Kranke Hündin rettet sein Leben

Seine Hündin hilft ihm mit ihrer Liebe aus einem grossen Tief. Dann wird bei Bella Krebs diagnostiziert. Robert Kugler macht ihre letzten Monate zu den schönsten ihres Lebens.

Es war das Letzte, das Robert Kugler (37) in diesem Moment hören wollte. Sein ganzes Leben war auseinandergebrochen – Jobverlust, Scheidung, Todesfälle in der Familie, Depressionen, Suizidgedanken –, und er hatte sich gerade etwas gefangen. Dank seiner neunjährigen Labradorhündin Bella: Mit bedingungsloser Liebe heilte das Tier seine Wunden. «Während ich dachte, dass mein eigenes Leben keinen Wert mehr hatte, gab mir die Aufgabe, gut zu Bella zu schauen, neuen Sinn», sagt der Ex-Marine-Soldat.

Doch dann kommt der Besuch beim Tierarzt, der Rob in noch tiefere Abgründe stürzen sollte. Die Diagnose: Bella hat Knochenkrebs. «Entweder amputieren wir heute das Bein, oder Sie lassen sie einschläfern», meint der Mediziner. «Sie hat aber auch Metastasen in ihrer Lunge und deshalb so oder so nur noch sechs Monate.»

Robert zögert nicht lange: Er lässt Bellas Bein amputieren, steckt sie ins Auto, lässt seinen Heimatstaat Nebraska hinter sich und fährt los ins Ungewisse. «Ich wollte Bellas letzte Monate zu den schönsten ihres Lebens machen. Ihr die Liebe zurückgeben, die sie mir geschenkt hat.» Die beiden reisen quer durch die USA, entdecken das Land, schlafen gemeinsam im Auto, steigen auf Berge, schwimmen in Seen, treffen überall neue Freunde. Die Reise hält Rob auf unzähligen Bildern fest.

Aus den sechs prognostizierten Monaten werden 14. Bella blüht auf, spielt, badet, läuft auf ihren drei Beinen wie ein junger Hund. Der Trip hilft nicht nur ihr, sondern auch Robert: «Ich hatte ja keine Ahnung, wie sehr diese Zeit die Art, wie ich die Welt sehe, verändern würde. Ich mochte Tiere immer, doch nicht in dem Grad, den Bella mich lehrte. Sie zu beobachten, in ihre Augen zu schauen, verdeutlichte mir, wie unsere Verbindung immer stärker wurde. Ich habe keine Zweifel, dass Bella das, was mich ausmacht, auch hat. Was immer es ist – Seele, Geist, kosmische Energie.» Diese Erkenntnis macht Robert zu einem neuen Menschen: «Ich fühle mich heute verbundener mit allen Lebewesen und sehe, dass alles in unserer Welt zusammenhängt. Bella hat mich gelehrt, nie aufzugeben und jeden Tag zu leben, als wäre es der letzte.»

Kugler lässt alle an seinem Abenteuer teilhaben, stellt Bilder und Kommentare zu seiner Reise ins Internet. Im Herbst 2016 ist Bellas Zeit um. «Wir waren gerade dabei, unsere nächste Etappe zu planen, als Bellas Lungen nicht mehr mitmachten», informiert Rob seine inzwischen grosse Fangemeinde. «Am nächsten Morgen sagte ich ihr auf Wiedersehen.»

Nach Bellas Tod ist ihm klar, dass er noch mehr Menschen zeigen möchte, dass man sein Dasein geniessen soll: «Ich habe selbst gesehen, was passiert, wenn man im Leben nicht das tut, wovon man träumt.» Deshalb hat er nun ein Buch geschrieben, es wurde soeben auch auf Deutsch veröffentlicht: «Bellas letzte Reise – Was ich von meinem Hund auf unserem grossen Roadtrip lernte».

Robert ist heute als Fotograf tätig, betreibt das Onlinemagazin www.rkLifeIllustrated.com. Er lebt mit seiner Freundin in Broken Bow, Nebraska – und hat natürlich mehrere Hunde.