Stefan Büsser
Ein Leben im Eilzugstempo
Die Schweiz lacht gerne über die Scherze des Comedians und Moderators. Seine steile Karriere hat allerdings auch ernste Hintergründe.
Foxie springt aufgeregt hin und her. Ein Spaziergang am Katzensee mit der GlücksPost verspricht Abenteuer. Augen hat die Kleine allerdings nur für Fressbares am Boden. Und für ihren Menschen-Papi, Comedian und Moderator Stefan Büsser. Er herzt und streichelt das Tier – ein Scheidungskind sozusagen. Büssi, wie ihn die meisten nennen, adoptierte die Zwergspitzdame Ende 2017 mit seiner damaligen Verlobten. Die Beziehung ging im Januar zu Bruch. «Aber wir sind immer noch sehr gute Freunde, teilen uns das ‹Sorgerecht›.» Mehr dazu sagen möchte er nicht, dafür ist er zu sehr Medienprofi. Und: Zum Trübsalblasen hat er wortwörtlich keine Zeit. Dazu später.
Seit 15 Jahren arbeitet der 34-Jährige als Moderator. Zuerst bei Privatradios. Ab 2016 beim Schweizer Radio und Fernsehen in den unterschiedlichsten Funktionen. Neben seiner Radiosendung «Büsser am Mittag» auf SRF 3 präsentiert er «so ziemlich jede Preisverleihung» mit nationalem Charakter. So auch die «Swiss Comedy Awards» (17. 9., 20.10, SRF 2). Aus seinem Jugendtraum wurde sein Beruf: «Wäre es nach mir gegangen, wäre ich nach der Schule direkt zum Radio.» Doch die Eltern bestanden auf einer «richtigen Ausbildung». Büsser machte das KV beim Ringier-Verlag, fand so den Einstieg in die Medien.
Diesen Sommer wurde seine steile Karriere gekrönt mit der Berufung zum Co-Moderator beim «Donnschtig-Jass». «Seit Foxie da vor der Kamera steht, ist sie berühmter als ich», scherzt er. Irgendwann im Laufe der vergangenen Staffel hat er begonnen, das Hündchen in die Sendung zu nehmen. Daneben ist der Zürcher Unterländer auch als Comedian auf den Bühnen des Landes unterwegs und erfreut die Internetgemeinde mit seinen Videos, in denen er TV-Formate wie «Der Bachelor» oder «Switzerland’s next Topmodel» aufs Korn nimmt.
Das massive Arbeitspensum gefällt Büssers Ärzten nicht. Er kam mit Zystischer Fibrose (ZF) zur Welt. Eine Lungenkrankheit mit mittlerer Lebenserwartung von 40 Jahren. «Wahrscheinlich gebe ich deshalb dermassen Gas», sinniert er. «Ich stelle mich seit Jahren auf ein Leben im Backoffice ein.» Will heissen: keine öffentlichen Auftritte mehr – weil ihm schlicht die Luft dazu fehlt. Bei ZF verschleimen mit der Zeit Lunge und andere Organe. «Ich möchte ganz bewusst viele schöne Momente speichern, auf die ich später einmal zurückblicken kann.»
Das grösste Kompliment für ihn sei, wenn ihm jemand eine Zigarette anbiete, sagt er. «Denn das heisst, dass andere noch nichts bemerken und mir nichts ansehen.» Dass er so unverblümt über sein Schicksal sprechen kann, hat er seiner Familie zu verdanken: «Wir waren untereinander immer sehr offen. Meine Eltern machten alles richtig, und ich rechne es ihnen hoch an. Es ist nicht einfach, ein Kind grosszuziehen, bei dem man auf dies und jenes achten muss, das aber trotzdem auch einfach ein normales Kind sein möchte.» Er setze sich mehr als andere mit seiner Endlichkeit auseinander, habe deshalb nie eine Chance vertan. In so jungen Jahren hat er sich einen Erfolg und eine Popularität erarbeitet, von der andere nur träumen können.
Wovon träumt Stefan Büsser? «Dass mir meine Gesundheit erlaubt, noch möglichst lange so weiterzumachen», sagt er. Und fügt mit leicht melancholischem Lächeln an: «Alles, was jetzt noch kommt, ist Dessert.»