Walter Andreas Müller
In den Armen von Marilyn Monroe
Für den Schauspieler ist es ein Geschenk, mit 70 noch so fit zu sein – für Rollen wie jetzt im Musical «Sugar», der Bühnenversion des Filmklassikers «Manche mögen’s heiss» mit dem einstigen Sexsymbol Hollywoods.
Das ist der schönste Arbeitsplatz, den man sich vorstellen kann», schwärmt Marie-Anjes Lumpp (28) alias Sugar. «Und WAM ist so ein ‹Süsser› – ein echt toller Kollege!» Sie und Walter Andreas Müller (70) spielen bis zum 27. 8. gemeinsam auf der Thuner Seebühne im Musical «Sugar», der Adaption des legendären Filmklassikers «Manche mögen’s heiss» mit Marilyn Monroe. Und deren Rolle verkörpert die aus Deutschland stammende Marie-Anjes. Warum man ausgerechnet sie ausgewählt hat, weiss sie nicht. WAM hat jedoch gleich die Erklärung parat: «Sie ist sehr sexy, aber total bescheiden und lieb. Es ist schön, mit ihr zu spielen, eine wunderbare Kollegin. Vor allem aber hat sie den Marilyn-Monroe-Touch voll drauf.»
Die traumhafte Kulisse vor Ort, von der beide begeistert sind, ist für die Schauspieler sogar eine Art Konkurrenz. «Wenn sich im Hintergrund Eiger, Mönch und Jungfrau hoch über dem See rot färben und auch der See seine schönsten Farben beim Sonnenuntergang zeigt, dann sind wir nur noch Statisten», meint WAM. Er spielt Osgood Fielding III., einen betagten, aber noch sehr agilen Millionär. Das Alter ist auch für WAM nur am Rande ein Thema. «Es funktioniert immer noch alles, das ist ein Geschenk. Ich bin gesund und fit, um das alles bestreiten zu können», erzählt er. «Auch stimmlich und tänzerisch halte ich voll mit. Von wem ich diese Gene habe, weiss ich nicht. Auf jeden Fall fühle ich mich rundum wohl.» Dass er keine Altersgebresten hat, ist das eine. «Ich rechne nach oben, dass spätestens ab 80 der Tod näherkommt. Wenn es mehr wird, umso schöner. Ich möchte die nächsten zehn Jahre noch voll geniessen. Jörg Schneider und Stephanie Glaser haben ja um die 80 noch erfolgreiche Kinofilme gedreht. Allerdings zeigen mir kürzlich Verstorbene wie Bud Spencer und Götz George, dass die Luft um mich immer dünner wird.»
Was für eine Berühmtheit WAM hierzulande ist, darüber staunten Marie-Anjes und ihre deutschen Schauspielkollegen. «Wir nahmen einen Apéro auf dem Thuner Mühleplatz. Da kamen viele Leute auf ihn zu, fragten nach Fotos und Autogrammen, auch ganz junge, die ihn kennen und lieben», sagt sie. «WAM ist total bodenständig und uneitel, freundlich und unheimlich lustig, dazu ein grossartiger Schauspieler. Ich konnte viel von ihm lernen, man merkt, wie viel Erfahrung er in diesem Beruf hat.» Und wie fühlt sie sich in der Schweiz? «Pudelwohl! Als passionierte Wanderin werde ich hoffentlich noch Zeit haben, mehr von der Gegend zu sehen.»