Verstossen, aber wieder froh!

Ihre Mütter wollten sie nicht haben, so werden April und June-Junior in einem Spital für Orang-Utans aufgepäppelt. Eine wichtige Sache, denn die Tiere sind bedroht.

Zum Verlieben, diese treuherzigen Augen: Der Anblick der Orang-Utan-Babys geht ans Herz. Es sind Bilder aus der Kinderstation des Bukit Merah Wildlife Centers auf Borneo, das sich für den Schutz der Menschenaffen einsetzt. June-Junior und April, die beiden Patienten, werden mit denselben technischen Apparaten behandelt, wie sie in Kinderspitälern benutzt werden. «Der einzige Unterschied ist, dass diese Kleinen schon viele Monate früher für Trubel sorgen und in ihren Betten rumturnen, als es Menschenkinder tun», sagt Krankenschwester Elia.

Die drei Monate alte June-Junior war, als sie gefunden und eingeliefert wurde, nur 1,1 Kilo schwer und hatte schwere Atemprobleme. «Noch immer muss sie häufig in den Brutkasten, weil ihre Temperatur plötzlich unter die Norm von 35,5 Grad fällt», sagt der Arzt, Dr. Sabapathy. «Aprils Fall dagegen war weniger dramatisch. Sie wurde – wie June-Junior auch – von der Mutter verstossen, diese war ihr gegenüber sehr aggressiv.»

Die Kleinen werden alle zwei Stunden gefüttert, alle 30 Minuten werden ihre Vitalfunktionen überprüft. Dass sie schon wieder recht fit sind, sieht man ihnen an: Sie spielen, schneiden Grimassen, veranstalten Kissenschlachten. Bis sie ein Jahr alt sind, werden sie auf der Kinderstation bleiben, dann in den «Kindergarten» kommen, wo sie auf eine spätere Auswilderung vorbereitet werden.

Ohne menschliche Hilfe hätten es June-Junior und April kaum geschafft – was für die ganze Orang-Utan-Population ein Verlust gewesen wäre. Die Tiere sind vom Aussterben bedroht. «Hauptursache dafür ist das Schwinden des Lebensraums», erklärt Corina Gyssler von WWF Schweiz. «Dies wird durch mehrere Faktoren verursacht: die Abholzung der Regenwälder für die Zellstoffproduktion oder den Palmölanbau, die Zerschneidung der Lebensräume durch landwirtschaftliche Betriebe und Infrastrukturbauten wie Strassen. Ausserdem werden immer wieder Tiere in freier Wildbahn gefangen, um sie als Haus-tiere zu halten.» Umso schöner, dass June-Junior und April in guten Händen sind!

Dr. Sabapathy kontrolliert regelmässig den Zustand seiner Patienten.

Dr. Sabapathy kontrolliert regelmässig den Zustand seiner Patienten. Grosses Bild: Sowohl June-Junior wie auch April wurden von ihrer Mama verstossen.