Bo Katzman
Ronja nahm ihm die Verzweiflung
Vater und Tochter trainieren hart für ihre Darbietung bei der SRF-Tanzshow «Darf ich bitten?». Und auch als Musik-Duo sind sie ein eingespieltes Team – mit Erfolg und Freude.
Bo Katzman (65) fiel aus allen Wolken: «Als meine Plattenfirma mir mitteilte, das Schweizer Fernsehen habe angefragt, ob ich bei ‹Darf ich bitten?› mitmachen wolle, schaute ich mir einen Trailer an. Darauf schrieb ich zurück: ‹Meint ihr das ernst? Ich und tanzen? Meine Antwort ist Nein!›», erzählt der Sänger und Entertainer der GlücksPost.
Am Tag darauf habe er seinen «beiden Frauen» davon berichtet, wie er Gattin Marianne und Tochter Ronja (27) nennt. «Sie sagten: ‹Mach doch mit! Das ist eine tolle Chance, du kannst nur profitieren. Wir helfen dir auch.›» So liess er sich zu einer Teilnahme bei der SRF-Tanzshow überreden. Der Gedanke aber blieb: «Was habe ich mir da bloss eingebrockt!»
Seit vier Monaten lernt Bo, wie man tanzt. Ihm zur Seite steht die Profitänzerin Patrycja Studer. «Anfangs schaffte Bo höchstens eineinhalb Stunden am Stück. Inzwischen tanzen wir vier bis fünf Stunden.» Und dies nun, wo die Sendung immer näher rückt, dreimal pro Woche. Vier Kilo hat er schon abgenommen. Patrycja ist froh, dass sie Bo unterrichten darf: «Er ist selber Pädagoge und weiss, dass man etwas x-mal wiederholen muss, bis man es kann. Andere haben da weniger Geduld», weiss sie. «Ausserdem hat er als Musiker ein gutes Rhythmusgefühl – wenn neben der Tanzroutine auch das noch fehlen würde, wäre es sehr schwierig.»
Dennoch: «Anfangs war die nackte Verzweiflung mein ständiger Begleiter», gesteht Bo. «Man muss auf so vieles gleichzeitig achten: Neben Schritten und Figuren kommen Körperspannung, Haltung, Fussstellung und der Partner dazu, auf den man achten muss, – das ist enorm viel aufs Mal.» Doch Marianne und Ronja motivieren ihn stets. «Unter uns hatten wir manchmal schon unsere Bedenken, und fragten uns: ‹Ob er das wohl schafft?› Aussteigen konnte er ja nicht mehr», erzählt Ronja schmunzelnd.
Inzwischen begleitet Bo nicht mehr Verzweiflung, sondern Freude. Er ist guten Mutes: «Seit es nicht mehr harzt, macht mir Tanzen richtig Spass.»
Seine Frauen unterstützen ihn nicht nur beim Tanzenlernen. Ronja begleitet ihren Vater sogar als Duett-Partnerin auf die Bühne. Einen Tanz darf jeder «Darf ich bitten?»-Teilnehmer mit einem selbst gewählten Partner aufführen. Natürlich bot Bo seine tanzbegabte Tochter auf. Doch auch für sie ist das etwas Neues: «Ich mache und unterrichte Zumba, Fitness- und Jazztanz, da bewegt sich jeder für sich allein. Gesellschafts- und Paartänze sind etwas ganz anderes, eine Herausforderung auch für mich.» Ihr gemeinsamer Auftritt ist in der zweiten Qualifikationsshow am 17.3. um 20.10 Uhr auf SRF 1 zu sehen.
Zugute kommt Vater und Tochter, dass sie ein eingespieltes Team sind. Sie können sich aufeinander verlassen, wissen, wie der andere tickt. Seit Ronja ein kleines Kind ist, musizieren sie zusammen. «Wir hatten einen Deal», erinnert sich Bo. «Ronjas Schulweg war ziemlich lang. Ich fuhr sie hin, wenn sie dafür jeden Morgen eine halbe Stunde mit mir Klavier spielte.»
Nachdem Bo mit seinem Gospel-Chor, mit dem er jedes Jahr um die Weihnachtszeit die Schweiz erfreute, 2015 auf Abschiedstour ging, war das Ende für ihn ein Schritt ins Leere. «Doch ich wollte nicht aufs ‹Ruhebänkli›.» Gemeinsam entdeckten Bo und Ronja ihre Freude am Musizieren im Duett und kreierten eine neue, abendfüllende Konzertshow, welche grossen Anklang beim Publikum findet. Seit zwei Jahren touren Vater und Tochter durch die Lande, haben schon eine CD veröffentlicht, eine neue ist in Planung. «Wir profitieren beide voneinander: ich von seiner Erfahrung, er von meinen Ideen», erklärt Ronja. «Wir ergänzen uns perfekt», fügt Bo an. «Sie ist die Planerin, die Perfektionistin. Ich bin der Spontane, der auch mal ein X für ein U durchgehen lässt. Ich improvisiere gerne.»
Einen grossen Traum haben die beiden: Sie würden gerne zusammen in einem Musical auftreten. Nun, da Bo das Tanzen beherrscht, sollte dem nichts mehr im Wege stehen.