Sven Epiney
Die Heimat entdecken und staunen
Für die 1.-August-Sendung ist er bereits zum zehnten Mal im Einsatz und dafür in der Schweiz unterwegs. Auf Erkundungstour ist der Moderator aber auch gerne privat.
Seit 2009 ist Sven Epiney der Mann für unseren Nationalfeiertag. «Lueget vo Berg und Tal» heisst es an diesem 1. August: Der 47-Jährige begeht ihn mit seinen Moderationskollegen aus den anderen Sprachregionen: Zusammen mit Jean-Marc Richard (RTS), Clarissa Tami (RSI) und Corina Schmed (RTR) lädt er nach Vevey VD in die Arena der Fête des Vignerons ein, wo diesen Sommer das Winzerfest gefeiert wird. Es gehe aber nicht nur um Wein in der Sendung: Die vier trafen auf einer Kulinariktour quer durch die Schweiz auf Produzenten lokaler Spezialitäten.
GlücksPost: Was für einen Stellenwert hat Essen in Ihrem Leben?
Sven Epiney: Es ist mehr als nur Ernährung. Essen und Kochen waren mir immer wichtig, ich bin ein absoluter Geniesser – und zwar nicht erst, seit ich von 2001 bis 2010 «al dente» moderiert habe. Kochen ist für mich ein wunderbarer Ausgleich zum Alltag, und das beginnt schon beim Einkaufen auf dem Markt. Essen bedeutet für mich, kreativ zu sein, sich auszutoben in der Küche. Es bedeutet aber auch, mit Freunden zusammenzusitzen und vielleicht gemeinsam zu kochen – auf jeden Fall einen gemütlichen Abend zu verbringen.
Was tischen Sie Ihren Gästen denn so auf?
Es muss nicht immer ein Mehrgänger sein, manchmal sind das ganz simple Gerichte: zum Beispiel Pasta mit einer feinen Sauce.
Sie sagen, das liege in der Familie. Waren Sie also schon ein kochendes Kind?
Eher ein backendes. Ich habe extrem gerne Kuchen gebacken und nahm am Samstagmorgen manchmal schon ganz früh die Küche in Beschlag. Meine Eltern konnten so länger schlafen, und ich zauberte in dieser Zeit gleich mehrere Kuchen auf den Tisch. Die hat es dann zum Zmittag gegeben.
Welches Gericht erinnert Sie an Ihre Kindheit?
Wenn ich bei meiner Grossmutter väterlicherseits im Wallis in den Ferien oder auf Besuch war, hat sie mich immer wahnsinnig verwöhnt. Was sie unglaublich gut gemacht hat, war Simmula, ein warmer Griessbrei, den sie auf einen Teller schöpfte und den man mit Löffeln von aussen nach innen ass. An sich nichts Spezielles, aber wenn Grosi den macht, dann ist es natürlich der allerbeste Griessbrei der Welt.
Und wo ist für Sie die Heimat?
Mein Heimatort ist Anniviers, ich bin aber in Naters aufgewachsen. Heimat bedeutet für mich das Wallis, dort stand ich mit vier Jahren auf der Belalp erstmals auf den Ski, wir gingen oft z’Bärg. Das alles prägt natürlich. Als ich sieben war, zogen wir zwar nach Bern, wo ich meine Jugend verbrachte. Trotzdem fühle ich mich als Walliser, habe viele Verwandte dort und besuche sie auch gern.
Im Wallis ist die Schweiz also am schönsten. Wo eher nicht?
Es ist halt alles sehr dicht bebaut bei uns, und Industriegebiete mit vielen Baustellen sind sicher nicht gerade die schönsten Ecken dieses Landes. Aber sie gehören auch dazu. Das Tolle ist jedoch, dass wir sogar in der Stadt viele Grünflächen haben. Wir wohnen in Zürich, sind zu Fuss in vier Minuten im Wald, was ich sehr schätze.
Und was sonst noch?
Wasser ist ein tolles Element, und das gibt es in der Schweiz ja überall. Dass es so sauber ist wie bei uns, ist aber alles andere als selbstverständlich. Wir haben in Bern jede Turnstunde im Sommer an der Aare verbracht, mitten in der Stadt. Wo sonst kann man das? Im Tiber in Rom oder in der Seine in Paris würde niemand freiwillig baden.
Sie nervt wirklich fast nichts an der Schweiz und den Bewohnern?
Ich bin Optimist. Vielleicht sind wir manchmal etwas kleinkariert, aber es ist ein sicheres, sauberes, vielseitiges und unfassbar schönes Land.
Wo tanken Sie auf?
Im Wald oder in den Bergen, in einem abgelegenen Alphüttli. Das mache ich mit Freunden ein-, zweimal im Jahr. Dann wandern wir, laufen Schneeschuh, feuern den Holzofen ein, machen ein Fondue. Urchig, schön und sehr ruhig, so ist das. Ich entdecke gern Neues, staune immer wieder, dass dieses kleine, überschaubare Land, das man in vier Stunden durchquert hat, nach wie vor viele unbekannte Ecken aufweist. Am meisten freut mich, wenn ich einen Wanderweg entdecke, den niemand kennt …
… und wo Sie keiner erkennt?
Das ist der Vorteil, wenn man wie ich unregelmässig und oft auch am Wochenende arbeitet. So kann man an einem Dienstag eine Tour unternehmen, die dann gerade nicht so dicht belaufen ist.
Wo verbringen Sie und Ihr Lebenspartner die Sommerferien?
Wir sind erst ein paar Tage bei der Familie Knie im Zirkus zu Besuch, das wollten wir schon lange mal tun, dann fahren wir mit unserem VW-Büsschen ins Tessin und anschliessend Richtung Norditalien, wo wir Freunde besuchen. Um auf den Anfang zurückzukommen: Essen und Trinken spielen da auch eine grosse Rolle!