Röbi Koller
«Es wäre leichter, blauäugig durchs Leben zu gehen»
Seine Einsätze für den guten Zweck berühren den TV-Mann stets aufs Neue – und sie machen ihn nachdenklich. Eines Tages würde er gerne mit seiner Frau für längere Zeit ins Ausland, um zu helfen.
Neugierige Kinderaugen beobachten den fremden Mann, der ihr Klassenzimmer betritt. Diesen «Americano» haben sie hier in Tabuk auf den Philippinen noch nie gesehen – aber bald schon machen sie munter Rollenspiele mit ihm. Der «Amerikaner», so nennen sie alle Weissen, ist «Happy Day»-Moderator Röbi Koller (60). Er reiste auf die Inselgruppe, um sich vor Ort ein Bild über die Projekte der Hilfsorganisation Comundo (www.comundo.org) zu machen, deren Botschafter er seit über zehn Jahren ist.
GlücksPost: Was ist das Hauptproblem, das dort herrscht?
Röbi Koller: Es geht um uralte Stammeskonflikte und einen gescheiterten Friedensvertrag. Früher waren die Menschen hier Kopfjäger: Bei Streit töteten sind den Feind und nahmen den Kopf als Trophäe mit. Das ist zwar vorbei, aber es geht immer noch brutal zu und her: Bei Zwischenfällen holen beide Seiten sofort ihre Waffen.
Was tut die Hilfsorganisation?
Ein Ehepaar aus Zürich, Marianne-Sonja und Markus Kieper, lebt für drei Jahre da und zeigt in Schulen und Seminaren für Erwachsene neue Wege zur Konfliktbewältigung auf.
Sie haben daneben aber noch ein weiteres Projekt besucht.
Ja, Laura Rodesino aus dem Tessin bietet Müttern mit schwer behinderten Kindern Ergotherapie an. Beeindruckend, wie diese mit ihrem Schicksal umgehen. Sie haben kaum Perspektiven – und das wissen sie; man ahnt es, wenn man in ihre Augen sieht. Trotzdem machen sie weiter, meistern ihr Leben.
Sie waren schon sehr oft karitativ unterwegs. Macht das dankbar fürs eigene Glück?
Ja, natürlich. Es gibt so viel Armut auf dieser Welt. Und ein Stück weit basiert unser Reichtum darauf. Je mehr man darüber weiss, desto mehr denkt man: «Das ist einfach nicht recht.» Aber diese Tatsache müssen wir aushalten. Da wäre es fast einfacher, blauäugig und nichtsahnend durchs Leben zu gehen.
Sehen Sie Ihren Einsatz als Verpflichtung?
Selbstverständlich. Irgendeine Form von gemeinnütziger Arbeit muss man machen. Wir führen ein privilegiertes Leben, da sollte man etwas zurückgeben. Und es ist ja nicht nur ein Geben: Ich schenke meine Zeit und Energie, bekomme dafür aber auch viel zurück – die Reisen, Einblicke in andere Kulturen, viel Herzlichkeit.
Sie sind auch für «Happy Day» häufig unterwegs. Wird es Ihnen eigentlich nie zu viel?
Momol, manchmal schon. Und Esther, meiner Frau, auch. Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau, aber wenn beispielsweise zwei Reisen ganz kurz hintereinander stattfinden, dann ist das nun mal nicht mehr nur lustig, sondern einfach Arbeit.
Was steht denn demnächst an?
Es geht mit dem «Happy Day»-Ferienflieger nach Mallorca, und im August habe ich ein Engagement auf einer Kreuzfahrt rund um Island.
Hat Esther Sie nie gebeten, die Reisen etwas einzuschränken?
Nein, sie weiss ja, dass es zu meinem Beruf gehört und zudem eine Passion ist. Aber trotzdem ist man natürlich nicht immer happy.
Sie reist ja ebenfalls gerne, oder?
Ja, und glücklicherweise funktioniert es auch sehr gut, wenn wir zusammen unterwegs sind – wobei es schon eine Synchronisationszeit von ein, zwei Tagen braucht, wenn man plötzlich 24 Stunden am Tag zusammen ist.
Sind gemeinsame Reisen geplant?
Wir gehen bald nach Griechenland und vielleicht noch nach Israel.
Können Sie einfach nur am Strand liegen?
Das nicht, aber wir sitzen schon auch viel herum, jedoch immer mit Lesen verbunden. In den Ferien schaffe ich in drei Tagen einen 1000-Seiten-Wälzer. Lesen und reisen: Das sind Leidenschaften, die meine Frau und ich teilen.
Sie haben auch schon gemeinsam soziale Projekte besucht. Könnten Sie sich vorstellen, eines Tages länger an einem Ort zu bleiben – wie Kiepers auf den Philippinen?
Reizen würde es mich, aber ich weiss nicht, ob ich den Elan für einen dreijährigen Einsatz hätte. Die Realität ist aber sowieso eine andere: Ich habe meinen Beruf, und viele Leute wären wohl enttäuscht, wenn es «Happy Day» nicht mehr gäbe. Ich würde aber nicht ausschliessen, dass ich mit meiner Frau mal ein halbes Jahr irgendwo hin gehe. Ich glaube, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.