Sabine Zimmermann
«Im Wallis fühlte sich mein Vati wohl»
Als «Ganoven Ede» schrieb ihr Vater – für den die Schweiz später zur Wahlheimat wurde – Fernsehgeschichte. Nun feiert seine Sendung das 50-Jahr-Jubiläum. Ein Vermächtnis, das sie stolz macht.
«Warten Sie bitte einen Moment – ich muss erst kurz meine Zugehfrau aus dem Büro scheuchen», bittet sie. Deutlich hört man im Hintergrund einen Staubsauger, dann eine Tür, die schliesst. «So, jetzt können wir ungestört telefonieren.» Eigentlich gibt Sabine Zimmermann (66) so gut wie keine Interviews mehr, macht aber für die GlücksPost eine Ausnahme – und für ihren geliebten Vati, Eduard Zimmermann (†), Gründer und langjähriger Moderator der Fahndungssendung «Aktenzeichen XY … ungelöst», die im Oktober ihr 50-Jahr-Jubiläum feiert.
Fast 30 Jahre lang hat Sabine Zimmermann bei der Sendung mitgearbeitet, unter anderem auch ihren Vater als Co-Moderatorin begleitet. «Ich bin narrisch stolz auf meinen Vater», sagt sie. «Stolz, dass er die Idee zu dieser Sendung hatte und sie auch gegen all die anfänglichen Anfeindungen durchgezogen hat.»
Als am 20. Oktober 1967 erstmals «XY» ausgestrahlt wurde, war Sabine Zimmermann als Austauschschülerin in England, bekam davon nicht viel mit. «Weder in der Schule, noch in dem freien, sozialen Jahr für das Rote Kreuz, wo ich quasi eine Krankenschwester war.» Wie bekannt ihr Papa war, wurde ihr später klar. «In Restaurants sass mein Vater immer gerne ganz hinten. Es gab aber immer Leute, die ihn erkannten, an den Tisch kamen, seinen Teller beiseiteschoben und um ein Autogramm baten», erinnert sie sich und lacht. «Aber Vati nahm das locker. In der Beziehung war er sehr unkompliziert.»
Ganz anders erlebte sie ihn bei der Arbeit: Da flogen auch mal die Fetzen. «Ich bin ja erst mit 30 in seine Firma eingestiegen, weil ich dachte, jetzt bin ich alt genug, mich auch gegen seine Dominanz zu behaupten. Es war schon so: Sein Wort galt.» Selbsterklärend, weshalb er von allen «Boss» genannt wurde. «Oder auch nur einfach EZ. Das Kürzel brachte ich ins Spiel. Noch heute wird im Team nur von EZ gesprochen.»
Mit der 300. Sendung verabschiedete sich «Ganoven Ede» am 24. Oktober 1997 von den Zuschauern und seinem Team. Ein Entscheid, bei dem ihn seine besorgte Tochter unterstützte. «Es war an der Zeit, dass er mal zur Ruhe kommt.» Und die fand er mit seiner Frau Rosmarie (†2008) in der Schweiz, in seinem geliebten Leukerbad VS, wo er schon Jahre zuvor eine Wohnung gekauft hatte. «Dort hat er sich immer super wohlgefühlt, hat ausgedehnte Spaziergänge unternommen, die wunderschöne Landschaft genossen. Er konnte es auch so gut mit den Schweizern. Er mochte sie – sie mochten ihn», erinnert sich Sabine Zimmermann. «In seinem Stammrestaurant etwa wurde immer darauf geachtet, dass er seine Diät einhält, nicht zu viele Kartoffeln isst. Er war total aufgehoben in Leukerbad. Oder seine Nachbarn: Mei, was haben die sich um ihn gekümmert. Als wäre er ihr Vater oder Opa. So süss!»
Bis es eines Tages aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ging: Sabine Zimmermann holte ihren geliebten Vati zu sich nach München. «Freiwillig wäre er nie aus der Schweiz weg», weiss sie. Aber der Entscheid war richtig: «So hatten wir noch eine zauberhafte, unvergessliche Zeit miteinander.» Am 19. September 2009 schlief EZ friedlich ein.
Der Vater liebte die Berge, die Tochter jedoch das Wasser: Vor sechs Jahren hat sich Sabine Zimmermann aus dem Berufsleben zurückgezogen, pendelt seither zwischen München und Mallorca. Die Wohnung in Leukerbad nutzt sie eher selten. «Aber wenn ich mal dort bin, habe ich immer das Gefühl, jetzt kommt dann gleich Vati um die Ecke.»