Norbert Rier
«Ich schäme mich meiner Tränen nicht»
Der Gesundheit wegen sollte es der Sänger der Kastelruther Spatzen unbedingt ruhiger nehmen. So will er sich mehr entspannende Momente mit seiner Frau gönnen.
Nach schwerer Herzoperation und anstrengenden Monaten der Rekonvaleszenz ist Norbert Rier (58) zurück im Einsatz. Doch zu stressig darf es für den Sänger der Kastelruther Spatzen, die mit neuem Album am Start sind, nicht mehr werden – trotz Weihnachtskonzerten und grosser Tour 2019.
GlücksPost: Ihre Herzoperation liegt nun ein Jahr zurück. Wie geht es Ihnen?
Norbert Rier: Ich bin zufrieden, hatte gerade einen Kontrolltermin im Spital, und alles ist in Ordnung. Ich fühle mich inzwischen auch wieder viel besser und kräftiger.
Das klingt nach einer schwierigen Zeit.
Es war nicht so einfach – und allerhöchste Zeit für die Operation.
Weshalb?
Eine der Herzklappen war total verkalkt. Ich durfte nicht länger warten, hätte sonst das Weihnachtsfest nicht mehr erlebt. Nach der Operation musste ich quasi bei null anfangen. Ich hätte niemals gedacht, dass ein Mensch so schwach sein kann. Alleine aufzustehen war schon schwierig, ein paar Schritte zu gehen ein richtiger Kraftakt.
Hatten Sie Angst vor dem Eingriff?
Nein. Ich habe versucht, das so positiv wie möglich anzugehen und hatte vollstes Vertrauen in die Ärzte.
Wer war in dieser Zeit Ihre grösste Stütze?
Meine Frau Isabella war immer bei mir, natürlich auch meine Kinder. Das hat mir sehr geholfen. Ich habe schon ein gutes halbes Jahr gebraucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Das geht nicht von einem Moment zum anderen. Und natürlich haben die Ärzte mir empfohlen, meinen Stress zu reduzieren.
Wie schwer fällt es Ihnen, etwas kürzerzutreten?
Es ist nicht so leicht. Aber mit zunehmendem Alter gehen manche Dinge einfach nicht mehr so gut. Ich habe mir vorgenommen, einen Gang herunterzuschalten. Auch mal einen Ausflug mit Isabella zu machen, die Arbeit läuft schliesslich nicht weg. Ich habe mir auch schon Hilfe für meinen Bauernhof geholt. Als ich im Spital war, haben sich meine Kinder wunderbar organisiert und mitgeholfen. Das war schön zu sehen. Es hat also funktioniert. Ich muss einfach lernen, künftig mehr Arbeit abzugeben.
Züchten Sie noch immer Haflinger?
Ja, aber auch da werde ich reduzieren, obwohl mein Herzblut drinsteckt. Es ist schon sehr viel Arbeit, weil ich mich um alles kümmere. Ich will ja auch, dass die Tiere in gute Hände kommen.
In der Zeit, in der es Ihnen nicht sehr gut ging, gab es auch etwas Erfreuliches: Sie sind zum dritten Mal Grossvater geworden.
Ja, das war eine grosse Freude. Ich bin am 19. Oktober 2017 operiert worden und am 7. November kam der kleine Willi, der zweite Sohn meiner Tochter Marion, zur Welt. Es war ein wundervolles Gefühl, den Kleinen in den Armen zu halten. Es macht mich glücklich, dass die Familie weiter wächst. Jetzt habe ich drei Enkel, Peter ist drei Jahre alt und der Sohn von Alexander ist 13.
Wie war es für Sie, als Sie wieder auf der Bühne standen?
Es war ein sehr bewegender Moment. Die Fans haben sich so sehr gefreut, einige weinten, das war sehr ergreifend.
Ihr neues Album heisst «Älter werden wir später». Welcher ist Ihr Lieblingstitel darauf?
Mir gefällt «Nimm dir Zeit für die Liebe» besonders gut. Wir haben alle viel Stress, und dabei bleibt oft das Wichtigste auf der Strecke: die Liebe.
Wie sorgen Sie dafür, dass in Ihrer Ehe das Feuer nicht erlischt?
Indem ich immer wieder Holz nachlege (lacht). Nein, im Ernst: Es sind die kleinen Dinge im Leben, bei denen man dem Partner zeigen kann, dass man ihn liebt und braucht. Gerade nach der Operation habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, eine Partnerin zu haben, die hinter einem steht. Isabella war immer für mich da, ist eine wunderbare Frau.
Was kann man tun, damit die Liebe im stressigen Alltag nicht zu kurz kommt?
Es ist wichtig, dass man sich als Ehepaar immer wieder Freiräume nur für sich selbst schafft. Isabella und ich lieben beide die Natur. Wenn wir Zeit haben, gehen wir gerne zusammen wandern, machen ein Picknick. Wir gehen auch mal nach Bozen ins Kino oder machen es uns zu Hause gemütlich, bei Kerzenschein, einer Flasche Rotwein und einem Rosamunde-Pilcher-Film. Diese romantischen Momente geniesse ich sehr.
Sie sind ein Romantiker?
Ja, ein grosser Träumer und Romantiker! Ich liebe romantische Filme, schäme mich auch meiner Tränen nicht. Ich finde, auch Männer sollen ihre Gefühle zeigen dürfen. Bei «Die Dornenvögel» habe ich richtig geweint, ebenso bei «Winnetou 3». Auch bei Romanen habe ich die eine oder andere Träne vergossen, wenn es eine Geschichte war, die mich gerührt hat.
Gibt es auch mal Probleme zwischen Ihnen und Ihrer Frau?
Meinungsverschiedenheiten haben natürlich auch wir, meistens nur wegen Kleinigkeiten. Wenn es Streit gibt, dann bin ich meistens derjenige, der den Weg zur Versöhnung sucht. Das Schönste an einem Streit ist ja die Versöhnung. Wir gehen auch niemals im Unfrieden schlafen, sondern sprechen uns vorher aus. Ich sage immer: Solange man miteinander reden kann, gibt es auch eine Zukunft für die Liebe. Aber ich bin mit meiner Frau sehr glücklich. Isabella und ich sind ein zufriedenes Paar.