Erich Vock und Hubert Spiess
«Dies wird unsere Sommerresidenz fürs Alter»
Das Künstlerpaar macht Pläne für später. Dazu gehört ein neues Domizil in Österreich, das in Gehdistanz zu Huberts Elternhaus ist – ein Gasthof, den sein Bruder führt.
Einige berühmte Persönlichkeiten stammen aus dem 800-Seelen-Dörfchen Elbigenalp im nördlichen Tirol: die todesmutige Geierwally (†1915), der berühmte Maler und Lithograf Anton Falger (†1876) und Königin Marie von Bayern (†1889), die ihre Sommer hier verbrachte. Und dann ist da noch Schauspieler, Produzent und Regisseur Hubert Spiess (52), seit 23 Jahren Lebensgefährte und heutiger Ehemann von Schauspieler Erich Vock (54).
Huberts Familie lebt seit «Siebzehnhundertirgendwas» in dem Tal. Königin Maries Sommerresidenz wurde ein Jahr nach ihrem Tod in ein Hotel umgewandelt, das seit 1926 im Besitz der Familie Spiess ist. Traditionellerweise hätte der älteste Sohn der dritten Generation den Gasthof Post übernehmen sollen. Doch Hubert wusste schon früh, dass er in die «weite Welt» hinauswollte. Deshalb führt nun sein Bruder Andreas (46) mit seiner Familie den Betrieb. «Wir sind grundverschieden», sagt Andreas. «Hubert ist der Künstler, ich der Praktiker. Er kann noch nicht mal einen Nagel einschlagen. Bei mir hiess es schon als Kind: ‹Du wirst Koch.› Aber das passt scho.»
Mehrmals pro Jahr besucht Hubert mit Erich und ihrer Hündin Pata seine Heimat. Natürlich, weil er seine Familie gern sieht. Aber neuerdings gibt es auch ein Bauprojekt, welches das Paar nach Elbigenalp führt. Keine fünf Minuten von der «Post» entfernt, haben sich die beiden ein Haus gekauft. Eine ehemalige Bäckerei, in der heute eine über 90-jährige Frau wohnt. «Sie hat ein Wohnrecht bis an ihr Lebensende», erklärt Hubert, als er vor der mit Stuckaturen und Schindeln verzierten, mit Weinreben überwachsenen Frontseite steht. «Wir haben uns bewusst ein Haus hier gesucht, so habe ich einen Fuss in meiner alten Heimat. Und meine Familie freut sich natürlich sehr, dass wir etwas Passendes in ihrer Nähe fanden.» Hubert und Erich werden das Gebäude renovieren – innen und aussen. «Die Fassade soll aber bestehen bleiben, schliesslich ist es das einzige Jugendstilhaus im Tal.»
Das Schauspieler-Paar besitzt bereits ein Anwesen in Spanien und eine Berghütte im Urnerland. Doch die beiden denken an später. «Je älter man wird, desto unangenehmer wird die Hitze im sommerlichen Spanien. Da sind wir dann froh, wenn wir hier unseren Sommersitz haben», so Hubert. Die Urner Hütte, die sie von Erichs Eltern übernahmen, sei nur zu Fuss und umständlich erreichbar. «Spanien behalten wir, wenn es uns im Winter hier zu kalt wird.» Erich meint grinsend dazu: «Wir haben schon unseren Plan B, wenn wir dann mal hinken.»
Oder wenn ihr aktueller Rhythmus nicht mehr so sein sollte wie bisher. Das Regisseur-, Produzenten- und Schauspieler-Paar hat nämlich geschafft, was kaum jemandem in der Künstlerszene gelingt: einen eingespielten Jahresablauf. Im Sommer machen sie jeweils drei Monate Ferien. Von Herbst bis Frühling sind sie dann sowohl mit einer Komödie aus eigener Produktion im Zürcher Bernhard-Theater sowie mit einem selbst produzierten Kindermärchen im Zürcher Hechtplatz-Theater präsent. «Dreiviertel des Jahres sind wir rund sieben Tage pro Woche beschäftigt», sagt Erich. «Vielleicht wollen wir das irgendwann nicht mehr.» Er sei immerhin nur noch elf Jahre vom normalen Pensionsalter entfernt. «Wir sind beide sehr realistisch. Da macht man sich einfach irgendwann Gedanken und plant für die Zukunft. Es ist lässig, eine Alternative zu haben.»
Zu denken gaben den beiden auch zwei Tragödien in Huberts Familie. Vor vier Wochen verstarb seine geliebte Mutter (†80). Vater Hans (85), der im Gasthof wohnt, ist immer noch gezeichnet vom Schicksalsschlag. Und vor einem Jahr wurde Huberts Schwester im Alter von nur 60 Jahren aus dem Leben gerissen. «Wenn so etwas passiert, merkst du: Man sollte den Moment mehr geniessen. Das kommt bei unserem momentanen Arbeitspensum zu kurz», sagt Erich. Er erzählt, er habe Hubert letzte Weihnachten eine Karte mit dem Wort «Montag» drauf geschenkt. «Das bedeutete: Von nun an ist Montag unser freier Tag.» Und das ist wohl erst der Anfang nach bald 30 Jahren unermüdlichem Schaffen.
Theater-Spass
Gleich drei Produktionen bringen Erich Vock und Hubert Spiess in den nächsten Monaten auf die Bühne – und treten auch selbst darin auf: «Stägeli uf – Stägeli ab» heisst es vom 5.10. bis zum 6. 11. 2016 im Bernhard-Theater Zürich. In der Wiederaufnahme des letztjährigen Grosserfolgs sind u. a. Fabienne Louves (Foto, mit Erich Vock), Maja Brunner und Daniel Bill zu sehen. Ab 2.9. bis 9.4. führt die Zürcher Märchenbühne im Hechtplatz-Theater «Das kleine Gespenst» auf – inklusive «Nightmärchen für Erwachsene». Premiere der Komödie «Ausser Kontrolle», u. a. mit Maja Brunner und Viola Tami, ist am 25.1. Bis am 9.4. ist die Komödie um einen Politiker, der fremdgehen will, im Zürcher Bernhard-Theater zu erleben.