Christian Stucki
So stolz ist seine Familie!
Das ganze Land freut sich mit dem Berner Schwinger über seinen Königstitel. Besonders seine Familie, denn Vater Willi weiss, wie knapp alles war.
Willi Stucki (63) war selbst Kranzschwinger und ist auch eine Woche, nachdem sein Sohn (34) den Königstitel geholt hat, noch ganz aus dem Häuschen. Dies vor allem, weil Chrigus Teilnahme am «Eidgenössischen 2019» so sehr auf der Kippe stand. «Als er sich Anfang Saison verletzte, hatte ich Tränen in den Augen. Dieses Eidgenössische war ja wahrscheinlich seine letzte Chance! Er musste mich dann trösten und sagte, das komme schon gut.» Und gut ist es gekommen.
Daniela und Willi Stucki sassen wie praktisch an jedem Schwingfest, an dem ihr Sprössling teilnimmt, im Publikum und feuerten Chrigu an. «Seit er bei den Aktiven ist, mache ich ihm immer frischen Minzentee, den er an den Wettkämpfen trinkt. Fürs Eidgenössische haben wir etwa zehn Liter mitgenommen», erzählt Willi der GlücksPost.
Willi war es, der seinen Sohn mit dem Schwingen in Berührung brachte. «Aber ohne Druck. Ich nahm ihn mit in den Schwingkeller, wenn ich selbst trainieren ging. Anfangs baute er meist nur irgendwelche Sachen aus Sägemehl.» Chrigu sei immer sehr sportlich gewesen und interessierte sich für die unterschiedlichsten Disziplinen. «Er war bester Jung-Hornusser, hätte an die Schweizer Meisterschaften für Minigolf gehen können. Dann spielte er noch Fussball. Irgendwann mussten wir das eingrenzen, es wurde zu viel.»
Chrigu konzentrierte sich aufs Schwingen. «Auch wenn er manchmal nicht in den Keller gehen mochte und wohl lieber draussen gehornusst hätte. Doch wir hatten die Vereinbarung, dass einmal getroffene Entscheidungen und Termine eingehalten werden. Ich ziehe da schon den Hut vor den Teenagern, die ihre ganze Freizeit im Schwingkeller verbringen. Ich finde es richtig, dass sie heute mit Sponsoren dafür auch etwas verdienen.» Lange sei nicht sicher gewesen, ob Christian es mit dem Schwingen wirklich ernst meinte. «Doch man sah schon früh, dass Potenzial da war. Er hatte halt immer den Vorteil seiner Körpergrösse. Chrigu ist schon ein ‹Riesenbitz›.»
Der Vater ist froh, dass Chrigu sich fürs Schwingen entschieden hat: «Es ist schön, so hatten wir immer etwas Gemeinsames. Wir haben beide mal auf dem Weissenstein gewonnen – nur gab es zu meiner Zeit noch keinen Kranz dafür.» Immer schon war Christian der gutmütige «Cheib», den alle mögen. «Er war bei allen Klassenkameraden sehr beliebt», erinnert sich sein Vater. «Er war manchmal sogar zu lieb. Er verteidigte sich nicht, wenn andere fies zu ihm waren. Da mussten wir ihm sagen, dass er sich wehren darf. Das gab dann mal den einen oder anderen Fausthieb.»
Das Beste, was Chrigu je passieren konnte, sei seine Cécile (38), sagt Willi nachdrücklich. «Davor war er ein ziemlicher Chaot – wie das halt ist, wenn ein junger Mann allein lebt: Da gibt’s ‹Puff› in der Wohnung, unbezahlte Rechnungen. Cécile regelte das alles.» Und seit seine sportlichen Geschicke von einem zusätzlichen Konditionstrainer und seinem Manager gelenkt werden, sei auch da alles besser geworden. «So fokussiert wie am Eidgenössischen habe ich ihn noch nie erlebt. Er schaute so böse, dass ich bald Angst bekam.»
Als Andenken an den grossen Moment seines Sohnes möchte Willi Stucki aus dem Foto von Chrigu mit dem Sieger-Muni einen grossen Kleber machen lassen. «Der kommt aufs Auto.»