Die Familie ist für ihn das Wichtigste im Leben

Die grosse Bühne überlässt der Volksmusiker gerne den anderen und bleibt selber lieber im Hintergrund. Deshalb wird «Vätu» von Oesch’s die Dritten zum 60. Geburtstag ganz besonders gefeiert.

Hauptprobe für den Jubilar:  Wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag besuchten wir Hansueli Oesch und seine Familie daheim in Schwarzenegg BE und liessen ihn zum Üben schon mal die Kerzen auf seiner geliebten Schwarzwäldertorte ausblasen. Am Samstag, 14. Juli 2018, darf der bodenständige Volksmusiker seinen runden Jubeltag feiern.

Einen Tag davor erscheint zu seinen Ehren und als ganz besonderes Geschenk die neue CD von Oesch’s die Dritten «Vätu’s Wunschliste».

Für einmal wurden die Lieblingslieder von «Vätu», wie das Familienoberhaupt liebevoll genannt wird, nicht im Tonstudio, sondern in Eigenregie zu Hause im Proberaum aufgenommen. Entstanden sind dabei 16 Titel, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: vom Ländler «Bärgheuet» – noch aus der Feder von Hans Oesch – über den Oldie «Banjo Boy» bis hin zum Country-Klassiker «Detroit City», daneben auch Neukompositionen.

 

GlücksPost: Hatte «Vätu» Narrenfreiheit in der Titelzusammenstellung?

Melanie: Grundsätzlich ja, aber man muss wissen, dass bei ihm alles immer ein bisschen länger dauert (schmunzelt). Er stüdelets raus.

Hansueli: Als wir so weit waren, um mit den Aufnahmen anzufangen, hat eigentlich niemand daran geglaubt, dass wir tatsächlich fertigwerden, bevor ich ins Spital muss. Aber es hat geklappt.

Was ist passiert?

Ich habe den 60er-Service hinter mir (lacht). Bereits vor einem Jahr wurde der Termin für meine Schulteroperation festgelegt. Alles ist gut verlaufen, und ich bin schmerzfrei, kann wieder ohne Probleme spielen. Davor habe ich im Januar eine Nachoperation an der Nase, genauer an den Nebenhöhlen, machen lassen. Es muss sich niemand um mich Sorgen machen. Es ist alles bestens verlaufen, und ich fühle mich wieder fit.

Hansueli Oesch steht seit 50 Jahren aktiv mit dem Schwyzerörgeli auf der Bühne: mit seinem Vater im legendären Trio Oesch, als Begleiter der «Jodlerfründe vo Stauffenalp» und als Mitglied des Schwyzerörgeli-Quartetts Stockhorn. Der ganz grosse Erfolg stellte sich allerdings ein, nachdem Oesch’s die Dritten 2007 den Talentwettbewerb des «Musikantenstadls» gewonnen haben. Er hält seither ungebrochen an.

Bei den Auftritten ist die Harmonie innerhalb der Familie für das Publikum spürbar. Akkordeonist Urs Meier ist dabei eingeschlossen.

Hansueli: Wir haben es gut und lustig zusammen. Fröhlichkeit und Harmonie sind nicht gespielt, darauf bin ich stolz. Ebenso, dass ich meinen Prinzipien immer treu geblieben bin, echte und von Hand gespielte Musik zu machen.

Aussergewöhnlich intensiv ist die Bande zwischen Vater und Tochter.

Melanie: Ja, die Verbindung zwischen Vätu und mir lässt sich nur ganz schwer beschreiben. Wir verstehen uns ohne Worte. Ein Blick, ein Augenzwinkern und ds andere weiss Bescheid.

Musikalisch gibt Melanie den Ton an. Privat sind Sie, Hansueli, das Oberhaupt der Familie. Wie zeigen Sie das?

Hansueli: Eigentlich gar nicht, denn vieles entsteht bei uns demokratisch, und ich brauche gar nichts zu sagen. Die Familie ist für mich das Wichtigste, sie bedeutet mir alles. Gerne möchte ich meine Liebsten immer um mich haben. Doch es ist für mich klar, dass alle ihr eigenständiges Leben führen. Die Söhne sind ausgezogen, und Melanie hat schon lange ihre eigene Wohnung zuoberst im Haus. Manchmal sehen wir uns tagelang nicht. Und es ist schön, dass meine 87-jährige Mutter auch noch selbständig in ihren vier Wänden bei uns im Haus leben kann. Sie ist geistig total zwäg.

Im engsten Familienkreis wird Hansueli Oesch auch seinen Geburtstag feiern. Wegen einer kleinen Indiskretion weiss er allerdings über das geplante Überraschungsfest Bescheid, was seiner Freude aber keinen Abbruch tut.  Bereits im Mai hatte Annemarie (55) als vorgezogenes Geschenk eine Reise organisiert.

Annemarie: Ursprünglich wollten wir mit dem Camper Kanada bereisen, aber die lange Fahrerei war  nach der Schulteroperation nicht ideal. Ich habe dann ganz spontan den Vorschlag für eine Erlebnis-Kreuzfahrt von San Francisco nach Alaska gemacht. Erstmals haben wir so eine Reise ganz privat unternommen.

Was ist in Ihren Augen das Geheimnis, warum Ihre Ehe so lange funktioniert?

Wir sind sehr unterschiedlich, und genau das macht unsere Beziehung aus. Es wird uns nie langweilig, wir haben viel Gesprächsstoff und verschiedene Meinungen. Und dann ist es vor allem die Liebe, die uns zusammenhält.

Was wünschen Sie ihm zum Geburtstag?

Dass ihm seine Ideen nicht ausgehen und er so bleibt, wie er ist.

Un wie lauten die Glückwünsche der Kinder – nebst guter Gesundheit?

Kevin: Ich wünsche, dass ihm die Freude am Leben und an der Musik noch lange erhalten bleiben. Vätu ist für mich ein grosses Vorbild!

Mike: Ich wünsche ihm, dass er seine Ideen, die er immer auf Hüseli-Papier schreibt, auch noch irgendwann verwirklichen kann.

Melanie: Ich wünsche ihm, dass er etwas weniger Bescheidenheit an den Tag legt und sich im richtigen Moment auch mal hinstellt und sagt: «Da bin ich!»

Wie sehen die Wünsche des Jubilars selber aus?

Hansueli: Natürlich sind Oesch’s die Vierten ein geheimer Wunsch von mir, und es wäre schön, wenn es irgendwie weitergeht. Mein grösstes Anliegen ist es, dass die Menschen die Fähigkeit nicht verlieren, sich mit ihren Phantasie-Gedanken zu beschäftigen, statt immer auf den Handys herumzudrücken. Auf dem Album habe ich zu diesem Thema das Lied «Mir hat’s die Nacht geträumt» geschrieben. Den eigenen Träumen nachzuhängen, das ist doch ärdeschön!