Eisvögel
Schwere Zeiten sind vorbei
Erst wurden sie gejagt, dann hatten die Eisvögel Mühe, Nistplätze zu finden. Heute fühlen sie sich in der Schweiz wohl – wenn die Winter nicht allzu kalt sind. Und sie sind derzeit gut zu beobachten.
So schön! Das war der Tenor, als kürzlich ein Eisvogel in der Stadt Basel gesichtet wurde. Kein Wunder: Die Tiere sehen bezaubernd aus, exotisch und sind ein recht seltener Anblick. Gegen 350 Brutpaare leben in der Schweiz. Das ist keine riesige Zahl, dennoch ist Michael Schaad von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach nicht beunruhigt. «Ihr Bestand hat in den letzten Jahren eher zugenommen», erzählt der Biologe.
Eisvögel, die sich von Fischen ernähren und pfeilschnell nach diesen tauchen, brüten an Seen, Weihern und Flüssen des Mittellandes. Sie sind bis auf etwa 700 Meter über Meer anzutreffen und nisten in Bruthöhlen in Steilhängen am Ufer. Die Tiere haben schwere Zeiten hinter sich: Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden sie gejagt, weil sie bezichtigt wurden, den Fischern die Beute zu klauen. Später fanden sie wegen der Kanalisierung von Flüssen keine Nistplätze. «Durch die Renaturierung der Gewässer hat sich das jedoch verbessert», sagt der Biologe. «Zudem wurden in Naturschutzgebieten künstliche Brutwände angelegt, die sie sehr gut annehmen.»
Die Tiere zu beobachten ist gerade zur Brutzeit im Sommer nicht leicht, da sie ein heimliches Dasein führen und zudem nur an beschränkten Orten ideale Bedingungen vorfinden: Sie benötigen Nistplätze, genügend zu fressen und einen Partner. «Im Winter, wenn sie als Einzelgänger unterwegs sind, brauchen sie ausschliesslich Nahrung», sagt Michael Schaad. «Das hat zur Folge, dass sie sich breiter verteilen und daher besser zu entdecken sind. Es lohnt sich also, beim Winterspaziergang Augen und Ohren offen zu halten – sie haben einen durchdringenden, scharfen Ruf. In den erwähnten Naturschutzgebieten sind die Chancen sicherlich besonders gut.»
Obwohl sie auch in der kalten Jahreszeit zurechtkommen, vertragen Eisvögel eines übrigens gar nicht: Eis. Kein Wunder, denn bedeckt eine Eisfläche das Gewässer, an dem sie leben, kommen sie nicht mehr an Nahrung. Deshalb können strenge Winter erhebliche Verluste bedeuten. Das Tröstliche daran: «Sie können diese gut wieder ausgleichen, da sie bis zu dreimal pro Jahr brüten», sagt Schaad. «Nein, um die Eisvögel mache ich mir keine grossen Sorgen.»