Phobie
Schrecklicher Entscheid aus Angst vor der Geburt
Die Engländerin hatte eine Phobie – schwanger zu werden und unter entsetzlichen Schmerzen zu leiden, wenn sie ein Baby zur Welt bringen würde.
«Mein Gott, das darf doch nicht wahr sein!» Die Engländerin Carrie Malone (37) starrte an einem Morgen vor neun Jahren entsetzt auf den Schwangerschaftstest, der positiv war. Wie war das möglich? Sie nahm doch die Pille! Für sie stand sofort fest, dass sie das Baby nicht bekommen würde. Schon als Kind hatte sie von ihrer Mutter immer wieder gehört, dass es keine schlimmeren Schmerzen gab als die bei einer Geburt. Es sei, als ob einem der Bauch aufgeschlitzt würde.
Carries Freund war mit einem Abbruch der Schwangerschaft einverstanden. Untersuchungen in der zehnten Woche ergaben dann, dass das Kind behindert sein würde und nicht lebensfähig war. «Auch wenn es zynisch klingt, ich war froh, dass sich das Problem sozusagen von alleine löste», sagt Carrie. Und dennoch: Sie hatte unsägliche Bauchkrämpfe, als die Ärzte das Ungeborene holten. Das zementierte all ihre Ängste vor den Schmerzen einer Geburt.
Unglaublich deshalb, was ein Jahr später geschah: «Meine Brüste schwollen an, ein Zeichen, dass ich wieder schwanger war.» Rückblickend meint Carrie, dass sie wegen Stress bei der Arbeit die Pille wohl das eine oder andere Mal vergessen hatte. Es war erneut klar, dass sie das Kind abtreiben würde. «Als ich die Klinik nach dem Eingriff verliess, war ich erleichtert!» Kurze Zeit danach trennte sie sich von ihrem Freund. Fortan wollte Carrie Single bleiben und auf Sex verzichten.
So vergingen einige Jahre. Doch dann, am 26. Mai 2015, änderte sich alles. «Ich war zu einer Party eingeladen und traf dort auf Wesley. Er war gross, dunkelhäutig und sah unverschämt gut aus.» Auch er fand Carrie unwiderstehlich, bei beiden war es Liebe auf den ersten Blick. Drei Monate danach erklärte sie ihm, warum sie keine Kinder wollte. Er zeigte Verständnis. «Doch die Liebe veränderte mich plötzlich total. Die Sehnsucht in mir wurde immer grösser, ein Baby mit dem Mann zu haben, den ich liebe.» Ein Jahr, nachdem sie zusammengezogen waren, fragte Carrie ihren Partner, ob er sich doch vorstellen könnte, Vater zu werden. Er wünsche sich nichts sehnlicher, war seine Antwort. Carrie setzte die Pille ab und wurde bald schwanger. Die Panik vor der Geburt war natürlich nicht verschwunden. «Doch ich würde den Arzt nach einem Kaiserschnitt fragen. Das sollte die Schmerzen erträglich machen.»
Doch sie änderte ihre Meinung: «Als mein Bauch dicker und dicker wurde und mein Baby begann, sich zu bewegen, löste sich meine Angst in Luft auf. Mich durchströmte eine Welle der Liebe, wie sie werdende Mütter oft beschreiben.»
Im März 2016, vier Tage nach dem errechneten Geburtstermin, wachte Carrie mit starken Bauchschmerzen auf. Wesley brachte sie ins Spital, wo heftige Wehen einsetzten. Im Kreisssaal dann der Schock: «Mein Muttermund war erst einen Zentimeter geweitet, um zu gebären waren jedoch zehn Zentimeter notwendig.» Weinend und schreiend bat Carrie die Ärzte, etwas zu unternehmen. Endlich, nach 28 Stunden, entschlossen sie sich für einen Kaiserschnitt. «Nach diesen schlimmen Schmerzen hatte ich Angst, keine liebevolle Beziehung zu meinem Baby aufbauen zu können.» Doch als sie Lyndon das erste Mal in den Armen hielt, verschwanden alle ihre Bedenken.
Lyndon ist nun ein Jahr alt. «Ich liebe ihn über alles. Ein Kind zu bekommen, ist ein unbezahlbares Geschenk.» Und Carrie will sogar ein zweites Baby. «Ich möchte wieder einen Kaiserschnitt, da meine Angst vor Schmerzen zurückgekommen ist.»
Oft denkt Carrie an das Kind, das sie abtreiben liess und fragt sich, wie es heute wohl aussehen würde. «Damit werde ich leben müssen. Doch alles, was ich jetzt tun kann, ist, die bestmögliche Mutter der Welt zu sein.»