Liselotte Pulver
«Ich nehme das Leben so, wie es kommt»
Wie verbringt die lebende Filmlegende ihre Tage – und was bewegt sie? Die Schauspielerin gibt nur noch selten Einblicke. Zu ihrem 89. Geburtstag machte sie nun aber eine Ausnahme.
Kaum zu glauben: Das bekannteste Lachen der Schweiz wird 89 Jahre alt! Am 11. Oktober feiert Liselotte Pulver Geburtstag. Auf ihren Jubeltag hin gab Lilo, die seit vielen Jahren in der Berner Seniorenresidenz Burgerspittel zu Hause ist, der GlücksPost eines ihrer seltenen Interviews.
Besonders schön: Weder das Alter noch Schicksalsschläge wie der Tod ihres Mannes Helmut Schmid (†1992) und ihrer Tochter Melisande (†1989) haben es vermocht, ihr das Lachen zu nehmen, das Millionen Fans so sehr lieben.
GlücksPost: Frau Pulver, wie geht es Ihnen?
Lilo Pulver: Danke, mir geht es gut.
Können wir uns auf einen neuen Film oder ein Buch von Ihnen freuen?
Nein, ich arbeite nicht mehr. Das ist vorbei. Aber ich schreibe jeden Tag Tagebuch. Da trage ich alles ein – auch, was ich gegessen habe, wie lange und wo ich spazieren war, wer angerufen hat, wen ich getroffen habe.
Gehen Sie oft spazieren?
Ja, ich mache jeden Tag einen Spaziergang im Park. Ich bin da sehr diszipliniert. Es ist auch eine Gewohnheit. Und ich muss mich ja bewegen, fit bleiben, kann doch nicht nur rumsitzen. (Sie lacht ihr typisches Lachen, nur leiser.)
Wie geht es Ihnen denn körperlich?
Ich habe keine Zipperlein, ich bin wirklich fit.
Machen Sie sich Gedanken, dass es auch mal anders sein könnte?
Nein, es hat doch keinen Sinn, darüber nachzudenken, was mal wird. Ich nehme das Leben jeden Tag einfach so, wie es kommt. Zudem bin ich hier im Burgerspittel gut untergebracht. Ich werde von den Angestellten und Ärzten rund um die Uhr versorgt, da brauche ich über nichts nachzudenken. Hier bleibe ich.
Fühlen Sie sich manchmal einsam?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe viele Bekannte hier, bekomme Besuch und telefoniere.
Haben Sie noch viel Kontakt zu Ihrer Schwester Corinne, die ja 91 ist?
Ja, wir beide telefonieren sehr häufig, fast jeden Tag. Es geht ihr ebenfalls gut. Sie lebt mit ihrem Freund zusammen.
Gibt es bei Ihnen im Burgerspittel auch spannende Männer?
Nein, leider nicht. Ich habe hier auch wenig Kontakt zu den männlichen Bewohnern. Ich suche aber auch keinen Partner mehr.
Sie können sich keine Beziehung mehr vorstellen?
Doch, doch, vorstellen kann ich mir das sehr wohl. Aber ich habe keine Gelegenheit.
Sie meinen, wenn ich Ihnen einen tollen Mann vorbeischicke, dann könnte es etwas werden?
Ja, genau. Machen Sie mal, ich warte! (Lacht.)
Wie soll er denn sein?
Naja, so wie mein Mann war.
Also gross, stattlich?
Ja. Und interessant und gebildet, ein Professor zum Beispiel. Ein Mann, mit dem man reden kann, zu dem ich aufblicken kann. Ich bin jedoch auch alleine hier glücklich, so ist es nicht.
Vermissen Sie Helmut Schmid noch?
(Pause, dann folgt mit trauriger Stimme:) Ja. Sehr. Jeden Tag denke ich an ihn. Wir waren ja wirklich immer zusammen und haben auch zusammen gearbeitet. Ich konnte ihn immer fragen, wenn ich etwas brauchte, das fehlt mir schon sehr.
Reden Sie noch mit ihm?
Nein, an so etwas glaube ich nicht. Ich bin gar nicht spirituell. Das ist einfach vorbei. Und es war sehr schön. Ich vergleiche manchmal andere Menschen mit ihm, aber ich denke auch nicht ununterbrochen an ihn.
Apropos Männer und Frauen: Haben Sie die #MeToo-Debatte mitbekommen?
Ja, ich habe das gelesen, aber es interessiert mich nicht. Das war bei mir nicht der Fall.
Es hat nie ein Produzent oder Regisseur gesagt: «Wenn du das oder jenes nicht tust, dann bekommst du die Rolle nicht»?
Nein, so etwas zu sagen, hat sich niemand getraut.
Ihre Kollegin Ellen Schwiers meinte, früher seien viele Frauen von Männern als Freiwild angesehen worden.
Also ich habe da keine schlechten Erfahrungen gemacht. Sie haben mir vielleicht Komplimente gemacht, aber mehr ist daraus nicht entstanden, weil ich verheiratet war, und das wussten sie. Da gab es nichts zu probieren.
Sie haben ja bald Geburtstag, am 11. Oktober, sind also Waage als Sternzeichen – somit immer schön ausgeglichen?
Ausgeglichen bin ich nicht, aber es sind zum Glück nicht so grosse Höhen und Tiefen.
Wie werden Sie denn Ihren 89. Geburtstag feiern?
Ich weiss es noch nicht, aber wahrscheinlich werde ich nach Hause fahren, mit meinem Sohn Marc-Tell und der Familie feiern.
Da haben Sie einen guten Kontakt, nicht wahr?
Ja, auf jeden Fall. Er wohnt ja jetzt auch in meinem früheren Haus, es ist alles wunderbar.
Was wünschen Sie sich eigentlich zum Jubeltag?
Dass alles so bleibt – vor allem aber Gesundheit.