«Herausforderungen gehe ich gelassener an»

Am 4. Juli feiert der Walliser seine Premiere als «Donnschtig-Jass»-Moderator. Der Erwartungsdruck ist hoch, doch das macht ihn gar nicht nervös. Weil der bald 50-Jährige weiss, was wirklich zählt im Leben.

Nur wenige Tage noch: Dann steht Rainer Maria Salzgeber (49) als neuer Gastgeber von «Donnschtig-Jass» (ab 4. Juli, donnerstags, 20.05 Uhr, SRF 1) im Rampenlicht. Ein Einsatz, der für ihn zur richtigen Zeit kommt – weil sich in seinem Leben und seiner Einstellung so einiges geändert hat.

GlücksPost: Am 4. Juli ist Ihr erster Einsatz als «Donnschtig-Jass»-Moderator. Nervös?
Rainer Maria Salzgeber: Vor allem bin ich sehr gespannt und freue mich! In meinem TV-Rucksack kann ich auf 25 Jahre Erfahrung zurückgreifen. All die Situationen, die auf mich zukommen, habe ich beim Sport schon unzählige Male durchlebt: als Moderator, Gastgeber oder Interviewer – und das alles live, verbunden mit vielen Emotionen und unvorhersehbaren Elementen, mit denen es umzugehen gilt. Ich weiss also, dass ich bestens vorbereitet bin.

Es gab einige aus dem Sportteam von SRF, die gerne Sport und Unterhaltung verbunden hätten. Wenigen gelang das, Ihnen fällt es nun einfach in den Schoss.
Ich hatte tatsächlich schon früher Anfragen für Unterhaltungssendungen erhalten. Damals hat es nicht gepasst und da Sport mein Ding ist, war ich auch immer sehr glücklich damit.

Nun sieht es anders aus.
Ich glaube, das ist so, wie bei vielem im Leben: Wenn man etwas auf Teufel komm raus will, bekommt man es nicht. Wenn man sich nicht mehr auf etwas versteift, geht es plötzlich. Ich bin froh, dass diese Aufgabe mich
erst mit 49 Jahren erreicht. Es ist sowohl beruflich als auf privat
genau die richtige Situation.

Warum?
In meinem Alter hat man erfahren, dass es sehr viel wichtigere Dinge als die Arbeit gibt: die Familie, die Frau, die Kinder. Das ist das, was wirklich zählt. Darum fiel es mir je länger, je weniger schwer, loszulassen und gewissen Entwicklungen ihre Zeit zu lassen. Mein Glück hängt nicht von einer einzelnen bestimmten Sendung ab. Deshalb ist es einfacher, Herausforderungen wie den «Donnschtig-Jass» gelassener anzugehen. Ich bin glücklich, in der Situation zu sein, in welcher meine Karriere nicht mit einer einzelnen Sendung steht und fällt.

Apropos Familie. Was meint die zu Ihrem neuen Engagement?
Mich mit der Familie abzusprechen war das Erste, was ich getan habe – bevor das ganze Auswahlverfahren überhaupt losging. Es galt, mit ihnen zu klären, ob ich noch mehr im Fokus stehen möchte – was natürlich auch die Familie betrifft. Weiter war die Frage, ob wir auf unsere traditionellen, gemeinsamen Sommerferien, zum Beispiel im Wallis, verzichten, beziehungsweise diese auf den Frühling oder Herbst verlegen.

Und?
Sie hatten null Bedenken und fanden: «Probier’s!» Alle in meinem Umfeld freuen sich. Falls der Funke in der Sendung nicht überspringen sollte, muss ich das akzeptieren. Ich glaube aber, dass ich mit meiner Motivation, meinen Kollegen Sonia Kälin und
Stefan Büsser und dem ganzen Team die besten Voraussetzungen mitbringe. Ich glaube auch, dass ich mit bald 50 Jahren in etwa
beurteilen kann, was funktioniert und was nicht (lacht). Was dazukommt: Der «Donnschtig-Jass» braucht einen erfahrenen Moderator – es ist eine komplexe Sendung, mit vielen verschiedenen Elementen, von denen ich auch anfangs bereits gesprochen habe.

Ihr Vorgänger Roman Kilchsperger hat die Sendung stark geprägt. Das Publikum liebte und vermisst ihn. Keine Angst vor Vergleichen?
Ich glaube, dass das Publikum Vergleiche anstellen wird – das liegt ja in der Natur der Sache. Ich glaube aber auch, dass sich die Zuschauer vor allem auf die hoffentlich nicht verregneten Sommerfeste freuen. Ich verstecke mich nicht vor Kritik, denke aber, dass wir uns mit der einen oder anderen Anpassung loslösen können. Es muss nicht alles tupfgenau so bleiben, wie es war, und ich denke, das Publikum wird es schätzen. Das Grundgerüst ist natürlich dasselbe mit dem Jassen in den Gemeinden, den prominenten Gästen, dem Jasskarten-Memory, den musikalischen Darbietungen – die Sendung hat so viele Erfolgsgaranten, dass ich mich in einen Zug setzen darf, der bereits in die richtige Richtung fährt.

Sie haben schon angekündigt, dass Sie zum Auftakt der Sendung nicht singen werden.
Das kam bereits von Anfang an nicht in Frage für mich. Mal abgesehen davon, dass ich viel schlechter singe als Roman – stellen Sie sich vor, ich würde sein Markenzeichen übernehmen. Ich bringe meine eigene Farbe in die Sendung, das Publikum kennt mich nun doch schon eine Weile und weiss, wer und wie ich bin. Da soll nichts aufgesetzt sein.

Trotzdem: Sie treten sogar für Ihre Verhältnisse in grosse Fussstapfen.
Eine Sendung ist grösser als ihr Moderator. Die Jass-Sendungen im Schweizer Fernsehen haben und hatten viele tolle Moderatoren. Das ist schon eine coole Liste, auf die ich da komme: von Kurt Felix über Jürg Randegger oder Monika Fasnacht, Kliby und Reto Scherrer. Und bei jedem Wechsel dachte man: Ohne den geht’s nicht. Der Friedhof ist voller unersetzbarer Leute (lacht). Nein ernsthaft: Wenn ich Angst vor Kritik hätte, könnte ich keinen Schritt mehr vorwärts tun. Ich will und muss mich weiterentwickeln.

Werden Sie die Kritiken lesen nach Ihrer ersten Sendung?
Natürlich. Und wenn dann halt jemand findet, der Salzgeber ist ein «Pisler» (Walliserdeutsch für jemanden, der etwas nicht kann), dann stehe ich drüber. Ich weiss die verschiedenen Rückmeldungen durchaus einzuordnen. Natürlich werden wir jede Sendung im Nachhinein mit der Redaktion  reflektieren und besprechen – schliesslich muss sich das eine oder andere auch entwickeln können.

Wie eröffnen Sie die Sendung?
Mit einem kleinen Einspieler. Darin sieht man unter anderem mich, wie ich auf dem Rennvelo von einem Austragungsort zum nächsten radle, und was ich dabei erlebe.

Worauf freuen Sie sich am meisten?
Darauf, mitten unter den Leuten zu sein. Das ist das Schönste, was einem Moderator passieren kann: zusammen mit den Zuschauerinnen und Zuschauern vor Ort ein Fest zu feiern, sie teilhaben zu lassen und so auch die Freude den Menschen zu Hause am Bildschirm zu übertragen. Die Energie des Publikums trägt dich, da passiert ganz viel und man bekommt ungefiltert Rückmeldung. Das ist nicht wie bei «Sport aktuell», wo ich allein im Kämmerlein sitze.

Wie gut sind eigentlich Ihre Jasskünste?
Jassen hat bei uns eine grosse Familientradition. Wir gehen beispielsweise nie in die Ferien, ohne ein Kartenspiel im Gepäck zu haben. Meine Tochter Cloé war ja auch schon Gast im «Samschtig-Jass». Mein Spass am Jassen ist allerdings grösser als mein Können.

Wer wäre Ihr Wunschgast?
Mir kommen da einige in den Sinn: Dazu gehört sicher auch Roger Federer – oder Viola Amherd als erste Oberwalliserin Bundesrätin bei mir im Oberwallis zu Gast – eine echt tolle Vorstellung! Ich freue mich aber auf all unsere Gäste sehr, ob als Showact auf
der Bühne oder am Jasstisch. Ein wirklich schönes Geschenk sind die Musikgäste meiner letzten Sendung in diesem Jahr, die auf meinen 50. Geburtstag am 15. August fällt: Gölä und Trauffer.

Die Büezer-Rocker gefallen Ihnen. Wie steht es mit der beim «Donnschtig-Jass» beliebten volkstümlichen Musik
Ich spielte früher Klarinette in diversen ländlerartigen Kleinformationen, in der Musikgesellschaft und in der Militärmusik. Von daher: keine Berührungsängste! Ich bin offen für alles.

Ihr 50. dürfte ein Riesenfest werden. Tausende von Gästen im Publikum, die Sie hochleben lassen. Und das Fernsehen wird sicher auch mit einer Überraschung aufwarten. Feiern Sie später auch noch privat?
Selbstverständlich werde ich meinen 50. Geburtstag noch privat feiern – mit meiner Familie und meinen Freunden. Wie genau, das wird sich noch zeigen. Zum Glück habe ich noch einen ganzen Sommer Zeit zu überlegen (lacht).