Sina und Adrian Stern
Hier harmonieren nicht nur die Töne
Zu ihrem Bühnenjubiläum wagte sich die Walliser Sängerin auf neues Terrain und produzierte ihr neues Album mit dem Aargauer Musiker. Die beste Wahl, die sie treffen konnte, findet sie.
«Was für ein «Gfrörli»! Adrian Stern (43) ist so dick eingepackt, dass man ihn kaum erkennt. Es fällt ihm schwer, sich für die Fotos im Schnee von Handschuhen und Kapuze zu trennen. Zurück im Restaurant taut er wieder auf. Spätestens, als nach dem Mittagessen eine Riesenportion Vermicelles vor ihm steht. «Wow!», jauchzt er und hat nur noch Augen für das Dessert, schlemmt mit kindlicher Zufriedenheit.
Der Walliserin scheint die Kälte in ihrer Aargauer Wahlheimat am Hallwilersee nichts auszumachen. Wir sind hier auf dem nahen Eichberg, weil im gleichnamigen Restaurant eine «voll gelungene Premiere» Formen annahm: die Zusammenarbeit der beiden Mundart-Stars. Statt ihr bewährtes Team fragte Sina (52) Adrian Stern, ob er ihr neues Album mitschreiben und produzieren würde. «Adi ist ein Gesamtkunstwerk», schwärmt sie. «Er kann alles – und das sehr schnell. Unglaublich, dass dies seine erste grössere Produktion ist!»
«Emma» ist benannt nach Sinas Grossmutter, das gleichnamige Titellied eine berührende Hymne für diese starke Frau, die einen für die damaligen, patriarchalischen Verhältnisse im Wallis ausgesprochen emanzipierten Haushalt führte. Und die sechsjährige Sina und ihren Bruder zu sich nahm und aufzog, nachdem deren leibliche Mutter gestorben war.
Eine Steilvorlage für Adrian: Aus Sinas Notizen und Textbausteinen kreierten die beiden 13 wunderbare Songs. «Ich fand das toll», sagt Stern. «Das Schwierigste am Songschreiben ist für mich, einen Anfang zu finden. Doch hier hatte ich Sinas Ideen, da konnte ich gleich reinspringen.»
Sie hatten die gleichen Vorstellungen, wie es klingen sollte: «Nicht wie die überproduzierten, ecken- und kantenlosen Sachen, die man heute hört. Deshalb haben wir uns dagegen entschieden, jedes Instrument und jede Stimme einzeln aufzunehmen», erklärt Stern. Sina bestand zudem auf einer «reinen Gitarren-Platte. Ich wollte dieses Mal weder Klavier noch Synthesizer. Wenn ich sah, wie Adis Hand von den Tasten angezogen wurde, habe ich ihn gebremst». Die Band stand als Ganzes im Aufnahmestudio, das Ziel war eine Aufnahme pro Song. Adrian seinerseits bremste Sina, wenn diese ihre Stimme nochmals einsingen wollte, weil dann «die Stimmung fehlen würde».
Er ist begeistert von der Erzählkunst, die sich in Sinas Liedern offenbart. Als er erstmals Emmas Geschichte hörte, war es um ihn geschehen. «Der Song macht Sina so greifbar. Man sieht sie mit ganz anderen Augen.» Danach wollte er nur noch Texte, die ebenso echt und aus dem Leben gegriffen sind. Sina bestätigt: «Es ist definitiv ein sehr persönliches Album.»
Eine gute Voraussetzung, damit ihr 25-Jahr-Bühnenjubiläum zu feiern. Am 30. 3. tut sie das bei einem Konzert mit Adrian im «La Poste» in Visp. «Alle meine Musikerfreunde, Bekannten und Familienmitglieder werden da sein.» Mit ihren Fans feiert Sina ab 1. 3. auf ihrer «Emma»-Tour (Termine & Tickets: www.sina.ch). Und die Schweiz feiert eine ihrer herausragendsten Musikerinnen an den «Swiss Music Awards» für ihr Lebenswerk (16. 2., 20 Uhr, SRF 2). Sie freut sich sehr darüber. «Ich habe so gerne Preise», sagt sie unverblümt. Echt Sina eben.