Andrea Berg
«Ich fange jetzt an, das Leben so richtig zu feiern!»
Sie ist über den Berg! Das letzte Jahr bescherte ihr schwierige Momente. Doch die Schlagerkönigin liess sich nicht unterkriegen und drehte den Spiess um: Jetzt geht’s erst richtig ab bei ihr.
Ich sitze Andrea Berg (53) in einem Hotel beim Flughafen Zürich gegenüber. Bevor wir das Interview zu ihrem neuen Album «Mosaik» beginnen, möchte sie noch etwas aufschreiben. Sie blättert in ihrem Tagebuch. Fotos von ihr mit Journalisten sind da eingeklebt. Neben jedes schreibt sie etwas. «Ich möchte nicht mehr diese Interview-Marathons machen», erklärt sie. «Da weisst du am Ende dann gar nicht mehr, über was mit wem gesprochen wurde. Ich will mir immer die Zeit nehmen.» Sie habe sich entschieden, jede Begegnung zu etwas Besonderem zu machen. Und weil sie schon immer Tagebuch führte, um die schönen, aber auch die schwierigen Momente festzuhalten, nimmt sie nun auch Treffen mit Presseleuten darin auf. Sie macht ein Foto von uns beiden. Nach dem Gespräch wird sie auch das einkleben und ihre Gedanken dazu festhalten. Süss!
GlücksPost: Frau Berg, warum ist Ihnen Ihr Tagebuch so wichtig?
Andrea Berg: Es tut gut, nachzulesen, was passiert ist. Heute vergessen wir so schnell, wir verlieren unsere Erinnerungen. Dabei kann das so tröstlich sein! Beim Lesen merkt man nämlich, dass es nach jedem Tief wieder ein Hoch gibt.
Letztes Jahr gab es einschneidende Tiefs: Dieter Bohlen (65) kündigte die jahrelang erfolgreiche Zusammenarbeit. Dennoch sind zwei Lieder von ihm auf der CD.
Wie geht es mit Dieter Bohlen?
Es stand und steht nichts zwischen uns. Wir hatten ein langes, emotionales Gespräch, in dem Dieter gesagt hat, dass er keine Lust mehr habe, nur im Studio zu sitzen und Knöpfe zu drehen. Wir haben uns daraufhin geschworen, nur noch die Dinge zu tun, die
uns Spass machen. Danach entstanden die beiden Songs.
Es gab auch familienintern Krach, weil Andreas Ferber (34), Schwiegersohn und Manager von Andrea, gleichzeitig Manager seiner Frau Vanessa Mai (26), seinen Fokus auf Letztere verlegte und Andrea sich vernachlässigt fühlte.
Ich las, dass Sie als Familie zu Weihnachten erstmals wieder alle entspannt an einem Tisch sitzen konnten. War der Riss so tief?
Ach was, überhaupt nicht. Ich brauche keinen Manager, aber ich brauche meine Familie. Sie ist meine Trutzburg, der einzige Ort, an dem ich einfach ich sein kann. Da hat das Geschäft nichts zu suchen. Ich will diesen Ort behüten, sonst geht etwas ganz Wichtiges verloren.
Bergs Tochter Lena-Maria verbrachte letztes Jahr ein Auslandssemester in Irland. Als sie zurückkam, gönnten sich Mutter und Tochter eine Reise nach Afrika.
Wird Lena von zu Hause ausziehen?
Nein, sie bleibt bei uns auf dem Hof. Sie sagt, die Lebensweise, die wir da pflegen, sei einmalig. Es ist immer jemand von der Familie da: Vater, Mutter, Onkel, Tanten, Grosseltern. Das gefällt ihr.
Sie haben ihr einen Song auf dem Album gewidmet.
«Geh Deinen Weg» handelt davon, dass man sein Kind loslassen muss und trotzdem ein Leben lang bei ihm bleibt. Wenn ich solche Songs schreibe, weine ich. Dann sorgt sich mein Mann Uli und fragt, was los ist. Wenn ich mein Innerstes in einen Songtext packe, dann ist das halt sehr
emotional. Doch ich weiss, dass meine Lieder vielen Menschen etwas geben, weil sie dasselbe erleben oder fühlen. In «Mosaik» singe ich: «Steh auf und tanz. Hör auf, die Welt schwarz zu sehen» – das ist eine tröstliche Geschichte.
Haben Sie sich nach dem turbulenten Jahr 2018 etwas Besonderes vorgenommen für die Zukunft?
Man weiss nie, wann es fertig ist. Deshalb schiebe ich nichts mehr auf und setze alles um – jetzt! Und ich sage in Zukunft, was ich will – egal, ob es jemandem passt oder nicht. Ich lasse mich nicht mehr fremdbestimmen.
Wer will Sie denn fremdbestimmen?
Ein Beispiel: Einige, wenige Menschen, die mich nicht einmal kennen, massen sich an, mir zu sagen, was ich anziehen soll, dass mein Rock zu kurz sei. Solchen Balast werfe ich ab.
Wie geht das?
Ich habe für mich etwas klargestellt: Ich tue alles aus Liebe, deshalb ist es gut. Und am Ende ist es meine Entscheidung, ob ich die negativen, äusseren Einflüsse an mich heranlasse. Jeder Augenblick ist kostbar, und ich fange jetzt so was von zu feiern an!