Lilo Pulver
Nie mehr vor die Kamera!
Die Star-Schauspielerin geniesst ihren Lebensabend in der Berner Seniorenresidenz Burgerspittel und verrät der GlücksPost, dass ihre grosse Filmkarriere nun ein Ende hat.
Das Rampenlicht und die Kameras waren ihr Leben. Nun mag sie nicht mehr, fühlt sich zu alt. Wir werden Lilo Pulver also nie mehr in einem neuen Film lachen hören. Im Interview mit der GlücksPost erzählt sie von ihrem gemächlichen Leben im Seniorenheim.
GlücksPost: Frau Pulver, sind Sie gut ins neue Jahr gestartet?
Lilo Pulver: Ja, wir haben hier zusammen im Burgerspittel gegessen, aber um Mitternacht war ich schon in meinem Zimmer.
Und was wünschen Sie sich vom neuen Jahr?
Dass alles so bleibt, wie es jetzt ist. Vor allem auch gesundheitlich.
Werden wir Sie vielleicht dieses Jahr nochmals vor einer Kamera erleben?
Tja, das sieht nicht so aus. Ich habe kein gutes Angebot, und ich glaube nicht, dass ich das noch mal mache. Ich bin zu alt, man muss einfach wissen, wann Schluss ist. Und jetzt ist Schluss!
Ist es zu anstrengend?
Ja, es ist mir zu anstrengend. Ich bin 88 Jahre alt, und da muss man nicht noch Karriere machen.
Schade! Wie sieht denn nun ein normaler Tag bei Ihnen aus?
Ich stehe auf, mache Gymnastik, frühstücke. Dann kommt das Zimmermädchen. Ich mache am Morgen eigentlich nicht sehr viel. Ich gehe dann mittags essen, danach ruhe ich mich ein bisschen aus. Nachmittags gehe ich oft spazieren, erledige manchmal die Post, und um 18.20 Uhr gibt es Abendessen.
Ist es manchmal schwer für Sie, immer so allein zu sein?
Ich bin nicht allein. Hier sind sehr viele Leute, die ich gut kenne. Mit denen rede ich. Manchmal bekomme ich auch Besuch von meinem Sohn, meiner Schwiegertochter, meinem Enkel. Und ich habe hier zwar ein Einzelzimmer, aber ich bin nicht allein, und ich vermisse nichts.
Aber Sie denken wahrscheinlich noch immer sehr viel an Ihren Mann und Ihre Tochter?
Ja, natürlich. (Ihre Stimme wird brüchig.) Das ist natürlich unvergessen und bleibt es auch.
Heilt die Zeit die Wunden?
Ja, so ist es. Ich denke nicht mehr jeden Tag daran, und ich kann es ja auch nicht mehr ändern. Es ist einfach vorbei.
Glauben Sie, dass Sie Ihren Mann und Ihre Tochter wiedersehen, wenn Sie von dieser Erde gehen?
Das glaube ich nicht. Ich weiss sowieso nicht, wie es dann weitergeht, und ich denke auch nicht daran. Wozu? Nein, ich lebe jetzt einfach so vor mich hin. Wobei ich sehr gläubig bin.
Haben Sie irgendwelche Altersbeschwerden?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe ein Hühnerauge, das mir zu schaffen macht. Der Rücken ist wieder ganz in Ordnung.
Auch geistig scheinen Sie fit zu sein.
Na ja, ich vergesse auch vieles. Einfach alles, was ich brauche.
Sie vergessen alles, was Sie brauchen?
Ja. Also, was vergesse ich? Mir fällt gerade gar nichts ein, was ich vergesse (lacht). Na ja, ich vergesse eben alles Mögliche.
Werden Sie im Burgerspittel anders behandelt als Ihre Mitbewohner?
Nein, überhaupt nicht. Die meisten wissen gar nicht, dass ich Schauspielerin bin.
Wie bitte? Sie sind doch ein Star!
Gut, sie wissen schon, dass ich Filme gemacht habe, aber mehr auch nicht. Die sind hier fast alle zwischen 90 und 100 Jahre alt.
Ist vielleicht auch ein Mann dabei, der Sie interessiert?
Nein, da ist keiner, mit dem ich mich befassen würde.
Letztes Jahr haben Sie Ihren Bruder verloren. Das war sicher sehr schlimm für Sie.
Oh ja, das war sehr, sehr schlimm. Er war einer meiner liebsten Familienmitglieder, wir haben uns sehr gut verstanden, und er war ja auch hier im Burgerspittel zum Schluss. Aber dann ging es sehr schnell mit ihm bergab. Mein Bruder und ich standen uns sehr nahe. Er war mein Ratgeber. Und er wusste einfach alles. Er fehlt mir sehr.
Wie soll Ihr letzter Vorhang aussehen?
Ich mache mir darüber keine Gedanken. Ich möchte auch nicht über so etwas sprechen. Ich möchte lieber über das Leben reden.
Vielleicht ist dies gerade das Rezept für ein langes Leben?
Ja. Ich lebe in den Tag hinein und mache keine Pläne mehr. Ich nehme alles, wie es kommt. Und hier wird ja auch alles für mich getan. Ich lebe hier sehr bequem.
Haben Sie noch einen Traum?
Nein, eigentlich nicht.
Wenn Sie auf Ihre 88 Jahre zurückblicken, würden Sie sagen, das war ein tolles Leben?
Ja, ich kann mich nicht beklagen. Es hatte alles, was ich brauchte, und ich habe auch jetzt keine Sorgen. Es ist alles sehr schön.
Woran denken Sie am liebsten zurück?
An meine Ehe. Meine Ehe war wunderbar, und mein Mann war perfekt. Leider ist er viel zu früh gestorben.