Plumplori
Als Haustier missbraucht
Kutuk ist wach in der Nacht, springt gerne von Baum zu Baum und frisst Insekten. Endlich darf er artgerecht leben! Denn bislang wurde der Plumplori in einer Stadtwohnung wie ein Spielzeug gehalten.
Unsicher blickt Kutuk aus seiner Transportkiste. Seine grossen, runden Augen wandern von einem Helfer zum anderen – noch ist sich der kleine Plumplori nicht sicher, was er von seiner neuen Umgebung halten soll. Kein Wunder, ist er verängstigt – erst vor kurzem wurde er den Händen seiner ehemaligen Besitzer entrissen. Die hatten den vom Aussterben bedrohten, nachtaktiven Primaten als Haustier gehalten – ohne Rücksicht auf seine Bedürfnisse. Statt mit Insekten fütterten sie ihn mit Süssigkeiten, seine Eckzähne, mit denen er sich wehren könnte, wurden abgeknipst. In einer kleinen Kiste gehalten, ging es Kutuk alles andere als gut.
Ein rundes Köpfchen mit sanften, grossen Augen, weiches Fell und die Grösse einer Katze: Dass sie so süss und zudem auch noch zutraulich zu Menschen sind, wird den Plumploris zum Verhängnis: «Seit es auf Videoplattformen wie Youtube immer öfter vermeintlich lustige Videos mit Plumploris gibt, die kleine Schirmchen halten oder sich kitzeln lassen, steigt die Anzahl an Menschen, die sie als Haustiere haben wollen», erklärt Manik, ein Mitarbeiter der Auffangstation «Bandar Baru» im Norden Sumatras. «Der illegale Handel mit ihnen boomt. Jeder Strassenhändler will sie anbieten, die Nachfrage ist riesig.» Dass die Tiere vom Aussterben bedroht sind und Handel, Haltung und Verkauf mit bis zu fünf Jahren Gefängnis und über 6000 Franken Busse bestraft werden, kümmert sie wenig.
Kutuks Rettung war, dass die Mitarbeiter des «International Animal Rescue» von seinem Schicksal erfuhren und ihn befreiten. In «Bandar Baru» wurde er aufgepäppelt. Er hatte Glück – viele seiner Artgenossen fristen ein klägliches Dasein als Haustiere ohne Möglichkeit, zu entrinnen. Das Kukang-Programm (Kukang ist indonesisch für Plumplori) versucht, diesen Trend mit einer Aufklärungskampagne zu beenden.
Dem kleinen Kutuk geht es dank liebevoller Pflege und ärztlicher Betreuung in der Auffangstation nach ein paar Wochen wieder gut. Wenig später werden er und weitere beschlagnahmte Plumploris in den Nationalpark Mount Salak auf der Nachbarinsel Java getragen und ausgewildert. «Wie schön, dass seine tragische Geschichte ein Happy End hat», sagt Kutuks Pfleger Manik strahlend.