Nun lebt sie ihren Traum

Entspannt blickt Monica Quinter (53) auf den Thunersee hinaus. Sie wirkt wenige Stunden vor der Premiere erstaunlich locker. Die Nervosität komme schon noch, sagt sie und lacht. Wir treffen die Musical-Darstellerin in einer Umgebung an, die Ferienstimmung weckt. Seit dem ersten Probetag im Mai lebt sie in Thun in einem Wohnmobil, nur wenige Minuten vom Spielort entfernt. Es steht ruhig und idyllisch auf einem privaten Grundstück, das an eine Wiese mit Schafen grenzt. Der riesige Garten hat direkten Seeanstoss, ein Paradies für die geübte Schwimmerin. Die Sängerin und Schauspielerin wollte schon lange einmal in einem Camper wohnen, um herauszufinden, wie sich das Leben auf engstem Raum anfühlt. «Man braucht so wenig, kann auf vieles verzichten», stellte sie schon nach wenigen Tagen zufrieden fest. Es sei ihr aber bewusst, dass sie mit ihrer herzlichen Gastgeber-Familie Glück habe und von ihr zudem grosszügig verwöhnt werde. Auch das Wetter sei super gut, sagt Monica Quinter. «Ferien mache ich hier aber nicht», betont sie. Sie habe in den letzten sieben Wochen täglich bis zu zwölf Stunden hart gearbeitet.

Das ABBA-Musical «Mamma Mia!» kommt als Novum in einer Mundart-Übersetzung auf die Bühne. «Für mich als St. Gallerin ist es eine extreme Herausforderung, Bärndütsch zu sprechen und zu singen», sagt Monica Quinter, die u. a. in «Space Dream», «Jesus Christ Superstar», «Ewigi Liebi» spielte und 2003 bei den Thunserseespielen in «Evita» brillierte. Seit Jahren stand beim Fan der schwedischen Pop-Gruppe die  Rolle der Donna zuoberst auf der Wunschliste. «Dass es geklappt hat, habe ich wohl irgendjemandem da oben zu verdanken», meint sie und blickt kurz hinauf zum Himmel. Donna sei eine temperamentvolle, starke Persönlichkeit, die im Leben stehe und dieses meistere. «So ein Typ Frau bin ich auch.» Sie sei selten verzweifelt, lebe im Hier und Jetzt und wisse sich in fast jeder Situation zu helfen. Wenn es nötig sei, greife sie auch zu Hammer und Bohrmaschine, stellt sie klar.

Fürsorglich kümmert sie sich daheim um ihre betagten Eltern, übernimmt für sie den Mahlzeitendienst. Aus diesem Grund fährt die Powerfrau auch während ihres Engagements in Thun an den freien Tagen zurück nach Wil. Ihre Töchter Nina (26) und Anja (24) sind erwachsen und gehen ihren eigenen Weg. Sie sei keine Gluggere, habe kein Problem loszulassen. «Wir sehen uns regelmässig, essen zusammen und haben Spass», verrät die Hobby-Köchin. Anja werde allerdings ab Herbst in der Runde fehlen, da sie in Wien ein Musical-Studium beginne. Aber sie freue sich für ihr Mädel, das eine ganz tolle Stimme habe.

Mit ihrem Ex-Mann und Vater ihrer Girls verbinde sie eine enge Freundschaft. «Mani gehört zu den wichtigen Menschen in meinem Leben.» Er habe ihr ermöglicht, Karriere zu machen, und sie unterstützt, als die Kinder klein waren. «Ich habe ihm viel zu verdanken», sagt Monica Quinter. Beim ABBA-Song «Our Last Summer» hätten sie sich erstmals geküsst, erinnert sie sich wehmütig. Dieses Lied singe sie nun in Bärndütsch als «Üse Summer». «Eigentlich ist es ja mein Sommer», schwärmt sie, «denn bis Ende August darf ich hier in Thun meinen Traum leben!»