Ursula Andress
Ihre unerfüllte Sehnsucht
Ihr Leben war einst sehr bewegt, heute aber ist es ziemlich ruhig geworden. Damit ist die Schweizerin glücklich – sie hat allerdings einen kleinen geheimen Traum.
Ein halbes Leben! Gut vier Jahrzehnte ist es her, seit ich als junge Journalistin erstmals Ursula Andress gegenübersass. Unzählige weitere Treffen sollten folgen, gemeinsame Feste und Essen. Denn Interviews hasste die Schauspielerin, die nächstes Jahr 80 wird. Viel lieber war ihr eine Einladung ins Restaurant, wo sie jeweils viel von sich preisgab und ich eine bodenständige Frau kennenlernte. Andere Stars waren auch privat Diven, sie blieb stets «Ursi», der das Privatleben wichtiger war als Hollywoods Glamour.
So musste man sie auch fast zu ihrem legendären Bond-Auftritt in «007 jagt Dr. No» zwingen, wie sie eben in einem Interview mit der italienischen «Vanity Fair» bekräftigte: «Ich wollte nicht filmen, mich in Szene setzen, hatte keine Lust.» Überzeugt hat sie am Ende die Aussicht auf eine Jamaika-Reise und der Hinweis, dass sie nur zwei Sätze zu sprechen habe. Mit Sean Connery (85), dem damaligen Bond, trifft sich die Bernerin heute noch. Sie pflegt alte Freundschaften, mochte auch alle ihre Filmpartner. «Ausser Frank Sinatra. Ich liebte seine Lieder, aber als Mann war er unerträglich.»
Ursula schaut auf ein bewegtes Leben zurück, das heute einiges ruhiger ist – auch wenn sie jeden Morgen um sechs Uhr aufsteht. «Ich kümmere mich um den Garten, die Blumen, die Katzen. Ich sehe etwas fern. Seit 20 Jahren lese ich keine Zeitung mehr. Einmal in der Woche gehe ich mit Freunden ins Kino. Sie dürfen den Film aussuchen, mir ist alles recht.» Unkompliziert, wie sie immer war. Sie geht in Rom sogar im Schlussverkauf shoppen und nimmt in Restaurants die Reste mit.
Doch so genügsam Ursula Andress ist, eine grosse Sehnsucht hat sie: «Leider bin ich noch nicht Oma, und das tut mir etwas leid», sagt sie. «Dimitri ist jetzt 34. Aber bevor er an so etwas denken kann, muss er sich eine Position schaffen. Er ist sehr intelligent, schreibt und malt sehr schön. Aber heute Arbeit zu finden, ist schwer.»
Ihr Sohn ist ihr Glück. Als er kam, wurde die Karriere zweitrangig. Sie wollte eine Familie, heiraten. Leider klappte es mit Dimitris Vater, Harry Hamlin (63), nicht. «Du musst halt mal ein Auge zudrücken», sagte ich damals zu ihr. Sie lachte bitter: «Glaube mir, ich habe nicht nur ein Auge zugedrückt, sondern beide.» Heute sagt Ursi, dass sie ohne Mann leben könne. Und ohne die Schauspielerei. «Ich würde höchstens eine Rolle annehmen, wo ich nicht mehr als zwei bis vier Sätze zu sagen habe. Ich hatte so viel Glück in meinem Leben, mit dem, was ich gemacht habe. Warum soll ich noch schwer arbeiten?»