Downsyndrom
Grosses Eheglück auch mit Behinderung
Dafür, dass Maryanne und Tommy vor den Traualtar traten, wurden sie harsch kritisiert. Heute zeigen sie, dass Ehen auch mit Downsyndrom funktionieren.
Von einer grossen Hochzeit in Weiss hatte die Engländerin Maryanne immer geträumt. «Als Tommy mir einen Antrag machte, musste ich nicht zweimal überlegen», sagt die 45-Jährige heute. «Unsere Hochzeit war der schönste Tag meines Lebens.» Doch obwohl sie schon damals vor Glück strahlten, wurden sie von vielen für ihre Entscheidung zu heiraten, kritisiert. Denn sowohl Tommy als auch Maryanne haben das Downsyndrom. Eine Ehe zwischen Menschen mit Behinderung könne nicht funktionieren, ist sich manch einer sicher. Doch Maryanne und Tommy beweisen allen 22 Jahre später das Gegenteil!
Denn das Paar, welches im Juli 1995 zu den Ersten gehörte, die mit Downsyndrom vor den Traualter traten, ist immer noch glücklich wie am ersten Tag. «Wir streiten nie», sagte Maryanne stolz zur Zeitschrift «Closer». «Ich liebe Tommy sehr, er ist mein bester Freund.» Dass sie in dem jungen Mann jemand ganz Besonderen gefunden hat, fühlte sie schon nach dem ersten Date. «Sie kam mit einem wundervollen Lächeln zurück. Sie konnte überhaupt nicht mehr aufhören, von Tommy zu sprechen, und fragte, ob sie ihn zum Essen einladen könne», erinnert sich ihre Schwester Lindi. 18 Monate trafen sich Tommy und Maryanne regelmässig, bis er sich irgendwann entschloss, ihr die Frage aller Fragen zu stellen. Einen Plastikring aus dem Automaten hatte er schon. Doch vorher bat er Maryannes Mama um Erlaubnis für die Ehe.
«Sie willigte sofort ein», erzählt Lindi. «Doch vorher ging sie mit ihm noch zum Juwelier, um einen richtigen Ring zu kaufen.» Später gab es für die beiden Turteltauben sogar eine richtige Verlobungsparty. Zur Hochzeit kamen dann über 250 Gäste. Maryanne trug ein wunderbares, glitzerndes weisses Kleid, so wie sie es sich als kleines Mädchen gewünscht hatte. Dass viele Leute diese Entscheidung unverantwortlich finden, lässt die Familie an sich abprallen. Zu gross ist die Freude, dass der Lebenstraum von Maryanne in Erfüllung gehen sollte. Ausserdem spricht auch rein rechtlich nichts dagegen, dass Menschen mit Behinderung sich das Ja-Wort geben. «Wenn Tommy und Maryanne Hand in Hand durch die Stadt gehen, setzen sie ein Statement», sagt Lindi. «Und zwar ein Positives.» Das Paar lebt mittlerweile allein in seiner eigenen Wohnung in der Nähe der Familie, die nur dann eingreift, wenn Hilfe gebraucht wird. Seit einiger Zeit dokumentiert Lindi das Liebesglück ihrer Schwester auf Facebook, auch um anderen Betroffenen Mut zu machen.
Knapp 20 000 lassen sich von der aussergewöhnlichen Romanze inspirieren. «Es gibt viele Familien, die sich Sorgen um ihre Angehörigen mit Downsyndrom machen», sagt Lindi. «Sie schöpfen Hoffnung, wenn sie von Maryanne und Tommy hören. Hoffnung, dass ihre eigenen Kinder sich genauso verlieben und ein glückliches Leben führen können.»
Doch die Geschichte des Paares muss nicht nur für Menschen mit Behinderung ein Vorbild sein – von ihrer Art, miteinander umzugehen, kann sich auch so manch anderes Paar eine Scheibe abschneiden! «Was ihre Ehe so stark macht, ist eben, dass sie keinen festgefahrenen Regeln folgt», sagt Lindi. «Sie lieben einander so, wie sie sind, von ganzem Herzen, und sie sind immer ehrlich zueinander.»