Carlo Brunner
Seine Wehmut, sein Trost – und sein Glück
Ein einschneidendes Jahr geht für den Volksmusiker zu Ende. Nach wie vor fehlt ihm sein Freund Kurt Zurfluh (†), der in seinen Armen starb. An der Seite seiner Partnerin Erika blickt er jedoch nach vorne.
Das Haus thront hoch über dem Zürichsee im Millionärs-Mekka Schindellegi SZ. Die Spätherbstsonne beleuchtet die zauberhafte Landschaft in den schönsten Grüntönen. Die Luft ist rein, kein Windhauch weht, das grosse Haus von Ländlerkönig Carlo Brunner (62) und dessen Partnerin Erika Grab (61) ist eine Oase der Ruhe.
«Morgen könnte hier schon alles weiss sein», sagt Carlo. «Etwa 100 Meter unter uns liegt normalerweise die Schneegrenze.» Ein bisschen Schnee würde passen zum nächsten Projekt des Traumpaars. «Lachner Wiehnachts-Zauber» heisst der von Carlo, Erika und Joschi Closchi vor elf Jahren aus der Taufe gehobene Event, der am 21. November an den Gestaden des Oberen Zürichsees im festlich beleuchteten Zelt starten wird. Carlos Schwester Maja Brunner und Ländlerstar Philipp Mettler sind die musikalischen Leiter. Joschi ist die gute Seele, auch der Mann fürs Grobe, zuständig für Zeltinstallation und Vorverkauf.
Carlo und Erika lernten sich vor 19 Jahren kennen. «Es war an einem Ländlerabend in Morschach SZ», erinnert sich Erika Grab. «Und ich wusste schon lange von ihr», wirft Carlo ein. «Mein Akkordeonist Martin ‹Märtel› Nauer kannte sie. Und er kennt auch meinen Frauengeschmack.» Märtel lag Carlo schon seit langem in den Ohren mit dieser tollen Frau, die perfekt in sein Beuteschema passe. Und wie das Leben manchmal so spielt, war Erika eines schönen Tages mit ihrer Schwester an besagtem Konzert von Carlo Brunner. «Ich meinte zur Schwester: ‹Der Knuddlibär da vorne würde mir gefallen.› Seine Musik hat mich unglaublich angemacht, sodass ich anfing zu löffeln», erzählt sie. Carlo blieb das nicht verborgen. «Märtel raunte mir zu: ‹Hey, das ist sie, die da löffelt.›» Man traf sich, und ein Märchen wurde wahr, das bis heute anhält. «An diesem Abend wusste ich noch nicht, was für ein schönes Haus sie hat», feixt Carlo. «Die Liebe zu Erika hat mich hierher geführt.» Sie schmunzelt. «Ich habe Carlo ins Paradies gelockt.»
In einem anderen Paradies fand am 15. April diesen Jahres eine Traumreise ein tragisches Ende. Carlo Brunner und sein liebster Freund Kurt Zurfluh (†67), seit Jahren mit oder ohne Partnerinnen auf Ferienreisen in aller Welt unterwegs, hatten sich mit einem Trip auf die Karibikinsel Kuba einen lang gehegten Traum erfüllt. Gemeinsam genossen sie das herrliche Klima, lüpfige Salsa-Musik, feines Essen, Zigarren und einen Besuch bei Freunden, wie dem in Havanna ein Edel-Restaurant betreibenden Fabian Fuchs. Dann schlug im Küstenort Cienfuegos das Schicksal grausam zu. Der beliebte TV-Moderator starb völlig überraschend an einem Herzinfarkt. «Kurt starb in meinen Armen», erinnert sich Carlo mit Schaudern an die schlimmsten Minuten seines Lebens.
«Ich vermisse Kurt sehr, den Menschen Kurt und vor allem sein Lachen.» Auch bei der Bearbeitung eines neuen Programms fehle ihm Kurt. «Wir diskutierten Abende lang, wie man etwas noch besser machen könnte. Er hatte immer sofort neue dramaturgische Ideen.» Auch bei jeder Zigarre denke er mit Wehmut an Kurt, der selber nicht rauchte. «Die Trauer konnte ich verarbeiten, das Vermissen hingegen ist noch immer sehr präsent. Sein Sterben war so schrecklich für mich. Er erstickte, und ich konnte ihm nicht helfen. Das geht mir noch heute sehr nahe.» Ein Trost sei für ihn, wenn er Barbara treffe, die Freundin von Kurt. «Das Leben geht weiter. Wir können wieder lachen, ändern können wir nichts mehr. Barbara ist überall dabei, wir haben regen Kontakt und konnten die tragische Geschichte auf Kuba zusammen sehr gut verarbeiten.»
Mit dem Start zum «Lachner Wiehnachts-Zauber 2017» beginnt für Carlo Brunner und Erika Grab eine stressige, aber auch wunderschöne Zeit. «Mittlerweile haben wir es im Griff», sind sie sich einig. «Metzgerei Egli liefert das Fleisch, Beatrice Eglis Mutter Ida kocht, und Bruder Kari besorgt das Catering.» Von Künstlerseite her sei der «Wiehnachts-Zauber» eine Wundertüte. «Aktuelle Stars und Hitparadenstürmer können wir uns nicht leisten», erklärt Carlo. «Dafür solche, die grosses Potenzial aufweisen, wie Nelly Patty und Silvio d’Anza.»
Ein Kapitel geht am 16.11. zu Ende – mit dem letzten öffentlichen Konzert der Kapelle Carlo Brunner im Lachner Zelt. «Märtel Nauer ist 65 und möchte sich zurückziehen.» Die Superländlerkapelle bleibt jedoch bestehen. Und dass Carlo Brunner die Ideen nicht ausgehen, dürfte ebenso klar sein. Das nächste Projekt: Im April 2018 treten er und seine Schwester Maja Brunner mit den Krüger Brothers unter dem Titel «Fernweh Heimweh» auf.
Nebst beruflichen Plänen gibt es sicher auch noch persönliche Wünsche und Träume. «Ja! In den USA vor 10 000 Leuten auf der Bühne stehen, zum Beispiel. Und so lange wie möglich gesund und munter bleiben. Erika und ich sind glücklich, wir haben es schön zusammen.»