurde ihr eine Wiedergutmachung in Höhe von 70 000 Euro zugesprochen. Heute lebt sie bewusster und hält sich nicht mehr mit Unwichtigem auf: «Ich bin zurück im Leben, nachdem ich fast ein Jahr im Todestrakt gesessen habe», sagte sie der «Bild am Sonntag».