Rambazamba in den Alpen!

Gestresste Tiermamis, entzückte Wanderer: Die jungen Murmeli haben nun ihren Bau verlassen und sorgen mit ­ihrem Spieltrieb für viel Action.

Welch ein Trubel! Sie kugeln durch die Wiese, fechten kleine Kämpfe aus und springen aufgeweckt herum: Wenn ein Chaos herzig sein kann, dann dieses hier! Nie ist bei den Murmeltieren mehr los als in diesen Tagen, denn die Jungtiere, die jeweils gegen Ende Mai zur Welt kommen, haben erstmals den Bau verlassen. Deshalb sieht man sie bei Wanderungen nun auch besonders zahlreich (siehe Box). «Sie spielen in extenso, dabei lernen sie das Leben kennen», erzählt Hans Lozza vom Schweizerischen Nationalpark. «Und sie sind dabei so grenzenlos naiv, kennen weder Adler noch Füchse. Das bedeutet für die Mütter Stress pur!»

Murmeli leben in einer Sippe, in der ausschliesslich das dominante Weibchen mit dem dominanten Männchen Nachwuchs zeugt. Meist sind es zwischen drei und fünf Babys – die nicht leicht zu beaufsichtigen sind, selbst wenn andere ausgewachsene Tiere des Familienverbandes ebenfalls aufpassen. «Die Kleinen müssen ja erst lernen, was ein Warnpfiff ist. Und ob sie dann auch darauf hören, ist nochmals eine andere Sache – im Spiel kann man sich schnell vergessen», sagt Lozza. «Da müssen die erwachsenen Murmeltiere sie hin und wieder ziemlich unsanft packen und in den Bau zerren.»

Fuchs und Adler sind die grössten Feinde der Murmeltiere. Und sie wissen genau, dass die Chancen derzeit besonders gut sind, ein Stückchen vom «Murmeli-Buffet» zu ergattern. Die erste Herausforderung im Leben der Jungtiere sei es, bis zum Winterschlaf Ende September nicht erwischt zu werden. Jedem dritten oder vierten gelingt das nicht. Die zweite Herausforderung, bei der nochmals viele sterben, ist der fast sieben Monate dauernde Winterschlaf selbst. Dafür brauchen die Tiere eine wärmende, energiespendende Fettschicht. Um die zu bekommen, müssen sie – zwischen ihren Spieleinheiten – so viel fressen wie möglich.

Aber selbst das reicht nicht. «Ohne die Sippe wären sie aufgeschmissen, die Tiere wärmen sich gegenseitig», sagt Lozza. «Selbst erwachsene Murmeli sind während des Winterschlafs stets auf Messers Schneide, weil er eigentlich zu viel ist für ihren Energiehaushalt. Das ist auch der Grund, warum Weibchen meist nur alle zwei Jahre Junge bekommen, es wäre sonst zu kräftezehrend.» Verständlich, wenn man die kleinen Wirbelwinde sieht!

Geheimtipp

Sie wollen die jungen Murmeltiere gerne mit eigenen Augen sehen? Besonders gross sind die Chancen im Schweizerischen Nationalpark auf der Val Trupchun oder der Wanderung zum Murtersattel (Route 08 auf www.nationalpark.ch).