«Manchmal kann ich schon laut werden»

Derzeit ist der deutsche Schauspieler als Griesgram im Kino zu sehen. Und übellaunig kann er auch zu Hause gegenüber seinen Kindern mal sein. Was er dann aber jeweils schnell bereut!

Ein mieser Kerl! In seinem aktuellen Kinofilm «Immenhof» spielt Heiner Lauterbach (65) einen skrupellosen Rennstall-Besitzer, der drei Mädchen das Leben schwermacht. Diese wollen nach dem Tod des Vaters dessen Pferdehof alleine weiterführen. Und damit nicht genug: In der Komödie «Kalte Füsse», die nur in Deutschland im Kino läuft, mimt der Schauspieler und Vater von drei Kindern (11, 16, 21) einen missmutigen Schlaganfall-Patienten.

GlücksPost: Sie spielen derzeit zwei  griesgrämige Zeitgenossen. Warum sind Sie selbst eigentlich nicht so geworden?
Heiner Lauterbach: Woher wissen Sie das? (Lacht.) Ich muss inzwischen schon feststellen, dass ich mich in Richtung Misanthrop, Menschenfeind, bewege. Aber ich bin noch nicht auf der Stufe angelangt, auf der sich meine Figuren im Film befinden.

Sie wirken aber recht freundlich und aufgeschlossen.
Ich bin abgeklärter geworden. Früher mochte ich alle Menschen. Ich war ein typischer Rheinländer, der immer offenarmig auf alle zugegangen ist. Diese Blauäugigkeit, dieses total Euphorische habe ich verloren. Jetzt werden mir mehr und mehr Leute egal, sie sind uninteressant für mich. Und das würde ich auf das Älterwerden zurückführen.

Sie sind 65 – es gibt Sprüche wie «die 60er sind die neuen 40er». Was halten Sie davon?
Nichts. Ich bin 65, und ich fühle mich exakt wie 65, weil ich weiss, dass ich so alt bin. Und es gibt garantiert lustigere Sachen als zu altern. Aber die Alternative wäre, vorher zu sterben, und das wäre erst recht beschissen. Ich versuche also, in einer guten körperlichen und geistigen Kondition zu altern, treibe viel Sport und ernähre mich gesund. Dann kann das Ganze ganz nett werden.

In Ihren Filmen werden Ihre Figuren auch mit der jungen Generation konfrontiert. Welche Unterschiede stellen Sie zwischen Ihnen und
Ihrem Nachwuchs fest?
Ich kann mit diesen ganzen YouTube- und Social-Media-Sachen nicht so viel anfangen. Meine Kinder benutzen das Internet auf eine viel selbstverständlichere Art und Weise als ich.

Gibt es auch Reibungspotenzial zwischen Ihnen?
Natürlich, grosses sogar. Zum einen liebt man seine Kinder und möchte ihnen permanent Gutes tun. Das ist aber pädagogisch nicht ratsam. Man muss sie auch erziehen und in eine vernünftige Struktur setzen. Man muss ihnen beibringen, dass sie mit Geld umgehen können und etwas zu schätzen wissen. Und tausenderlei andere Sachen. Erziehung ist eines der schwierigsten Dinge auf der Welt. Man kann fast jede Stunde Fehler machen.

Was war der letzte Fehler, den Sie gemacht haben?
Ich schlage meine Kinder nicht, aber ich kann schon mal laut werden, wenngleich nicht jeden Tag. Das ist nie ein gutes Mittel, das weiss ich, und ich bereue es immer. Denn wenn du schreist, hast du immer Unrecht. Als mir das zum letzten Mal mit meiner Tochter passiert ist, habe ich mich erst mal entschuldigt. Aber ich habe ihr erklärt: «Wenn mich ein Mensch interessiert, dann rede ich umso intensiver mit ihm. Speziell, wenn ich jemand liebe, und merke, er bewegt sich in eine falsche Bahn.»

Haben Sie ein Beispiel dafür, was Sie nervt?
Ich bin nicht so glücklich, dass mein elfjähriger Sohn immer mit diesen elektronischen Dingen spielen will. Meine Frau und ich versuchen das zu begrenzen, aber wenn er einen den ganzen Tag löchert, dann ist es schwer, da konsequent zu bleiben. Das ist ein ständiger Kampf.

Ihre 16-jährige Tochter wiederum tritt inzwischen in Ihre schauspielerischen Fussstapfen. Sorgt das bei Ihnen für Widerspruch oder unterstützen Sie es?
Es gibt zwei Grundfaktoren, die als Basis für unseren Beruf wichtig sind. Der eine ist das Talent und der andere die Leidenschaft. Talent hat sie sehr grosses, wie ich finde, und mir auch andere Fachleute bestätigt haben. Bei der Leidenschaft hat sie in meinen Augen noch ein bisschen Luft nach oben. Wir haben auch andere Ansatzpunkte, welchen Weg sie als nächsten beschreiten sollte.

Inwiefern?
Ich würde ihr dringendst empfehlen, eine gute Schauspielschule zu besuchen und Theater zu spielen. Das heisst nicht, dass sie nicht zwischendrin einen Film drehen kann. Aber das ist das Fundament in meinen Augen. Da ist Maya etwas anderer Meinung. Sie möchte ins Ausland, nach Amerika, mindestens in London auf die Schauspielschule. Mit fehlt da noch ein bisschen das Bodenständige, das Handwerkliche.

Sieht Ihre Frau das ähnlich?
Ja, wenn auch nicht ganz so konservativ wie ich. Sie sagt, wenn sie nun tolle Filme in Hollywood dreht, wäre das auch super. Aber das ist in der Regel eben nicht der Fall.