Stockenten
Glückwunsch zur Verlobung!
Die triste Jahreszeit beeinflusst sie kein bisschen: Stockenten leben derzeit ihre Frühlingsgefühle aus, suchen Ehepartner – und geben sich den Liebeleien hin, lange bevor es eigentlich nötig wäre.
Trüb und kalt ist es draussen, nicht gerade die richtige Jahreszeit für fröhliche Flirts – das ist auch in der Tierwelt meist so. Bei den Stockenten jedoch sieht es anders aus: Sie haben Frühlingsgefühle! Und das, obwohl die Brutzeit noch in der Ferne liegt. «Das ist eine Besonderheit», erzählt Michael Schaad von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach. «Sie stecken mitten in der Phase der Anpaarung, auch Verlobung genannt. Das heisst, sie sind auf Partnersuche oder haben bereits ein ‹Gspänli› gefunden.»
Die meisten Stockenten ziehen im Herbst in wärmere Gefilde. Dass sie auch hier massenweise zu sehen sind, liegt daran, dass die Schweiz für jene Tiere aus dem Norden schon südlich genug liegt für ihr Winterquartier. Kaum angekommen, geht es mit den Liebesspielchen los – was gut zu beobachten ist. «Bei den Stockenten herrscht Damenwahl», erzählt Schaad. «Das Weibchen schwimmt auf den Erpel zu, bekundet so ihr Interesse. Wird dieses nicht erwidert, reagiert er aggressiv oder abweisend. Ist er ebenfalls zugeneigt, gibt er das zu verstehen, indem er sich zum Schein putzt oder trinkt.» Haben sich schliesslich zwei gefunden, kann man sie an Land «palavern» sehen: Sie plaudern mit erhobenen Köpfen miteinander. Ein anderes typisches Schauspiel sind zudem Hetzjagden: Das Weibchen ermuntert ihren Auserwählten, einen Nebenbuhler zu verfolgen und so zu verscheuchen.
Mit den Gunstbeweisen ist es damit nicht getan. Später im Winter balzen die Männchen um ihr Weibchen, alleine oder in der Gruppe, indem sie beispielsweise synchron den Kopf eintauchen und den Schwanz schütteln.
Etwa im Februar oder März wird das Winterquartier verlassen. Dabei schliesst sich das Männchen der Entendame an und folgt ihr in deren Heimat, wo für die beiden – die «Ehe» hält übrigens meist eine Saison – die Brutzeit beginnt. Wobei das Paar vorher bereits «geübt» hat! «Auch da unterscheiden sich Stockenten von vielen anderen Tieren», erzählt Michael Schaad. «Sie paaren sich schon, bevor die Geschlechtsorgane fertig ausgereift sind, wohl um die Paarbindung zu stärken.» Und vielleicht auch ein bisschen aus Spass? Es wäre ihnen zuzutrauen: Frühlingsgefühle eben!