Lilo Pulver
«Ich bin hier nichts Besonderes»
In einem intimen Buch blickt die Schweizer Schauspielerin auf ihre Karriere zurück, erzählt vom Leben im Altersheim, ihren Liebsten und Ängsten.
Ihr herzliches Lachen bescherte Liselotte Pulver (86) viele Rollen, die sie unvergesslich machten. «Es wurde irgendwann zu meinem Markenzeichen, weil ich wirklich viel und gern gelacht habe – mit und ohne Grund! Humor spielte bei uns Pulvers eine grosse Rolle», sagt Lilo, die in einer Berner Altersresidenz lebt.
Bis in die 1970er-Jahre drehte sie unermüdlich. «Ich war irrsinnig ehrgeizig», gesteht sie in ihrem neuen Buch (siehe Box). «Ich wollte ganz gross rauskommen, ein Star werden. Ich war mir immer sicher, dass ich das schaffen würde. Ich hatte eine solch unbändige Lust am Spielen und daran, vorwärtszukommen.»
Die schlimmste Zeit war, als sich ihre drogensüchtige Tochter Mélisande († 21) 1989 in den Tod stürzte. «Sie war uns einfach entwachsen, wohnte nicht mehr bei uns. Ich weiss nicht, was damals genau passiert ist», so Lilo, deren Mann Helmut Schmid († 67) nur drei Jahre später starb – nach 30 Jahren Ehe. «Die Zeit schwächt den Schmerz, aber er ist nie ganz weg», sagt sie. «Nach 10, 20 Jahren versucht man es wieder. Aber es ging einfach nicht. Eine richtige Beziehung ist nie mehr zustandegekommen.»
Trotzdem empfindet Lilo ihr Leben als glücklich und erfüllt. «Ich habe alles erreicht, was ich wollte. Ich bin unsagbar glücklich, dass ich noch meinen Sohn Tell, meinen Enkel und meine Schwester habe. Familie bedeutet mir alles.» Das Älterwerden hat für die Schauspielerin, die 2012 ihren Rückzug bekanntgab, auch schöne Seiten: «Ich kann das Nichtstun geniessen. Das war früher undenkbar.» Auch das Leben im Heim sei angenehm: «Hier ist alles geregelt, und ich werde gut versorgt. Wer aber meint, ich sei der Paradiesvogel in der Residenz, der täuscht sich. Ich bin hier nichts Besonderes.» An ein Leben nach dem Tod glaubt sie nicht. «Aber ich hoffe, dass ich mich irre und man einander wirklich wiedersieht.»