Ablehnung
«Ich war meiner Mutter die ganze Zeit nur lästig»
Die Ablehnung bestimmte ihr ganzes bisheriges Leben. Nach vielen Enttäuschungen hofft Michaela auf bessere Zeiten.
Die meisten Menschen haben Michaela (46) etwas voraus: kindliches Urvertrauen in ihre Eltern. Das sichere Gefühl, dass sie immer für einen da sein werden, egal was kommt. Bei der kaufmännischen Angestellten aus dem deutschen Saarbrücken verlief der Start ins Leben leider nicht so gut: Sie wurde als Kind von ihrer Mutter verstossen, musste sich allein durch die Höhen und Tiefen des Lebens kämpfen.
Michaelas Mutter wurde mit 21 Jahren ungewollt schwanger, trennte sich vom Kindsvater, noch bevor das Baby auf die Welt kam. Ihre Grossmutter erzählte Michaela, dass sich die Mutter zu jung für die Verantwortung fühlte. Die Erziehung eines Kindes traute sie sich nicht zu. «Von meiner Oma weiss ich, dass ich Mutter lästig war. Sie wollte keine Rücksicht auf ein kleines Kind nehmen, lieber frei sein, abends um die Häuser ziehen.»
Also brachte ihre Mutter den Säugling heimlich ins nächste Spital, damit dort für ihn gesorgt wurde. Ihren Eltern erzählte sie nichts. Erst als die frischgebackene Grossmutter nachhakte: «Meine Grosseltern haben sofort das Jugendamt eingeschaltet, dann durfte ich bei ihnen leben.» Doch die Mutterliebe fehlte trotzdem. Ein paar Mal trafen sich die beiden, doch das Verhältnis war immer unterkühlt und reserviert, Umarmungen oder mütterliche Nähe gab es nicht.
Michaela litt darunter, war kaum fähig, Liebe zu geben. Die erste Ehe scheiterte schnell. Nach der Scheidung wanderte Michaela in die Türkei aus, traf Haluk. Bei ihm fühlte sie sich geborgen. Doch die Liebe hatte auch Schattenseiten: Michaela ist rasend eifersüchtig. Es kam zur Trennung – aber sie hofft auf ein Comeback: «Ich will mit Haluk den Fluch der fehlenden Mutterliebe besiegen. 46 Jahre Leiden sind genug.»