Kinder sind sein liebstes Publikum

Im Heididorf in Maienfeld wandelt der Kinderliedermacher auf den Spuren der bekanntesten Schweizer Romanfigur: Heidi widmet er sein neues Musical. Daneben möchte er sich vermehrt auf seine Kinderkonzerte konzentrieren.

Eigentlich habe er das erst gar nicht machen wollen, sagt Andrew Bond (54) über sein neues Heidi-Musical. «Klassiker interessieren mich kaum.» Der bekannteste Kinderliedermacher der Schweiz erfindet lieber eigene Geschichten. Während eines Besuchs im Heididorf erzählt er der GlücksPost, wie Heidi ihn dennoch in ihren Bann geschlagen habe: «Ich habe mich trotz meiner Vorbehalte dann doch ausgiebig über Heidi informiert und realisiert, wie relevant das Thema ‹zu Hause› darin ist. Und vor allem: Immer wieder aus dem zu Hause gerissen zu werden.» Das hat sein Interesse geweckt. Und so heisst seine Interpretation des Schweizer Kinderbuchklassikers «Heidi, wo bisch du dihei?».

Heidi ist das achte Kindermusical, das der Halbbrite auf die Bühne bringt. Seit der Eröffnung seines «MärliMusicalTheaters» 2012 produziert er ein Stück pro Jahr. Die Produktionen des ehemaligen Lehrers sind Erfolgsgaranten. Doch für ihn nahm das Ganze irgendwann zu grosse Dimensionen an: «Ich habe das ja alles nicht gelernt und auch nicht gesucht. Ein Team von 30 Leuten – das war mir zu viel Verantwortung.» Seit fünf Jahren arbeitet er deshalb mit dem Freddy Burger Management zusammen. «Ich bin Autor, Komponist und Produzent des Stücks. Nach der Premiere übernehmen sie. Die können das viel besser.»

Die Mitarbeiter von Andrew Bonds «MärliMusicalTheater» schätzen ihren Chef. Sowohl die Leute, die vor, als auch die, die hinter den Kulissen arbeiten, sind seit Jahren dabei. Sie sind privat befreundet, die Harmonie ist gross. Abgänge gibt es kaum, obwohl Andrew, wie er sagt, ein schlechtes Gewissen hat, dass er seine Mannschaft nicht gerade üppig entlöhnen kann.

Marisa Jüni (31), die in «Heidi, wo bisch du dihei» die Hauptrolle spielt, schwärmt von Andrews ansteckendem Idealismus, der flachen Hierarchie und dem kreativen Ambiente: «Bei uns gibt es keine Intrigen, kein ‹Ellböglen›. Wir dürfen unsere Rollen miterfinden, das ist viel spannender, als nach Skript zu spielen.» Auch als sie nach einer Zeit im Ausland zurückkam, war es keine Frage, dass sie wieder im Team aufgenommen wurde. «Das ist wie ein Hafen.»

Andrews Hafen ist die Bühne, das Herz des zweifachen Vaters – Tochter Joy ist 26, Sohn Tim 24 – blüht auf, wenn er vor Kindern und Familien seine Lieder zum Besten gibt. «Das erfüllt mich, hier kann ich kreativ und spontan sein. Das will ich machen, bis ich nicht mehr kann.» Schon als Knirps schrieb er Songs und Gedichte. Und da ihm die existierenden Schweizer Kinderlieder nicht gefielen, komponierte er kurzerhand selbst Ohrwürmer wie «Zimetstärn han i gern» oder «Sunneschtraal tanz emaal». Damit füllte er vor über 20 Jahren eine Marktlücke.

Inzwischen ist er längst nicht mehr der Einzige, der um die Gunst der kleinen Musikkonsumenten buhlt. Die Szene boomt. «Seit rund drei Jahren muss ich mich nicht mehr erklären. Früher hiess es immer: ‹Du wolltest doch sicher lieber richtige Musik machen.›» Doch Andrew liebt, was er tut: «Diese Konzerte sind immer eine Herausforderung. Plötzlich kriechen Kinder auf die Bühne. Man muss mit ihnen umgehen, sie integrieren können. Das macht es spannend und spontan. Ich würde das Publikum und die Energie solcher Anlässe vermissen.»

Heidi als Musical

Andrew Bond erzählt den Kinderbuchklassiker als eine Geschichte von Figuren, deren nicht allzu schöne Leben vom fröhlichen Heidi bereichert werden. Für einmal steht nicht nur Heidi im Zentrum, sondern auch die anderen Charaktere. Ab 19.10. auf Schweiz-Tournee. Tickets und Infos: www.maerlimusicaltheater.ch