Der elektronische Notarzt

Sie stehen in vielen Gebäuden und sogar auf der Strasse: Defibrillatoren, kurz Defi genannt. Geräte, die Leben retten können – wenn man sie im richtigen Moment einsetzt. Doch wie geht das?

Herzstillstand – das ist ein absoluter Notfall! Jetzt entscheiden Minuten über Leben und Tod. Denn wenn das Herz nicht mehr in der Lage ist zu pumpen, wird der ganze Körper nicht mehr mit Blut versorgt – auch das Hirn. Mit jeder Minute, die ohne Hilfe verstreicht, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um etwa zehn Prozent.

Ein Herzstillstand ist nicht das Gleiche wie ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall. Herzstillstand-Patienten reagieren nicht auf lautes Ansprechen oder Schütteln. Und sie atmen nicht, haben keinen Puls. Ihr Herz schlägt nicht mehr. Was tun, wenn man dabei ist, wenn jemand einen Herzstillstand erleidet?

«Als Allererstes den Notruf, Telefon 144, alarmieren», rät Wendy Stranges, Projektleiterin bei der Schweizerischen Herzstiftung. Damit so schnell wie möglich professionelle Hilfe kommt.

Und dann sofort mit der Wiederbelebung beginnen: mit einer Herzdruckmassage. Das heisst, den Brustkorb des Betroffenen 100 bis 120 Mal in der Minute fünf bis sechs Zentimeter tief eindrücken – also schnell und kräftig. Der richtige Druckpunkt liegt in der Brustkorbmitte in der unteren Brustbeinhälfte. 

Noch besser: Wenn ein Defi vorhanden ist – in der Fachsprache AED genannt. Auch Laien können ihn einsetzen. Denn wenn er mal eingeschaltet ist, sagt er Ihnen, was Sie tun müssen. Der Defi ist eine Art elektronischer Notarzt. «Es gibt heute verschiedene Modelle, diese geben klare gesprochene Anweisungen», erklärt Wendy Stranges. «Manche haben sogar einen Bildschirm, der zeigt, wie man vorgehen muss.»

Was Sie tun müssen: den Defi aus dem Kasten nehmen und die Elektroden wie angegeben auf die richtigen Stellen am Körper des Patienten kleben, direkt auf die Haut. «Der AED nimmt sozusagen ein EKG auf, ein Elektrokardiogramm, und teilt mit, wenn ein Schock ausgelöst werden muss», erklärt die Fachfrau. Nur wenn eine potenziell tödliche Rhythmusstörung vorliegt, erfolgt die akustische Aufforderung zum Auslösen des Elektroschocks. Ein kräftiger Stromstoss, der vom Defibrillator über die Elektroden geleitet wird und wie ein «Reset» auf das Herz wirkt, startet es im Idealfall wieder neu. Auslösen muss man diesen nach Aufforderung selbst – aus Sicherheitsgründen. Denn während der Stromstoss durch den Körper geleitet wird, darf niemand den Patienten berühren. 

Keine Zeit verlieren

Notfälle kommen allerdings meist unerwartet. Und nicht immer ist ein Defi in der Nähe. «Wenn man allein ist in einem Notfall mit Herzstillstand, sollte man keine Zeit verlieren mit der Suche nach einem Defi, sondern nach dem Notruf unmittelbar mit der Herzdruckmassage beginnen», rät Wendy Stranges eindringlich.

Keine schlechte Idee ist es, sich grundsätzlich kundig zu machen, wo der nächste Defi zu finden wäre. Leider gibt es in der Schweiz noch kein national öffentliches Verzeichnis, manche Gemeinden und Kantone haben ihre AED aber auf ihrer Website verzeichnet und teilen teilweise sogar mit, ob diese 24 Stunden zugänglich sind. Und das grün-weisse Piktogramm mit Herz und Blitz wird international für die Kennzeichnung empfohlen.

Wer sich in einem Notfall sicher fühlen möchte, kann auch spezielle Kurse besuchen. Sie sind im Internet unter dem Stichwort BLS AED zu finden und werden unter anderem von der Schweizerischen Herzstiftung und oft von Samaritervereinen angeboten. Dort wird die Herzdruckmassage, aber auch der Umgang mit dem Defi geübt. Für den Fall, dass in der Not beides angewendet werden muss.



Eine praktische Handlungsanleitung bei Notfällen bietet auch die «Help-Notfall»-App der Herzstiftung.

Für iPhones: https://itunes.apple.com/ch/app/help-notfall/id1076538608?mt=8

Für Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.herzstiftung.help.notfall 

Was ist Defibrillation?

Automatische Externe Defibrillatoren (AED) werden bei Notfällen mit Herz-Kreislauf-Stillstand eingesetzt. Durch einen dosierten elektrischen Stromstoss wird die Herztätigkeit bei einer Herzrhythmusstörung wieder normalisiert. Neben den externen Geräten, die ausserhalb des Körpers angewendet werden, gibt es auch implantierbare Defis (ICD, Implantierbarer Cardioverter Defibrillator), die bei Patienten lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen erkennen und bei Bedarf selbständig einen Elektroschock abgeben.