Isabella Schmid
Lehrerin aus Leidenschaft
Sie hat viel zu tun! Mit ihren beiden Schauspielschulen in Zürich und Köln ist die Mimin ausgelastet. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ist für sie eine Bereicherung.
Wir sitzen in einer ehemaligen Apotheke in Zürich – das zeigen die verblassten, grünen Schilder an der Fassade. «Ich bin erst seit September 2018 mit meiner Schauspielschule hier, ich kam noch nicht dazu, die zu entfernen», sagt Isabella Schmid (48) und lacht. Dafür hat sie sonst Wunder gewirkt: Die Schaufenster sind schön dekoriert zum Thema «Der Froschkönig streikt» – eine ihrer aktuellen Produktionen. Den Eingang auf der Hinterseite zieren Pflanzen und eine Bank im Retro-Chic. Der Eingang führt in einen heimeligen Aufenthaltsraum.
«Das habe ich alles mit etwas Hilfe selbst gemacht», sagt die Zürcherin nicht ohne Stolz. «Wände durchgebrochen, alles neu gestrichen, den Betonfussboden mit Vinyl bedeckt.» Im Untergeschoss hat sie mit einem Freund eine Bühne gezimmert mit allen Schikanen, die es braucht.
Den Schweizer Ableger ihrer Kölner Bellacademia zu eröffnen, war ein Schritt ins Ungewisse. Schliesslich hatte sie 25 Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet. Der Neustart in der Schweiz war nicht nur einfach: Schmid erinnert sich, wie sie 2017 ihr neues Heim am Escher-Wyss-Platz in Zürich bezog: «Früher dachte ich jedes Mal, wenn ich über die Hardbrücke fuhr: ‹Die armen Leute, die hier wohnen!› Jetzt gehöre ich auch dazu!» Als die Altbau-Wohnung leer übergeben wurde, war sie nicht gerade einladend. «Eines Abends sass ich da weinend auf dem Boden und fragte mich: Was tue ich hier?» Nachdem sie ihr Zuhause einer Generalüberholung unterzogen und mit den eigenen Möbeln eingerichtet hat, gefällt es ihr wieder in ihrer Heimat.
Und da inzwischen auch ihre Zürcher Bellacademia gut läuft, hat sie de facto einen neuen Beruf: Als einzige Lehrperson ist sie voll ausgelastet. Die eine Hälfte der Woche unterrichtet sie in Zürich, die andere in Köln. «Der Zug zum Pendeln ist meine zweite Heimat», scherzt sie.
Wenn die Chefin trotzdem mal nicht kann, weil sie immer noch selbst als Schauspielerin aktiv ist, vertraut sie den Unterricht neben befreundeten Regisseuren schon mal einem ihrer älteren Schüler an. Loïc (21) etwa, der nach acht Jahren an der Bellacademia nun Theaterpädagogik studiert. «Wenn ich für sie einspringe, kann ich das Gelernte gleich umsetzen», sagt er zufrieden.
Loïc ist mit anderen, langjährigen Zöglingen von Isabella aus Köln angereist. Sie treten hier an den Jugendtheater-Wochen auf, die Schmid mit dem Intendanten der Kammerspiele Seeb, Urs Blaser, ins Leben gerufen hat. Innerhalb eines Monats spielen Isabellas Schüler aus Deutschland und der Schweiz drei Stücke (Infos und Tickets: www.kammerspiele.ch). Die Stimmung in der Bellacademia ist aufgeräumt. Isabella findet die richtige Mischung zwischen Freundschaft und Strenge. «Wer bei mir war, ist auf den Beruf vorbereitet.» Der definitive Test sind die Endproben zum abschliessenden Stück eines Ausbildungsjahres. «Das führen wir ja auf Profibühnen auf. Da bin ich dann schon streng, es herrscht viel Druck, und ich erwarte, dass sich die Schüler professionell verhalten, egal, ob sie vier oder 20 Jahre alt sind. Wer das nicht packt, ist falsch hier.»
Francesco (18) erzählt: «Ich war zuerst auf einer anderen Schule in Köln, aber das war ein richtiger Saftladen. Wenn man zu Isabella kommt, muss man die Ambition haben, es ernst zu nehmen.» Die deutschen Teenager wollen alle in der Branche bleiben. Sie hatten schon Auftritte in Werbung, Kino, TV und auf der Bühne. Ihre Kollegen aus der Schweiz teilweise auch.
Die Engagements vermittelt meist Isabella und bereitet die Schüler auf die Vorsprechen vor: «Caster sind die, die über die Besetzung entscheiden. Sie fragen mich an: ‹Hast du jemanden für diese Rolle?› Manchmal fragen auch die Sender wie RTL direkt. Auch in der Schweiz habe ich engen Kontakt zu den Castern.» In den meisten Fällen erhalten Isabellas Schüler den angestrebten Job. Ihr Konzept scheint zu funktionieren.