Bigna Silberschmidt
«Es ist eine Frage der Werte»
Seit ihrer Kindheit liegt der «Schweiz aktuell»-Moderatorin die Natur am Herzen. Da passt ihr TV-Sommerprojekt perfekt zu ihr. Privat steht die Ostschweizerin für Gleichberechtigung ein.
Ein herzhafter Biss in ihren Apfel zur Ölung der Stimme («eine Macke von mir»), Kamera an – und los geht’s! Bigna Silberschmidt (33) dreht einen Trailer für eine besondere Arbeitswoche. Dafür steht sie in einem Garten, der weit unscheinbarer ist als das dazugehörige Bauernhaus. Doch das wird sich ändern! Dafür sorgt ab 5. August «Schweiz aktuell» (19 Uhr, SRF 1). Im Rahmen der Sommerwoche «Die Gartenbauer aus Oberwil» trimmen die jungen WG-Bewohnerinnen und -Bewohner, die dort zu Hause sind, den Garten auf Biodiversität. «Ein Paradies für Blumen, Bienli und Schmetterlinge», sagt Bigna in die Kamera. Packt sie selber mit an? «Nein, ich fordere die WG-Mitglieder mit täglichen Aufgaben heraus», erklärt sie und grinst. «Die müend selber ad Säck! Unterstützt von Motivationstrainer Hanspeter Latour.»
Nicht, dass sie etwas dagegen hätte , sich die Hände schmutzig zu machen. «Ich liebe es, meiner Grossmutter in Graubünden im Garten zu helfen – Pflanzen setzen, hegen und pflegen. Oder daheim auf meinem Balkon, wobei ich mich da natürlich weniger austoben kann.»
Die gebürtige St. Gallerin lebt in der Stadt Zürich, wie ihre TV-Protagonisten in einer WG. Davor war sie in Genf, Fribourg und Bern daheim. Eine echte «Stadtpflanze» demnach? «Nicht ganz, zumal Graubünden quasi meine zweite Heimat ist. Ich mag die Kombination: in der Stadt leben, direkt am Puls sein, aber auch jederzeit in die Natur gehen können.»
Wann immer es die Zeit erlaubt, zieht es sie ins Grüne – sei es mit den Wanderschuhen an den Füssen oder im Sattel des Mountainbikes. So oder so: Es geht fast immer mit reiner Körperkraft auf den Berg. Sich mit dem Bähnli kutschieren zu lassen, sei nicht so ihr Ding. «Im eigenen Tempo hoch, zwischendurch ‹verschnuufe› und die Aussicht geniessen – das mag ich. Dieses ‹Use-und-ufe› gibt mir sehr viel, ist ein schöner Ausgleich.»
Ein Faible für die Natur hatte sie schon als Kind. Das sei ihr wohl von den Bündner Grosseltern und den Eltern mit auf den Weg gegeben worden: Sie sei eigentlich ständig draussen gewesen. Und das nicht nur zum Spielen. In der Primarschule war sie in der Naturschutzjugendgruppe, die ihr Lehrer gegründet hatte und die sie später auch leitete. Da werde man automatisch für die Natur sensibilisiert, auf Pflanzen, Bäume und jegliche Art von Tieren. «Wir haben zum Beispiel regelmässig die Nistkästen der Vögel gereinigt. Und während der Amphibienwanderung retteten wir Frösche, Kröten und Molche vor dem Tod durch Autos. Dafür entnahmen wir sie den Eimern am Strassenrand, bestimmten sie und brachten sie auf die andere Strassenseite ins Laichgewässer zurück.»
Ist es ihr auch heute noch wichtig, für Dinge einzustehen? Auf ihrem Instagram-Account zeigt sie sich beispielsweise am Frauenstreiktag mit dem Kommentar, dass sie sich mehr weibliche Interviewpartnerinnen wünsche – das Geschlechterverhältnis auf dem Sender sei gefühlte 10 zu 90 Prozent. Oder mit ihrem Gottemeitli Joanne (1) an der «Pride» mit dem Statement, dass sie sich eine Welt der Gleichberechtigung für sie erhoffe. «Ja, dafür stehe ich ein – Gleichberechtigung, unabhängig von Geschlecht, der sexuellen Orientierung, der Hautfarbe oder vom kulturellen Hintergrund», sagt sie. «Das ist für mich eine Frage der persönlichen Werte, keine politische Haltung.» Ihre Arbeit als Journalistin tangiere das nicht, da sei die Herangehensweise bei jedem Thema neutral. Wenn sie mit ihrer Arbeit aber Wissen vermitteln könne, im Sinne von «konstruktivem Journalismus», sei sie sofort dabei.
Die «Schweiz aktuell»-Sommerwoche geht in diese Richtung. Bigna Silberschmidt gibt zu, dass sie – bevor sie sich intensiver mit dem Thema Biodiversität befasste – nicht detailliert darüber Bescheid wusste. «Mir war zum Beispiel nicht klar, dass für unsere Tierwelt einheimische Pflanzen wichtig sind.» Und hat sie das auf ihrem Balkon umgesetzt? «Klar! Bei mir schwirren jetzt die Insekten und Bienli herum. Die Schmetterlinge muss man leider noch suchen. Aber i schaffe dra!»