Sandra Studer
«Eine beispiellose TV-Karriere geht zu Ende»
Mit einer von ihr moderierten Spezialsendung würdigt das Schweizer Fernsehen das Schaffen von Kurt Aeschbacher, der sich Ende Jahr mit seiner Talkshow vom Bildschirm verabschiedet.
Ein Blick zurück mit Überraschungsgästen: Sandra Studer (49) lädt zur grossen Abschiedsshow «Danke, Kurt Aeschbacher» (Sonntag, 25.11., 20.05 Uhr, SRF 1) ein, ehrt den TV-Mann und sein Wirken in rund 40 Jahren beim Fernsehen. Denn am 30. 12. wird die letzte Talkshow des 70-Jährigen ausgestrahlt.
GlücksPost: Sie waren zwölf, als 1981 im «Karussell» Kurt Aeschbachers Karriere begann.
Sandra Studer: Ich habe diese Sendung wahnsinnig gern geschaut. In Erinnerung blieb mir vor allem ein Computerspiel, das ich cool fand. Wie ging das noch mal …?
Ach, das Gedächtnis … Erinnern Sie sich denn an Ihre erste Begegnung?
Sicher. Kurt war 1991 bei mir zu Gast in «Fera-TV», der ersten Sendung, die ich moderiert habe. Entsprechend hölzern stand ich da wohl vor der Kamera. Doch er war megalieb und half mir, was längst nicht alle tun mit Nachwuchsmoderatoren. Das werde ich ihm bis in alle Ewigkeit hoch anrechnen.
Wo sonst kreuzten sich Ihre Wege?
Die sehr kurze Zeit, in der ich im SRF ein Büro hatte, lag das neben seinem. Ich war ein paarmal Gast bei ihm, vor allem im Zusammenhang mit dem Eurovision Song Contest, wo er jeweils diese Auftaktsendung machte. Und 2007 moderierten wir mit Monika Schärer die Live-Übertragung der «Zauberflöte» auf zwei Kanälen.
Kennen Sie einander auch privat?
Ja. Er lud mich zu seinem Sechzigsten ein, ich ihn zu meinem Vierzigsten. Huch, das ist ein Weilchen her … Wir haben keinen engen Kontakt, aber wir verstehen uns gut. Kurt ist einfach ein geistreicher, witziger Mensch. Von seinem Gefühls- und Privatleben weiss ich allerdings nicht sehr viel. Ich glaube, ihm ging es da wie mir: Unseren engen Freundeskreis haben wir uns ausserhalb der Arbeit gesucht. Bei mir war dann wohl einfach ein bisschen mehr Kindergeschrei dabei.
Sie teilen die Vorliebe für Kultur.
Ja, aber Kurt ist breiter interessiert. Er hat sehr viel Ahnung von Kunst, Design und Architektur, was bei mir weniger der Fall ist. Mein Interesse liegt vor allem in der Musik und im Theater. Bei Oper und Ballett finden wir uns total. Und trotz der Affinität zur sogenannten E-Kultur schätzen wir beide auch gut gemachte Unterhaltung. Da fühle ich mich schon seelenverwandt mit ihm.
Und was spüren Sie, wenn Sie an seine letzte Sendung denken?
Eine Ära geht zu Ende, eine beispiellose Fernsehkarriere, das finde ich schon recht traurig. Und auch wenn es vielleicht nicht ganz leicht ist, diesen Zopf nun abzuschneiden, denke ich, dass es okay ist für ihn. Er hat so viel geleistet, schaut hoffentlich mit Stolz zurück. Er könnte sich jetzt mal eine Runde auf seinen Lorbeeren ausruhen, finde ich. Dafür hatte er gar nie Zeit! Und er hat abgesehen davon so viele andere Interessen.
Wofür bewundern Sie ihn?
Wie er Interviews führt und zuhört, das Richtige aus Antworten herauspickt und es weiterwebt. Er ist der Mann, der die langen, gepflegten Gespräche führen darf. Gerade in dieser Zeit schätze ich das wahnsinnig und hoffe, es ist nicht zu Ende damit, weil «Aeschbacher» nun ausläuft.
Nun, viele Junge mögen sich nicht mehr auf Längeres einlassen.
Es wächst eine Generation heran, die Medien anders konsumiert und bei der vor allem Kurzfutter gefragt ist. Darauf muss man reagieren. Aber vergessen wir nicht: Meine Generation gibt es auch noch, wir sind mit solchen Sendungen gross geworden, wollen sie auch künftig. Ich hoffe, dass man das nicht untergehen lässt.
Aeschbacher sagt von sich, er sei ein altmodischer Fernsehmacher.
Man kann das altmodisch nennen, ich nenne es Klasse. Denn die hat er. An der Art, was und wie er fragt, erkennt man die gute Kinderstube, die gute Ausbildung. Und das gepaart mit einem Gespür für Menschen. Grossartig, wie er sich mit einfachen Leuten verbindet und dann den Bogen zum Politiker schlägt. Er kann mit Weltstars, Freaks und Normalos reden und nimmt sie alle ernst.
Wie hat er sich im Lauf der fast 40 Jahre beim Fernsehen verändert?
Die Zeit des Paradiesvogels und der Showtreppe war irgendwann gegessen. Kurt wurde ruhiger, hat sich dann auf seine Stärke besonnen, das Interviewführen, und «Aeschbacher» entwickelt. Er ging aber nicht in irgendein Studio im Leutschenbach, sondern schaffte sich sein eigenes Labor, das er prägen konnte und wo er sich einmal mehr als Unternehmer erwies, der er eben auch ist.
Der Paradiesvogel war er in «Grell-pastell» und «Casa Nostra».
Ja, grossartig! Ich machte damals die ersten Schritte in der Unterhaltung, er war da schon der grosse Zampano. Das schräge Zeug, das er und seine Leute machten, war ja gegen alles. Sie zogen es aber durch und wirbelten viel Staub auf. Hätte er das in den Dimensionen von Deutschland machen können, sässe er mit Gottschalk & Co. auf dem TV-Olymp. Eine solche Anerkennung hätte er verdient. Aber so, wie ich ihn kenne, ist ihm der feste Boden unter den Füssen lieber.