Katja Stauber
«Es hat lange gedauert, bis ich ernst genommen wurde»
Ihr Gesicht, ihre Stimme und ihr unverkennbares «Uf Wiederluege» sind uns so vertraut, als wäre sie eine liebe Nachbarin. Aber kennen wir die TV-Moderatorin auch wirklich? Zu ihrem 25-Jahr-Jubiläum bei der «Tagesschau» gibt sie Einblicke in ihr Leben.
Die «Tagesschau» ohne sie? Möglich – aber irgendwie unvorstellbar. Seit 25 Jahren moderiert Katja Stauber (55) das SRF-Flaggschiff, erzählt uns sachlich und gleichzeitig charmant, was die Schweiz und die Welt bewegt. Aber was bewegt sie selbst? Wer ist ihr wichtig? Wie war und ist es bei der «Tagesschau»? Zu ihrem Jubiläum verrät sie es.
Katja Stauber über …
… die Anfänge
Die Neue wurde anfänglich skeptisch beäugt. «Das Beeri vom Zürcher Lokalradio» könne ja eh nichts – zu jung, zu nüchtern, zu perfekt das Deutsch der gebürtigen Deutschen. «Ich dachte, dass ich den Job vielleicht fünf bis zehn Jahre machen werde», erzählt sie «Tele». «Doch schon nach zwei Wochen schrieb ich auf der Schreibmaschine meine Kündigung. Mein damaliger Freund und späterer Mann meinte: ‹Halte durch!›» Das tat sie. Es habe aber ziemlich lange gedauert, bis man sie ernst genommen habe, es sei hart gewesen. «Und jetzt bin ich immer noch da und habe sie alle Lügen gestraft.»
… Florian Inhauser
Seit 2008 sind sie und ihr «Tagesschau»-Kollege verheiratet. Dass sie nicht nur das Privat-, sondern auch das Berufsleben teilen, schätzt sie. «Wir haben gleiche Interessen, gleiche Vorstellungen. Man weiss, wovon man redet», meint Katja Stauber zu «bluewin.ch». «Wenn der eine Chemiker ist und der andere Schriftsteller, da redest du nicht vom Gleichen. Das funktioniert sicher auch, aber bei uns ist das fliessend. Ich finde es angenehm, richtig schön, mit dem Ehemann zu arbeiten.» Zu Hause ist das Thema Arbeit dann vom Tisch. «Wir haben tagsüber Zeit, uns auszutauschen. Aber das Zeitgeschehen, die Schweiz und die Weltpolitik, die sind täglich Thema. Eigentlich dauernd.»
… ihre Söhne
Zu beiden hat sie ein inniges Verhältnis. Andri und Jan sind mittlerweile erwachsen, 22 und 19 Jahre alt. Das Zusammenleben gleiche einer Wohngemeinschaft – den Haushalt überlassen die jungen Männer aber gerne «Schlummermutter» Katja Stauber. Dennoch: Muttersöhnchen sind sie nicht. «Zwar wohnen sie noch bei Florian und mir, haben aber schon sehr tragfähige Flügel: Andri absolviert die Unteroffiziersschule, Jan ist in Toronto, um Englisch zu lernen.» Ihr und ihrer Mama habe er ein Besuchsverbot auferlegt, sonst sei es ja wie zu Hause, und er hätte nicht ins Ausland reisen müssen. Leicht sei das Loslassen nicht. «Das fällt einer Mutter wohl immer schwer.» Auch das ein oder andere Tränchen sei geflossen, als es ihn – und seinen Bruder ein Jahr zuvor – in die Welt hinaus gezogen habe.
… ihre Mutter
Sie spielt in ihrem Leben eine wichtige Rolle – in gewisser Hinsicht auch beruflich. «Ich frage mich oft: Wie würde ich es ihr erzählen? Was interessiert sie, eine 73-jährige Durchschnittszuschauerin, die nie in den Medien gearbeitet hat? Versteht sie das so?» Dagmar gehöre zu ihren besten Freundinnen, und sie bewundere sie für ihre Intelligenz, ihre Bodenständigkeit, ihren Humor und ihre Lebenstüchtigkeit. Als die Buben noch klein und Katja Stauber alleinerziehend war, sei ihre Unterstützung unschätzbar wertvoll gewesen. «Ohne sie hätte ich es nicht geschafft, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Meine Mutter ist wie ein Sechser im Lotto.»
… ihre Bekanntheit
Sie wohne seit 22 Jahren am selben Ort, sei mit der Kassiererin und dem Metzger in der Migros per Du. «Aber in der anonymeren Stadt merke ich, wenn die Leute schauen. Ich kann das in der Regel gut wegstecken», erzählt sie «bluewin.ch». «Es gab aber auch schon Tage, an denen ich wieder heimgegangen bin. Weil ich es nicht ertragen habe, dieses Starren.» Andererseits: Kürzlich habe sie Tina Turner auf der Strasse gesehen – und natürlich auch hingeguckt. Ebenso als sie Heidi Klum in Miami entdeckte. «Da ging ich nochmals zurück und tat, als suche ich jemanden. Um noch mal zu schauen. Ich bin kein Stück besser!»
… das Alter
Eben ist sie 55 geworden – und ist immer noch am Bildschirm. «Würde man das einen Franz Fischlin auch fragen?», entgegnet sie und zieht die Brauen hoch. «Intern war mein Alter nie ein Thema.» Im Ausland habe man längst kapiert, dass Erfahrung und Kompetenz erst mit den Jahren kommen. «Ich habe echt keine Probleme mit dem Alter, mache mir nie Gedanken über etwas, das ich nicht ändern kann.» Einzige Alternative dazu wäre ja, jung zu sterben. Bilder von ihrem jüngeren Ich stürzen sie in keine Krise. Im Gegenteil: Sie schaue sich gerne solche Zeitraffer an. «Jesses, so ist man rumgelaufen!»
… die Zukunft
«Man muss allem eine Chance geben. Ich finde es nicht gut, wenn man immer Nein sagt zu Neuem. Aber man soll Gutes auch nicht auf Biegen und Brechen verändern wollen.» Ihren Beruf liebt sie nach wie vor: «Jeder Tag ist neu, spannend, interessant, und wir haben ein supergutes Team. Ich kann mich wirklich nicht beklagen.»